Was ist passiert?
Nicht viel, könnte man hier einfach antworten. Doch das würde denen, die von gruseligen Clowns in den vergangenen Wochen in Angst und Schrecken versetzt wurden, sehr zynisch vorkommen. Wie viele Menschen ernsthaft geschädigt wurden, ist schwer zu sagen: Von "mehreren hundert Fällen" schrieb die Washington Post Anfang Oktober, bezieht sich dabei allerdings auf gesichtete Clowns, nicht auf Straftaten.
Meistens bleibt es dabei, dass die als Clowns maskierten Täter Passanten erschrecken - in einigen Fällen allerdings, indem sie eine Kettensäge, Messer oder Baseballschläger schwenken. Auch von Tätern, die im Schutz der Maske Diebstähle begehen, berichtet die Polizei. In mehreren Fällen kam es dabei zu Verletzten.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, spricht von "schwersten Straftaten". Zwar ist das Verkleiden an sich nicht verboten. Doch sobald sich jemand verletzt oder der Täter sein Opfer bedroht, liegt ein Straftatbestand vor.
Wo sind die Horror-Clowns gesichtet worden?
Zuerst ist das Phänomen Anfang August im US-Bundesstaat South Carolina aufgetreten. Dort musste die Polizei Informationen nachgehen, wonach als Clowns verkleidete Männer Kinder in den Wald lockten. Die Vorwürfe stellten sich als falsch heraus, doch seitdem tauchen allerorten Horror-Clowns auf.
Inzwischen behaupten zahlreiche Medien, dass eine "Horror-Clown-Welle" mit Dutzenden Fällen auf Großbritannien, Australien, Schweden und Deutschland übergeschwappt sei.
Die britische Polizei befürchtet, dass es sich nicht nur um Einzeltäter und Trittbrettfahrer handelt, sondern möglicherweise etwas Größeres dahinterstecke. In diesem Zusammenhang untersuche sie verschiedene Profile in sozialen Netzwerken. Eine ähnliche Grusel-Clown-Welle gab es 2014 in Frankreich.
Warum ist die Panik so groß?
Horror-Clown-Videos sind virale Hits, manches sogenannte "Prank Video" ("prank" ist der englische Begriff für Streich) wird auf Youtube zig Millionen Mal angeschaut. Und je öfter die Menschen etwas sehen, desto eher halten sie es für wahr. Die Washington Post zitiert in diesem Zusammenhang den Wissenschaftler Loren Coleman, der mystische Phänomene wie das Monster von Loch Ness erforscht. Er tut die Diskussion um Horror-Clowns als damit vergleichbare Massenhysterie ab.
Ja, anders als Nessie gibt es kriminelle Clowns wirklich. Die Panik steht jedoch in keinem Verhältnis zur bestehenden Gefahr.
Wie reagieren andere Clowns auf die Horror-Clown-Meldungen?
Es handele sich bei den maskierten Erschreckern keinesfalls um "echte Clowns", lassen die mitteilen, die sich selbst dafür halten: die lustigen Kindergeburtstags-Quatschmacher mit den großen Schuhen und den roten Nasen. Bibbledy Bob vom britischen Verband "Clown International" lässt verlauten, dass "diese Idioten" vieles kaputt machen würden. Er befürchtet, dass echten Clowns größerer Imageschaden entstehen könnte, der sie Einkommen und sogar ihre berufliche Existenz kosten könnte.
Auch der Verband "Clowns in Medizin und Pflege Deutschland" nimmt Anstoß an dem Phänomen der Grusel-Clowns und spricht ihnen den Begriff Clown ab. Medien sollten diese Maskenträger lieber "Grinsefratzen" nennen und ihnen weniger Aufmerksamkeit widmen, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Die Späße der Klinikclowns gingen niemals auf Kosten anderer, sondern sie seien positive Figuren, die "bunte Momente schenken" und aufheitern wollten.
Fast-Food-Konzern McDonalds hat auf die Clown-Hysterie reagiert, indem er seinem Maskottchen Ronald McDonald eine Zwangspause verordnet hat. Zahlreiche Läden in den USA verkaufen wenige Tage vor Halloween keine Clownskostüme mehr. Unter anderem hat Target, eine der größten Einzelhandelsketten, sämtliche Clownsaccessoires aus dem Sortiment genommen.
Zu besonders scharfen Mitteln griff ein Landkreis in Missouri: Im Kemper Country ist es dieses Jahr verboten, sich öffentlich in einem Clownskostüm zu zeigen. Die Washington Post kommentierte, dass dieses Verbot vermutlich gegen die amerikanische Verfassung verstoße.