Kalifornien:US-Gericht verurteilt deutschen Lehrer wegen Sexualdelikts zu Haftstrafe

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Der 32-Jährige war 2019 nach Kalifornien gereist, um sich dort mit einer 15-Jährigen zu treffen. Der Anwalt des Mannes hatte vor Gericht argumentiert, dass nach deutschem Recht keine Straftat vorliege.

Wegen eines Sexualdelikts ist ein Deutscher in Kalifornien zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Eine Richterin in Oakland setzte das Strafmaß am Donnerstag bei einer Gerichtsanhörung fest. Der jetzt 32 Jahre alte Lehrer aus Baden-Württemberg war im August 2019 während einer dreiwöchigen Urlaubsreise im nordkalifornischen Brentwood festgenommen worden. Dort hatte er sich mit einer 15-Jährigen getroffen, die er im Oktober 2018 über eine Gaming-Plattform kennengelernt hatte.

Der Mann war angeklagt, mit der Absicht in die USA gereist zu sein, sexuellen Kontakt mit einer Minderjährigen zu haben. Im Januar hatte er sich schuldig bekannt. Die Staatsanwaltschaft hatte auf eine zehnjährige Haftstrafe gedrungen, die Verteidigung plädierte dafür, dass die schon verbüßte einjährige Untersuchungshaft als Bestrafung ausreiche. Die Richterin wählte einen Mittelweg.

In roter Gefängniskleidung und wegen der Corona-Pandemie mit Schutzmaske erschien der Deutsche zu der Anhörung. Mehrmals wischte er sich Tränen aus dem Gesicht. "Was ich getan habe, war falsch", entschuldigte er sich. "Mein ganzes Leben lang wollte ich nie jemanden verletzen." Durch "tiefe Gespräche" während ihrer langen Online-Beziehung habe er starke Gefühle für seine Bekannte entwickelt. Das Mädchen habe sich anfangs als junge Frau von über 20 Jahren ausgegeben und erst später sein wahres Alter genannt.

Verteidiger: Keine Straftat in Deutschland

Bei dem über dreiwöchigen ersten Besuch in den USA im vorigen August war es zu zahlreichen Treffen gekommen, mit Kino- und Restaurantbesuchen, aber auch zu gemeinsamen Übernachtungen im Hotel. Der Strafverteidiger des Angeklagten wies bei der Anhörung darauf hin, dass es zwar sexuellen Kontakt gegeben habe, aber kein Geschlechtsverkehr stattgefunden habe. Der Teenager sei die intime Beziehung freiwillig eingegangen. Nach juristischen Maßstäben in Deutschland würde keine Straftat vorliegen, argumentierte der Verteidiger.

In den USA sind die Gesetze allerdings strikter. Minderjährige könnten keine Einwilligung geben, machte die Anklage geltend. Der Deutsche hätte die hiesigen Gesetze kennen und beachten müssen.

Auch die Mutter des Mädchens meldete sich vor Gericht unter Tränen zu Wort. Die ganze Familie hätte unter dem Vorfall gelitten und bei Therapeuten Hilfe suchen müssen. Sie wollte aber nicht die Höchststrafe, sondern eine "faire" Strafe für den Angeklagten.

Die Tochter hatte ihren Eltern die Beziehung mit dem Deutschen zunächst verschwiegen und vorgegeben, sie würde bei Freundinnen übernachten, als er in Kalifornien zu Besuch war. Die Mutter schöpfte jedoch Verdacht und alarmierte die Polizei.

Der Deutsche befindet sich seit seiner Festnahme in einem Gefängnis in Nordkalifornien. Wie sein Anwalt der dpa auf Anfrage mitteilte, wird die Zeit in der Untersuchungshaft auf die nun verhängte und etwas reduzierte Strafe angerechnet. Der Mann muss damit noch 13 Monate hinter Gittern verbringen. Der Verteidiger will sich nun um eine Verlegung seines Mandanten in ein Gefängnis an der US-Ostküste bemühen, um ihm die Kommunikation mit seiner Familie in Deutschland zu erleichtern. An der Ostküste beträgt die Zeitverschiebung lediglich sechs Stunden, an der Westküste sind es neun.

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