Waldbrände in Kalifornien:Giraffe gerettet, Katastrophe abgewendet

Lesezeit: 3 Min.

Giraffenbulle Stanley daheim, auf Saddlerock Ranch. (Foto: Hanni Schmieder)
  • Giraffe Stanley hat in Hollywood-Filmen mitgespielt und ist ein Star auf Instagram.
  • Während der verheerenden Waldbrände im Herbst vergangenen Jahres kursierte im Internet ein Bild, das die Giraffe vor hohen Flammen zeigt.
  • Seitdem herrscht große Aufregung in den sozialen Netzwerken. Prominente wie Khloé Kardashian zeigten sich besorgt um das Tier. Die eigentliche Katastrophe geriet in den Hintergrund.

Von Jürgen Schmieder, Malibu

Stanley ist extrem entspannt an diesem Nachmittag, er kennt ja den Rummel, den die Leute bisweilen veranstalten, wenn sie einen Hollywoodstar erkennen. Sie wollen dann Fotos machen, ein bisschen plaudern, eine kurze Umarmung vielleicht. Stanley macht geduldig mit, er wird schließlich fürstlich dafür entlohnt - mit leckerem Sellerie aus den Händen seiner Fans. Stanley hat in Filmen wie "Jurassic Park" und "Hangover III" mitgespielt, er ist mittlerweile in Rente, so wie die weiße Stute Annie (das Stuntdouble von Shadowfax in "Herr der Ringe") auf der anderen Seite der Steppe. Im Herbst allerdings gab es gewaltige Aufregung um diese Tiere auf der Saddlerock Ranch im kalifornischen Malibu.

Es hatte gebrannt, monatelang, die verheerenden Waldbrände waren die schlimmsten in der Geschichte des US-Bundesstaates an der Pazifikküste. 86 Menschen kamen ums Leben, 27 000 Leute verloren ihr Haus, der Sachschaden allein durch das sogenannte Woolsey Fire in Südkalifornien betrug mehr als sechs Milliarden Dollar. Auf den Fotos, die um die Welt geschickt wurden, wirkte diese oftmals als Paradies bezeichnete Gegend wie der Eingang zur Hölle, und auf einem dieser Bilder war Stanley zu sehen, hinter ihm dieses apokalyptische Feuer in den Bergen von Malibu. Und plötzlich stand ein Tier im Mittelpunkt, nicht mehr der Mensch.

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Gras wächst zurück

Es passierte, was heutzutage immer wieder passiert, wenn sich auf sozialen Netzwerken Ahnungslosigkeit und Prominenz vermischen und einen sogenannten Shitstorm formen. Zuerst beklagte sich Whitney Cummings, Erfinderin der Sitcom "2 Broke Girls" darüber, dass es doch unverantwortlich sei, Stanley und die anderen Tiere angesichts der Gefahr nicht in Sicherheit zu bringen. Als Katalysator diente Khloé Kardashian, die anlässlich der Reality-Show "Keeping Up With The Kardashians" mal auf der Ranch gewesen war: "Ich muss wissen, ob Stanley okay ist - ich fühle mich so schrecklich!" Großer Aufschrei.

Links und rechts des Pacific Coast Highway wächst mittlerweile wieder Gras auf den Hügeln, Bäume und Sträucher sehen erholt aus, nur der schlammige Boden und die Erdrutsche nach den starken Regenfällen der vergangenen Wochen bereiten den Leuten noch Kopfschmerzen. Schuld am Schaden sind nicht Feuer und Regen, schuld ist eben auch der Mensch, der seine Häuser unbedingt dorthin bauen muss, wo es seit Tausenden von Jahren immer wieder brennt. Das führt auch zu der Frage, ob es in Malibu wirklich eine Ranch mit Zebras, Büffeln und Pfauen braucht.

Die Promi-Fitnesstrainerin Jillian Michaels jedenfalls forderte Besitzer Dakota Semler in einem offenen Brief jetzt dazu auf, gefälligst eine neue Bleibe für die Tiere zu finden: "Wie Millionen andere bekomme ich das Bild von Stanley und der Feuersbrunst nicht aus meinem Kopf. Ob Feuer oder nicht: Stanley muss an einen Ort gebracht werden, an dem er aufblüht und nicht nur gelangweilt darauf wartet, dass ihm jemand ein Leckerchen vorbeibringt." Nichts bringt den Menschen eben mehr in Wallung als das Tier.

Stanley ist zu Selfies bereit

Stanley ist einer der Stars auf der sogenannten Giraffe Tour, auf der Menschen für 95 Dollar in Safaribussen über ein Weingut gekarrt werden, exotische Tiere inklusive. Während der Tour können sechs verschiedene Weine probiert und gekauft werden. Als Fotomotive dienen gleichzeitig Lamas, Alpakas, Wasserbüffel und ein paar Bisons, die angeblich mal in einem John-Wayne-Film mitgespielt haben.

Alle Tiere sind freundlich und zu Selfies bereit, der Ausblick über die Berge von Malibu ist herrlich, oder, wie man heutzutage sagt: instagramable, perfekt also für Einträge auf sozialen Netzwerken wie Instagram. Zahlreiche Promis wie etwa der Musiker Sean Combs, die Schauspielerin Selena Gomez oder eben die Kardashians haben bereits Fotos von sich und Stanley veröffentlicht und den Bekanntheitsgrad der Giraffe erhöht, die natürlich einen eigenen Instagram-Account besitzt.

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"Das Foto von Stanley, das während der Waldbrände auf sozialen Netzwerken kursierte, ist aus dem Zusammenhang gerissen", beteuert nun Ranch-Besitzer Dakota Semler: "Hinter der Kamera standen 30 Leute und haben dafür gesorgt, dass er angesichts der Feuer ruhig geblieben ist. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, uns um diese Tiere kümmern zu dürfen." In den kommenden Monaten aber müsse nun erst mal die Ranch wieder aufgebaut werden, auch kleinere Elemente wie etwa eine Treppe für Besucher, damit sich Stanley bei Futtergeben und Fotomachen nicht bücken muss. Wichtiger als die Ranch sei jedoch, dass keines der Tiere durch die Waldbrände verletzt worden sei: "Das ist ein Wunder."

Im Gegensatz zu vielen aufgeregten Prominenten jedenfalls wirkt Stanley ziemlich entspannt. Er blickt geduldig in die Kameras - und kaut am Sellerie. So als wolle er sagen: Hat die Welt wirklich keine anderen Probleme?

© SZ vom 20.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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