England:Schluss mit lustig

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Im Stephen-King-Film "Es" terrorisiert ein Clown eine Kleinstadt. (Foto: imago)

In England jagen Unbekannte den Bürgern auf besonders perfide Art Angst und Schrecken ein: als aggressive Clowns.

Von Björn Finke

Sie springen hinter Büschen hervor oder von Bäumen herab. Sie verfolgen Kinder auf dem Schulweg. Und sie sehen gruselig aus: In Großbritannien machen gar nicht lustige Clowns seit ein paar Wochen die Straßen unsicher. In mehreren Städten gingen bei der Polizei Beschwerden ein über Unbekannte mit Clownsmasken, die Passanten erschrecken. Es sind keine fröhlichen Masken, sondern Fratzen - Horrorverkleidungen, wie sie manche zu Halloween tragen. Die Polizei fürchtet, dass der Spuk bis Ende Oktober noch schlimmer wird.

Einige der Clowns fuchteln mit Messern herum, andere mit Baseballschlägern, verletzt wurde bislang niemand: Den Tätern geht es nur darum, Menschen Angst zu machen. Inspiration finden die Störenfriede in den USA. Dort wurden schon im Sommer die ersten Gruselclowns gesichtet, entsprechende Fotos verbreiteten sich über soziale Medien, und nun ist der üble Spaß also im Ausland angekommen. Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Australien und Neuseeland treiben derart Maskierte ihr Unwesen - und auch in den USA findet der Unfug derzeit wieder statt.

In England haben es die Clowns sogar auf die Titelseiten der Boulevardblätter geschafft. Die Polizei klagt, die bösen Streiche hielten die Beamten von Wichtigerem ab. Ein 19-jähriger Student wurde kurzzeitig festgenommen, nachdem er in einem Clownskostüm und mit einer echten Kettensäge die Kommilitonen seiner Londoner Universität erschreckt hatte. Er entschuldigte sich dafür. Und ein arbeitsloser 18-Jähriger muss 90 Pfund (knapp 100 Euro) Geldbuße zahlen, weil er Kinder vor seiner früheren Schule in Südwales ängstigte. Die Polizei beschlagnahmte seine Maske.

Professionelle Spaßmacher fürchten schon um den Ruf ihres Berufsstands. Der Clown Bibbledy Bob, Sprecher des Verbands Clowns International, sagt, "diese Idioten" würden viel Gutes kaputt machen. Sie gefährdeten etwa Clown-Vorführungen für kranke Kinder: Rob Bowker - so heißt Bibbledy Bob bürgerlich - sagt, Krankenhäuser könnten Clowns von ihren Fluren verbannen, wenn sie befürchten, dass der Anblick manche Kinder ängstige. Der Verband warnt, der Imageschaden könne Clowns Einkommen und sogar ihre berufliche Existenz kosten.

Auch der Fastfood-Kette McDonald's schaden die üblen Späße: Das Unternehmen lässt sein Maskottchen Ronald McDonald - einen Clown - in den USA vorerst nur noch bei wenigen, ausgewählten Veranstaltungen auftreten, wie ein Sprecher am Mittwoch mitteilte.

Der bekannteste böse Clown aus Büchern und Fernsehen ist Pennywise, erschaffen von Stephen King in seinem Horrorschocker "Es". Der amerikanische Autor meldete sich bereits auf Twitter zu Wort und rief zu einem Ende der "Clown-Hysterie" auf: "Die meisten von ihnen sind gut, sie erfreuen die Kinder, bringen Menschen zum Lachen." Die meisten, aber eben nicht alle.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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