Winterchaos:SOS im Norden - die Schule bleibt zu

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Sturmtief Daisy hat sich verzogen - das Chaos aber bleibt. Schulen bleiben geschlossen, mehrere Dörfer auf Fehmarn sind kaum zu erreichen. Und: Es soll weiter schneien.

Ein Ende ist noch nicht absehbar: Der Deutsche Wetterdienst rechnet bei Temperaturen von minus vier Grad weiterhin mit Schneefällen. Durch den Neuschnee wird auch weiterhin auf deutschen Straßen, Schienen sowie Start- und Landebahnen Glättegefahr bestehen. Gebietsweise kommt es voraussichtlich weiterhin zu Behinderungen wegen Schneeverwehungen.

Zahlreiche Menschen steckten in der Nacht zum Montag und am frühen Morgen wegen des Schneechaos in ihren Autos fest. Auch im Zug- und Flugverkehr kam es zu massiven Behinderungen. (Foto: Foto: dpa)

Das Sturmtief Daisy ist mittlerweile zwar abgezogen, von einer Rückkehr zur Normalität aber kann keine Rede sein.

Mehrere Dörfer auf der Ostseeinsel Fehmarn waren lange von der Außenwelt abgeschnitten, sind aber mittlerweile wieder erreichbar. Die Räumdienste waren vielerorts die ganze Nacht im Einsatz gewesen. Bereits gegen Mitternacht hat der Deutsche Wetterdienst alle Unwetterwarnungen wegen starker Schneeverwehungen zurückgezogen. Die von Schneemassen eingeschlossenen Dörfer Ostermarkelsdorf und Hinrichsdorf sind seit Mittag wieder erreichbar. "Wir sind harte Insulaner", sagte Inselbürgermeister Otto-Uwe Schmiedt. Die je etwa 40 bis 50 Menschen in den Ortschaften hätten das Eingeschlossensein gut verkraftet. Bis zu 3,5 Meter hohe Schneeverwehungen haben die Zufahrtsstraßen unpassierbar gemacht.

Katastrophenalarm aufgehoben

Im Landkreis Ostvorpommern wurde daraufhin in der Nacht der Katastrophenalarm wieder aufgehoben. Es falle zwar noch immer Schnee, aber die Situation auf den Straßen habe sich beruhigt, sagt ein Sprecher im Schweriner Innenministerium. Die Autobahn A 20 war am Montagmorgen zwischen Anklam und Stralsund weiter vollgesperrt.

Bereits am späten Sonntagabend gab es Entwarnung für die Deiche an der Südküste Fehmarns und in Dahmeshöved auf dem ostholsteinischen Festland. Bis in die Nacht hinein hatten Helfer die von der Sturmflut beschädigten Deiche mit Sandsäcken und Steinen repariert.

"Wir haben eine Entwicklung zum Positiven, es fällt kein Schnee mehr und auch die Pegelstände gehen zurück", erklärte in der Nacht ein Polizeisprecher in Lübeck. Am Wochenende hatte es wegen des Sturmtiefs massive Behinderungen gegeben. Die Polizei registrierte landesweit mehr als 2000 Unfälle.

Schulen: Kein Unterricht im Norden

In Niedersachsen und Schleswig-Holstein bleiben zahlreiche Schulen geschlossen. Im niedersächsischen Kreis Leer fällt der Unterricht an allen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen aus, teilte ein Sprecher der Kreisverwaltung mit. Im Landkreis Hameln-Pyrmont findet der Unterricht nach Verwaltungsangaben nur an den Berufsschulen statt. Wie die Polizei mitteilte, bleiben die Schulen auch in den Landkreisen Lüneburg, Friesland und Holzminden geschlossen.

Im Video: Die Deiche hielten der Sturmflut stand, der Wind flaute am Montag ab. Einige Dörfer auf der Ostseeinsel Fehmarn sind jedoch noch von der Außenwelt abgeschnitten. Weitere Videos finden Sie hier

In Schleswig-Holstein können die Schüler in den Kreisen Ostholstein, Plön, Rendsburg-Eckernförde, Segeberg und Stormarn zu Hause bleiben. In allen Schulen Mecklenburg-Vorpommerns fällt der reguläre Unterricht aus. Betroffen sind auch Berufsschulen und Schulen in freier Trägerschaft, wie das Bildungsministerium des Landes am Sonntag entschieden hatte.

Es gehe darum, Gefährdungen für Schüler aufgrund der extremen Wetterlage und der anhaltend schwierigen Verkehrssituation auszuschließen. Unabhängig davon sollen aber alle Schulen geöffnet sein, nur Unterricht findet nicht statt: Die Schulleiter sind angewiesen, während der geplanten Unterrichtszeiten die Betreuung der anwesenden Schüler zu organisieren.

Autoverkehr: Statistik der Unfälle

Unfälle traten in der Nacht zum Montag allerdings nicht mehr gehäuft auf. Die Autofahrer haben offenbar den Rat von Polizei, Feuerwehr, ADAC und Deutschem Autofahrerverband beherzigt, die zur Gelassenheit im Straßenverkehr aufgerufen hatten. In den am stärksten von Sturmtief Daisy betroffenen Landkreisen Schleswig-Holsteins beruhigt sich die Lage langsam. Trotz des extremen Winterwetters sei es zu keinen Unfällen oder großen Einsätzen gekommen, sagten Sprecher von Polizei und Rettungsdiensten am Morgen in Eutin und Lübeck. Auch die Wasserschutzpolizei meldete keine besonderen Vorkommnisse.

Auch in Nordrhein-Westfalen gab es in der Nacht zu Montag trotz schwieriger Wetterverhältnisse und glatter Straßen nur wenige witterungsbedingte Unfälle. Am gesamten Wochenende gab es nach Angaben der Landesleitstelle der Polizei in Neuss im Rhein-Kreis Neuss etwa 1500 Unfälle durch Eis und Schnee. Dabei starben zwei Menschen. 25 Verkehrsteilnehmer wurden schwer und 111 leicht verletzt.

Zugverkehr: Spät kommt er

Zugreisende im Norden des Landes müssen sich allerdings weiterhin auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Meterhohe Schneeverwehungen behindern weiterhin den Bahnverkehr in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Auf zahlreichen Strecken gab und gibt es Sperrungen und Verspätungen, wie die Bahn mitteilte. In Mecklenburg-Vorpommern waren die Strecken Stralsund-Greifswald-Pasewalk, Neubrandenburg-Güstrow und Karlsburg-Züssow gesperrt.

Auch der Regionalverkehr zwischen Stralsund, Greifswald und Berlin wurde weiträumig umgeleitet. Die Bahn hat zwischen Wolgast und Greifswald sowie zwischen Stralsund und Barth einen Schienenersatzverkehr eingerichtet, der alle zwei Stunden pendelt. Auf der Strecke Lübeck-Bad Kleinen verkehren die Züge witterungsbedingt nur im Zwei-Stunden-Takt.

In Berlin hat der Bahnverkehr in den frühen Morgenstunden mit Ausfällen und Verspätungen begonnen. Die Züge lagen bis zu 40 Minuten hinter dem Fahrplan zurück. Ursache seien Weichenstörungen gewesen, sagte ein Bahnsprecher. Die Probleme seien mittlerweile behoben worden und der Verkehr rolle wieder.

Flugverkehr: Feldbett am Gate

Am Frankfurter Flughafen sei "auf jeden Fall mit einigen Annullierungen und Verspätungen zu rechnen", sagte eine Flughafensprecherin. Die Passagiere müssen sich folglich weiterhin auf Flugausfälle und Verspätungen einstellen. Die meisten Maschinen verspäteten sich um eine gute halbe Stunde. Am Wochenende waren am Frankfurter Flughafen mehr als 300 Flüge ausgefallen, von den Streichungen waren etwa 60.000 Fluggäste betroffen. Tausende verbrachten die Nacht im Hotel, einige campierten auf Feldbetten im Flughafen.

© sueddeutsche.de/dpa/APD/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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