Wilhelmshaven:Hitze hält Norden im Griff: Rekord von 39,1 Grad

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Hannover/Bremen (dpa) - Die Freibäder sind voll, ein Atomkraftwerk schaltet ab: Gluthitze mit Temperaturen in Rekordhöhe hat am Donnerstag Mensch, Natur und Technik im Norden zu schaffen gemacht. Mit Mittagstemperaturen um 35 Grad in Hannover und Bremen war es der bislang heißeste Tag des Jahres. Am Vorabend war in Niedersachsen nach vorläufigen Angaben sogar ein Hitzerekord erreicht worden: 39,1 Grad wurden in der Messstation in Lingen im Emsland gemessen.

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Hannover/Bremen (dpa) - Die Freibäder sind voll, ein Atomkraftwerk schaltet ab: Gluthitze mit Temperaturen in Rekordhöhe hat am Donnerstag Mensch, Natur und Technik im Norden zu schaffen gemacht. Mit Mittagstemperaturen um 35 Grad in Hannover und Bremen war es der bislang heißeste Tag des Jahres. Am Vorabend war in Niedersachsen nach vorläufigen Angaben sogar ein Hitzerekord erreicht worden: 39,1 Grad wurden in der Messstation in Lingen im Emsland gemessen.

Doch noch bevor der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach den Rekord offiziell bestätigte, drohte die Marke schon wieder zu übertroffen zu werden. Es sei möglich, dass es später am Donnerstag wieder einen Hitzerekord für Niedersachsen geben werde, sagte ein Sprecher. „Prädestiniert ist dafür wieder die Station in Lingen - dort rechnen wir mit gut 39 Grad, vielleicht auch einen Ticken mehr.“ Für Freitag wurde nur wenig Abkühlung erwartet.

Die bis dahin höchste Temperatur für Niedersachsen seit Beginn der Aufzeichnungen war am 9. August 1992 an der Wetterstation Unterlüß im Landkreis Celle gemessen worden - damals waren es 38,6 Grad. Der Rekord für Bremen mit 37,6 Grad stammt vom selben Tag; auch diese Marke wackelte am Donnerstag.

Bestätigt wurde dagegen einer neuer Höchststand für ganz Deutschland von 40,5 Grad, gemessen am Mittwoch in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen. Damit wurde die bisherige Höchstmarke von 40,3 Grad in Kitzingen in Unterfranken von 2015 offiziell überboten.

In Braunschweig rief die Stadt die Bürger auf, verdurstende Straßenbäume zu wässern. Bei der Getreideernte setzten wiederholt Defekte an Mähdreschern die Felder in Brand. Andere Hitzefolgen:

ATOMKRAFT: Weil die Temperatur in der Weser steigt, soll das Kernkraftwerk Grohnde im Kreis Hameln-Pyrmont voraussichtlich am Freitagmittag abgeschaltet werden. Ab 26 Grad in der Weser dürfe zum Schutz des Ökosystems der Weser kein wärmeres Kühlwasser mehr eingeleitet werden, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums. Sobald sich die Weser nachhaltig abkühle, werde der Betrieb wieder aufgenommen, teilte der Betreiber Preussen Elektra mit. Dies werde voraussichtlich am Sonntag der Fall sein.

BRÜCKEN UND STRASSEN: Die Hitze verursachte auf Straßen und Brücken Spurrillen im Asphalt. In Bremen musste deshalb die Geschwindigkeit auf der Weserbrücke der staugeplagten Autobahn A1 in Richtung Osnabrück gedrosselt werden. Am Freitag werde der Fahrstreifen ganz gesperrt, sagte Thomas Sauer vom Amt für Straßen und Verkehr. „Unter dem Motorraum der Lkws haben wir Temperaturen von fast 100 Grad gemessen.“ In Wilhelmshaven wurden Öffnungen der historischen Kaiser-Wilhelm-Brücke auf ein Mindestmaß beschränkt, wie die Stadt mitteilte. Die Drehbrücke habe sich in der Länge gedehnt.

WASSERMANGEL: Mehrere Landkreise haben das Abpumpen von Wasser aus Flüssen und Bächen eingeschränkt. Der Kreis Osnabrück nahm schon zu Beginn der Woche etwa 50 erteilte Genehmigungen zurück. Im Kreis Rotenburg (Wümme) gelten nur sechs entsprechende Genehmigungen, im Kreis Cloppenburg etwa zehn. Angesichts der Trockenheit würden momentan keine weiteren Ausnahmen zugelassen, sagte der Sprecher des Kreises Cloppenburg. Ohne Genehmigung darf in Niedersachsen grundsätzlich kein Wasser aus Flüssen und Bächen abgepumpt werden.

STROMAUSFALL: Das Klinikum Links der Weser in Bremen hatte aufgrund der Hitze mit wiederholten Stromausfällen zu kämpfen. Nach Angaben der Feuerwehr fielen vorübergehend drei Trafos aus, worauf die Notstromversorgung ansprang. Schäden habe es keine gegeben. Trotz der Hitze kämen nicht mehr Patienten mit Kreislaufbeschwerden oder Anzeichen für Dehydrierung, sagte ein Krankenhaussprecher.

SCHWIMMVERBOTE: So sehr ein Bad als Abkühlung lockte, warnten die Behörden jedoch an verschiedenen Orten vor dem Sprung in Wasser. Der Kreis Nienburg verschärfte seine Warnungen vor Blaualgen in drei Badeseen. Die Wasserschutzpolizei rief zu Vorsicht beim Baden in der Elbe und im Elbe-Seiten-Kanal auf. An vielen Stellen der befahrenen Wasserstraße sei das Baden ganz verboten. Richtig kühl hatten es am Donnerstag wohl nur Kajakfahrer unterhalb der Okertalsperre im Harz. Dort schoss das Wasser aus den Tiefen der Talsperre mit einer Temperatur von vier Grad durchs Flussbett.

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