Yemenia-Absturz:Frankreich droht mit schwarzer Liste

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Frankreich droht der Unglücks-Airline mit Konsequenzen. Von Marseille aus fliegt bereits jetzt kein Yemenia-Jet mehr auf die Komoren.

Drei Tage nach dem Flugzeugabsturz vor den Komoren hat Frankreich der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit einem Flugverbot gedroht. Es seien "sehr große Anstrengungen" notwendig, damit die Airline nicht auf der Schwarzen Liste der Europäischen Union lande, sagte Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau dem Sender RTL.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy bei einer Gedenkfeier. (Foto: Foto: AP)

Unterdessen hat die jemenitische Fluggesellschaft Yemenia ihre Flüge von Marseille eingestellt. Grund dafür seien die "schwerwiegenden Ereignisse und die gewaltsamen Aktionen der vergangenen Tage", teilte die Fluggesellschaft mit.

Aufgebrachte Komorer hatten seit dem Absturz am Flughafen von Marseille gegen die Fluggesellschaft protestiert. Sie werfen Yemenia den Einsatz "fliegender Särge" auf den Anschlussflügen außerhalb Europas vor. Bei dem Absturz des Airbus sind vermutlich 152 Menschen ums Leben gekommen. Ein Teenager wurde leicht verletzt gerettet und nach Paris gebracht.

Unterdessen hat die Regierung des tropischen Inselstaates eine 30-tägige Trauer angeordnet. Das gab ein Regierungssprecher am Freitag in der Inselhauptstadt Moroni bekannt.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will die Angehörigen der Opfer in der kommenden Woche im Elyséepalast empfangen. Die französische Regierung sagte außerdem zu, einen Flug für die Angehörigen der Opfer des Absturzes auf die Komoren zu organisieren.

Yemenia hatte in den vergangenen Tagen bereits mehrere Flüge streichen müssen, weil es zu gewaltsamen Demonstrationen gekommen war. "Yemenia - Mörder", riefen einige von ihnen. Viele Komorer kritisierten, dass die Sicherheitsvorkehrungen auf den Anschlussflügen extrem lasch seien. Zeugen berichteten von hin und her rutschenden Sitzen, Passagieren, die auf dem Boden säßen und nicht funktionierenden Sitzgurten.

Unterdessen wird vor den Komoren die Suche nach Opfern, Wrackteilen und Signalen des Flugschreibers fortgesetzt. Ein amerikanisches und ein französisches Flugzeug sind im Einsatz. Frankreich hat zudem zwei Militärschiffe und Taucher entsandt.

In Paris gedachten Hunderte Menschen der Opfer der Flugzeugkatastrophe. Zu einer interreligiösen Trauerfeier in der Großen Moschee kamen neben zahlreichen Angehörigen auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und mehrere Regierungsmitglieder. Neben muslimischen Geistlichen waren Vertreter der jüdischen, katholischen und orthodoxen Gemeinde vertreten.

Die vermutlich einzige Überlebende des Flugzeugabsturzes vor den Komoren ist unterdessen in ein Krankenhaus in Paris gebracht worden. Die Französin Bahiya Bakari hatte zehn Stunden im Wasser überlebt, weil sie eine Schwimmweste trug und sich an ein Wrackstück klammerte. Sie erlitt einen Schlüsselbeinbruch und Verbrennungen am Knie. Bahiya wollte ihre Sommerferien in der Heimat ihrer Familie verbringen. Ihre Mutter war ebenfalls in der Maschine.

Die jemenitische Maschine vom Typ A310 war in der Nacht zum Dienstag mit 153 Menschen an Bord kurz vor der Landung auf den Komoren aus bislang ungeklärter Ursache abgestürzt. Die Suche nach den Opfern sowie dem Wrack - an der sich französische, italienische, amerikanische und madegassische Militärs beteiligen - blieb bisher erfolglos. Unter den Opfern sind 66 Franzosen, viele von ihnen mit komorischen Wurzeln. Die 19 Jahre alte Maschine war bei einer Inspektion vor zwei Jahren in Frankreich wegen technischer Mängel aufgefallen. Yemenia betonte, dass das Flugzeug technisch einwandfrei gewesen sei.

© dpa/AP/AFP/Reuters/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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