Unglück in Ungarn:Aluminiumfabrik soll wieder in Betrieb gehen

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Weiter wie vor der Giftschlammkatastrophe: Die Arbeit in dem ungarischen Aluminiumwerk soll noch in dieser Woche wieder aufgenommen werden.

Die ungarische Aluminiumfabrik, aus der vergangene Woche eine Welle giftigen Schlamms ausgelaufen war, soll in Kürze wieder in Betrieb gehen. Der von der Regierung mit der Leitung der Firma beauftragte Chef des ungarischen Katastrophenschutzes, György Bakondi, sagte, die Produktion werde am Donnerstag oder Freitag wieder angefahren.

Ein Luftbild von der mit Giftschlamm bedeckten Gegend um den gebrochenen Damm. (Foto: dpa)

Die Zahl der Todesopfer der Katastrophe stieg inzwischen auf neun. Die ungarische Regierung kam am Mittwoch in der Katastrophenregion zusammen, um die Aufräumarbeiten zu begutachten. Anschließend fand eine Kabinettsitzung in Veszprem, etwa 20 Kilometer vom Katastrophengebiet entfernt, statt.

Der als Leiter der Fabrik eingesetzte Katastrophenschutzchef Bakondi sagte bei einer Pressekonferenz mit Innenminister Sandor Pinter in Veszprem, die Anlage zur Vorheizung der Fabrik sei bereits eingeschaltet, und sobald die richtige Temperatur erreicht sei, werde "die Produktion wieder starten". Pinter sagte, in der kleinen Stadt Devescer, die von der Giftschlammkatastrophe schwer getroffen wurde, sei "das Leben wieder sicher".

Die Behörden wollten dem Innenminister zufolge noch am Mittwoch die Vorwarnstufe zum Verlassen des Ortes aufheben, der nach der Evakuierung des Dorfes Kolontar am Samstag verhängt worden war. Die Bewohner von Kolontar könnten am kommenden Samstag wieder in ihre Häuser zurückkehren. Bis dahin sollten die Arbeiten an neuen Schutzvorrichtungen an der Aluminiumfabrik abgeschlossen sein. Das für das Werk verantwortliche Unternehmen MAL steht nach einer Eilentscheidung des ungarischen Parlaments unter staatlicher Kontrolle. MAL-Chef Zoltan Bakonyi war am Montag festgenommen und in Gewahrsam genommen worden.

Am Mittwochnachmittag sollte ein Gericht in Veszprem entscheiden, ob er in Untersuchungshaft kommt. Laut einem Bericht der ungarischen Zeitung Nepszabadsag wussten Bakonyi und weitere Leiter der Firma bereits mehrere Wochen vor der Katastrophe, dass aus Rissen am Auffangbecken giftiger Schlamm auslief. Am Montag vergangener Woche brach schließlich das Auffangbecken der Aluminiumfabrik nahe Ajka, 160 Kilometer westlich von Budapest. Eine Flut von rotem Schlamm ergoß sich über die umliegenden Dörfer und verbreitete sich auf einem 40 Quadratkilometer großen Gebiet über Bäche und Flüsse bis hin zur Donau.

Die Katastrophe ist der größte Chemieunfall in der Geschichte des osteuropäischen Landes. Am Wochenende war die Furcht vor einer zweiten Giftschlammwelle aufgekommen, nachdem erneut Risse am Damm eines Auffangbeckens festgestellt worden waren. Ein neuer Damm wurde inzwischen fertiggestellt, zwei weitere sind im Bau. Den Bewohnern der betroffenen Ortschaften wurde weiterhin geraten, wegen einer hohen Staubkonzentration in der Luft Atemschutzmasken zu tragen.

Neben der EU wollte nun auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Experten nach Ungarn entsenden, um die dortigen Behörden bei der Untersuchung der Folgen des Chemieunfalls zu unterstützen. Ein Bewohner aus dem am schlimmsten betroffenen Dorf Kolontar erlag am Mittwochmorgen im Krankenhaus seinen Verletzungen, wie der Katastrophenschutz mitteilte. Es handle sich um einen älteren Menschen. Bei dem Unfall wurden 150 Menschen verletzt. Noch immer befinden sich 45 von ihnen im Krankenhaus.

© sueddeutsche.de/AFP/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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