Neuseeland hat nach dem Vulkanausbruch auf der Insel Whakaari/White Island die Bergung der Leichen angekündigt. Nachdem sich diese wegen der anhaltenden vulkanischen Aktivität verzögert hatte, sollen Behördenmitarbeiter am Freitag damit beginnen, hieß es. In den vergangenen Tagen wuchs der Druck von Angehörigen, die acht Toten von der Insel zu holen. Befürchtet wird, dass die Leichname nach einer neuen Eruption für immer verschwunden sein könnten.
Laut Polizei hatten sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs am Montag 47 Touristen auf der kleinen Insel in der Bay of Plenty etwa 50 Kilometer vor der neuseeländischen Nordinsel aufgehalten. Zunächst war von sechs Toten die Rede, am Donnerstag teilte die Polizei mit, zwei weitere Menschen seien im Krankenhaus gestorben. Zusammen mit den mutmaßlich acht Toten auf der Insel wird von 16 Toten ausgegangen.
White Island:Warum sich die Insel in eine Todeszone verwandelt hat
Nach dem Vulkanausbruch auf der neuseeländischen Insel hat sich die Zahl der Toten auf sechs erhöht. Warum die Gefahr unterschätzt wurde, erklären jetzt Vulkanologen.
28 Menschen mit Verbrennungen befinden sich weiterhin im Krankenhaus, 23 von ihnen in kritischem Zustand. Einer der Ärzte, Peter Watson, sagte bei einer Pressekonferenz, zur Behandlung der schweren Verbrennungen der Verletzten habe Haut aus den USA bestellt werden müssen. 120 Quadratmeter Haut seien für die Transplantationen nötig, schätzten Krankenhausmitarbeiter.
Whakaari/White Island ist die Spitze eines größtenteils unter Wasser liegenden Vulkans, der als beliebte Touristenattraktion gilt und jährlich von Tausenden Touristen besucht wird. Am Montag waren Rauch und Asche mehr als 3500 Meter hoch in die Luft geschleudert worden. Auch in den folgenden Tagen spuckte der Vulkan immer wieder Rauch und Schlamm.
Nach wie vor stellt sich die Frage, warum den Touristen überhaupt ein Besuch der Insel erlaubt worden ist. Seismologen hatten im November eine erhöhte vulkanische Aktivität festgestellt. Whakaari/White Island ist seit 1953 ein Naturschutzgebiet in privater Hand. Ob je wieder Touristen auf die Insel dürfen, ist unklar.
Die meisten Touristen waren Australier, aber auch US-Amerikaner, Neuseeländer, Deutsche, Briten, Chinesen und Malaysier waren darunter. Viele waren Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs, das Sydney zwei Tage zuvor verlassen hatte.
Australische Verletzte werden in die Heimat geflogen
Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagte, einige verletzte Australier seien in ihre Heimat geflogen worden. Sie sollten in Krankenhäuser in den australischen Bundesstaaten New South Wales und Victoria verlegt und weiterbehandelt werden.
Die zuständige neuseeländische Agentur für die Überprüfung von seismischer Aktivität, GeoNet, senkte den Alarm am Donnerstag auf Stufe 2. Seit Montag habe es keine weitere Eruption gegeben. Am Montag war Alarmstufe 4 erreicht worden; Stufe 5 bedeutet einen großen Ausbruch. Ein weiterer Ausbruch in den kommenden Tagen ist nach Angaben der Agentur weiterhin möglich. Vulkanische Erschütterungen nähmen zu, Dampf und Schlamm würden regelmäßig ausgestoßen.