Nobelpreisträger tritt von Professur zurück
Der britische Nobelpreisträger Timothy Hunt zieht Konsequenzen aus einem sexistischen Kommentar bei einer Journalistenkonferenz. Er tritt von seiner Position als Honorarprofessor am University College London (UCL) zurück.
Am Montag hatte der 72-Jährige bei der Weltkonferenz der Wissenschaftsjournalisten in Südkorea mit dieser Aussage über Frauen in der Forschung Empörung ausgelöst: "Lassen Sie mich über meine Probleme mit Mädchen sprechen. Drei Dinge passieren, wenn sie im Labor sind: Du verliebst dich in sie, sie verlieben sich in dich und wenn du sie kritisierst, weinen sie."
Das UCL bestätigte Hunts Rücktritt auf seiner Internetseite. Die Universität ergänzt: "Das UCL war die erste englische Universität, die Frauen zu gleichen Bedingungen wie Männer als Studenten zugelassen hat." Daher sei dieses Ergebnis im Einklang mit dem Eintreten der Hochschule für Geschlechtergerechtigkeit.
Er sei ein "chauvinistisches Schwein"
Am Mittwoch entschuldigte sich Hunt bereits im britischen Radiosender BBC 4: "Es tut mir sehr leid, wenn ich jemanden beleidigt haben sollte." Es stimme, dass sich jemand im Labor in ihn und er sich auch in jemand anderes verliebt habe, rechtfertigte Hunt seine Aussagen, die er am Montag bei einer Konferenz in Südkorea getätigt hatte. Liebe im Labor sei "störend für die Wissenschaft", sagte Hunt. Er habe "nur ehrlich" sein wollen, ergänzte der Nobelpreisträger, nannte sich selbst aber dennoch ein "chauvinistisches Schwein".
Hunt erhielt den Nobelpreis 2001 zusammen mit zwei anderen Wissenschaftlern für seine Arbeit auf dem Gebiet der Zellforschung.
Forschungsgesellschaften distanzieren sich von Hunt
Die britische Forschungsgesellschaft Royal Society distanzierte sich in einer Mitteilung im Internet von ihrem Mitglied Hunt: "Die Wissenschaft muss die forscherischen Fähigkeiten der gesamten Bevölkerung nutzen", schrieb die Gesellschaft und fügte deutlich hinzu, "die Wissenschaft braucht Frauen". Zu viele talentierte Menschen nutzten ihr Potenzial wegen Problemen mit Sexismus nicht und die Royal Society sei entschlossen, dies zu ändern, hieß es.
Dorothy Bishop, Professorin für neuropsychologische Entwicklung an der Universität Oxford, sagte, Hunts Kommentare rührten "am Kern der Vorurteile über Frauen in der Wissenschaft". Dabei gehe es um die Auffassung, weibliche Forscher seien wegen zu großer Emotionalität nicht ernst zu nehmen und lenkten männliche Kollegen durch ihre sexuelle Anziehungskraft von der Arbeit ab. Die Professorin Anne Glover, ehemalige wissenschaftliche Chefberaterin des EU-Kommissionspräsidenten, sagte, Hunts Ansichten über Frauen seien "hoffentlich auf eine frühere Generation beschränkt".
Doch dass Sexismus und Belästigung gerade in der wissenschaftlichen Forschung auch aktuell noch ein großes Thema ist, zeigt der Fall einer amerikanischen Studentin. Diese hatte sich an eine bekannte Forscherin und Kolumnistin gewandt: Ihr Betreuer schaue ihr regelmäßig in den Ausschnitt. Was riet die ältere Kollegin der Nachwuchswissenschaftlerin? Die junge Frau solle die Blicke mit "guter Laune" nehmen und sich klarmachen, es gäbe Schlimmeres.