Urteil in Berlin:Haftstrafe für tödliche Messerattacke am Alexanderplatz

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Blumen liegen im August 2014 in Berlin am Tatort. Nun wurde der Täter der tödlichen Messerstecherei verurteilt. (Foto: dpa)
  • Nach der tödlichen Messerattacke am Alexanderplatz hat das Landgericht Berlin den Täter wegen Totschlags verurteilt.
  • Der 19-Jährige muss für sieben Jahre und acht Monate ins Gefängnis.
  • Im August 2014 hatte er einen 30-Jährigen erstochen, Täter und Opfer kannten sich nicht.

Gefängnisstrafe für Messerattacke am Alexanderplatz

Ein halbes Jahr nach einem tödlichen Messerangriff auf dem Alexanderplatz hat das Landgericht Berlin den Täter zu sieben Jahren und acht Monaten Jugendhaft verurteilt. Der 19-Jährige sei des Totschlags schuldig, entschieden die Richter.

Im August 2014 hatte der junge Mann seinem Opfer ein langes Messer in die Herzgegend gerammt. Der Bademeister verblutete. Zuvor hatte der 30-Jährige einen Streit schlichten wollen, den der Jugendliche mit einer ihm fremden Frau gesucht hatte. Der 19-Jährige hat die Tat zugegeben, zugleich aber erklärt, er habe nicht töten wollen. Sein Opfer kannte er nicht.

Motiv bleibt unklar

Es sei eine Tat ohne erkennbaren Anlass, sagte Richter Norbert Nowak. Der Fall zeige, welche schweren Folgen es haben könne, "wenn junge Männer mit Messern unterwegs sind, unter Drogen stehen und eine niedrige Reizschwelle haben". Das Gericht sprach von einer "Spontantat mit bedingtem Tötungsvorsatz".

Das Tatmotiv sei unklar geblieben. Der Angeklagte habe sich möglicherweise gedemütigt gefühlt. Weil er nächtelang nicht geschlafen und Drogen konsumiert hatte, habe der Täter die "tatsächliche Situation nicht richtig reflektiert". Das Gericht ging von verminderter Schuldfähigkeit aus. Anders als die Staatsanwaltschaft sahen die Richter keine Heimtücke: Ein bewusstes Ausnutzen der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers sei nicht festgestellt worden.

Anklage prüft Rechtsmittel

Die Anklage hatte zuvor neun Jahre Jugendstrafe wegen Mordes verlangt. Man werde Rechtsmittel prüfen, sagte ein Anklage-Vertreter am Montag nach dem Urteil. Für die Familie des Getöteten sagte Anwalt Roland Weber, die Tat sei Ergebnis einer langen Fehlentwicklung - der vorbestrafte 19-Jährige sei jahrelang vom Jugendamt betreut worden. "Wenn deutlich früher klare Zeichen gesetzt worden wären, wäre es nicht so weit gekommen."

Die Verteidigerin Jugendlichen hatte dagegen maximal sechs Jahre Haft gefordert. "Es tut mir unendlich leid", hatte die Anwältin zum Prozessauftakt im Namen ihres Mandanten erklärt. "Ich kann es immer noch nicht fassen, dass durch meine Schuld ein Mensch gestorben ist." Der junge Mann habe vor der Tat drei Tage lang nicht geschlafen und Drogen genommen. Er habe bei dem Streit das Messer reflexartig gezogen, als der 30-Jährige auf ihn zukam. Sie hätten sich gegenseitig beschimpft. Er habe dem Unbekannten aber nur in den Arm stechen wollen. Die Staatsanwaltschaft hatte diese Darstellung bezweifelt.

Rund um den Alexanderplatz kommt es immer wieder zu brutaler Gewalt. 2012 wurde in der Nähe des Platzes im Zentrum der Hauptstadt der 20-jährige Jonny K. niedergeprügelt. Er starb wenig später an Gehirnblutungen. Sein Tod hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.

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