Verschollene Requisite:Schuhrra!

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Magisch: Die berühmten "Ruby Slippers" aus dem Film von 1939, hier an den Füßen der "Bösen Hexe des Ostens". (Foto: imago stock&people)

Die geklauten Pailettenpumps aus dem "Zauberer von Oz" sind wieder da - nachdem das FBI 13 Jahre lang nach den Schuhen gesucht hatte.

Von Hubert Wetzel, Washington

"Der Zauberer von Oz" ist das amerikanische Märchen. Die Geschichte von der kleinen Dorothy, die von einer Farm in Kansas wegläuft und zusammen mit diversen seltsamen Gestalten allerlei Abenteuer erlebt, wird jedes Jahr in Hunderten Schulen aufgeführt. Um Halloween herum sind Partys, in denen man sich als Blechmann, Vogelscheuche oder Löwe verkleidet, auch bei Erwachsenen beliebt. Die Verfilmung von 1939, ein Musical in knalligen Technicolor-Farben, gilt bis heute als kinematografisches Meisterwerk.

Lieder und Zitate aus dem Film gehören längst zum kulturellen Kanon Amerikas - von "Over the Rainbow" bis "There's no place like home". Der Film gewann 1940 sieben Oscars. Eine ganz wesentliche Rolle spielen in diesem Film die Schuhe, die Dorothy (gespielt von Judy Garland) trägt und die Zauberkräfte besitzen. Zierliche Pumps, über und über mit glitzernden roten Pailletten besetzt - die Ruby Slippers. In der Buchvorlage waren sie silberfarben, aber Silber ist für einen Technicolor-Farbfilm zu langweilig. Insgesamt gibt es fünf Paare von diesen Schuhen, und ihr Wert ist im Lauf der Jahrzehnte in sagenhafte Höhen gestiegen. Ein Paar wurde 1970 bei einer Auktion für 15 000 Dollar verkauft. 30 Jahre später erzielte ein anderes Paar einen Preis von satten 666 000 Dollar.

Kein Wunder also, dass sich auch Kriminelle für so wertvolle Memorabilia interessieren. 2005 stieg ein Dieb in Garlands Heimatstadt Grand Rapids im Bundesstaat Minnesota in ein Museum ein, das der Schauspielerin gewidmet ist und in dem ein Paar der Schuhe ausgestellt war. Er zertrümmerte die Vitrine, in der die Ruby Slippers standen, und verschwand, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen.

13 Jahre lang ermittelten die örtliche Polizei und das FBI

Das war peinlich für das Museum, denn die Schuhe waren eine Leihgabe von einem Sammler. Dieser hatte das Angebot der Museumsleitung abgelehnt, die Schuhe jeden Abend im Safe zu verstauen. Er wollte nicht, dass sie durch das ständige Anfassen und Herumtragen beschädigt werden. Allerdings hatte der Besitzer es sich auch nicht so vorgestellt, dass die Schuhe dann einfach in einem schlecht gesicherten Glaskasten herumstehen. Immerhin waren sie für eine Million Dollar versichert.

13 Jahre lang waren die Schuhe verschwunden, 13 Jahre lang ermittelten die örtliche Polizei und das FBI. Mit Erfolg: Am Dienstag konnten die Ermittler im FBI-Hauptquartier in Minneapolis die Schuhe wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Sie waren bei einem Kommandoeinsatz in der Nähe der Stadt sichergestellt worden. Die Polizei hatte zuvor einen Tipp erhalten, von wem genau, wurde nicht verraten. Anscheinend hatte sich jedoch jemand bei der Versicherungsgesellschaft gemeldet und wissen lassen, er habe Informationen über den Verbleib der Schuhe. Damit wurde auch ein mögliches Motiv für den Diebstahl klar: Erpressung der Versicherung.

Wer die Schuhe einst aus dem Museum gestohlen hat, eventuell in wessen Auftrag, ist aber immer noch unklar. Das FBI ermittelt weiter.

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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