Als der Tsunami vor fünf Jahren Otsuchi überfiel, da hatte Kozo Hirano mit Kollegen im Rathaus gerade begonnen, eine Kommandozentrale einzurichten. Das Erdbeben hatte im Fischerstädtchen erhebliche Schäden angerichtet. Die Tsunami-Warnung, die ergangen war, beunruhigte den Beamten dagegen kaum. Otsuchi hatte eine zehn Meter hohe Schutzmauer - so hoch, dass man die Bucht vom Rathaus aus nicht sah.
Als die Sturmflut über die Mauer schwappte und sie teilweise niederriss, versuchten die Beamten, sich aufs Rathausdach zu retten. Aber die Treppe war eng, die meisten schafften es nicht. Vierzig kamen um, auch der Bürgermeister.
"Vor meinen Augen wurden einige meiner Kollegen vom Dach geschwemmt", erinnert sich Hirano. Auf die Fluten folgte ein Feuer, Otsuchi brannte drei Tage. "Ich dachte oft, es wäre einfacher gewesen, ich wäre auch gestorben", sagt der 60-Jährige.
Er hat weiter gemacht und ist seit vorigem Jahr der Bürgermeister von Otsuchi. Von 16 000 Einwohnern sind 813 umgekommen, 421 gelten als vermisst. 60 Prozent der Häuser wurden zerstört. Es dauerte vier Jahre, bis die Trümmer wegräumt waren.
Und der Wiederaufbau gestalte sich umso schwieriger, sagt Hirano, da aus Otsuchi noch mehr Menschen abwanderten als anderswo aus der Provinz. Vor allem junge Familien.
Der neue Schutzwall wird noch höher
Vom Kulturzentrum auf dem Shiroyama-Hügel, in dem die Verwaltung Unterschlupf gefunden hat, geht der Blick über das brachliegende Flussdelta, auf dem das Städtchen stand. Geblieben ist nur die Ruine des alten Rathauses, man streitet, ob sie als Mahnmal erhalten werden soll, oder ob ihr Anblick die Überlebenden zu sehr schmerzt.
Ansonsten ist der einstige Ortskern eine riesige Baustelle, die ganze Ebene wird um vier Meter angehoben. Die Schutzmauer, die den Fluten nicht standhielt, wird durch eine stärkere, mit 14,3 Meter noch höhere ersetzt. Den Tsunami von 2011 könnte auch sie nicht stoppen, seine Wellen waren 16 Meter hoch.