Terrorismus:Spanische Terrorermittler verfolgen neue Spur

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Weiter hohe Präsenz: Schwer bewaffnete Polizisten patrouillieren in Barcelona. (Foto: Matthias Balk)

Barcelona (dpa) - Die spanischen Terrorermittler fahnden nach der Terrorattacke von Barcelona weiter nach dem mutmaßlichen Fahrer des Anschlagswagens. Am Sonntag hatten die Sicherheitskräfte via Twitter erklärt, es gebe eine neue Spur.

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Barcelona (dpa) - Die spanischen Terrorermittler fahnden nach der Terrorattacke von Barcelona weiter nach dem mutmaßlichen Fahrer des Anschlagswagens. Am Sonntag hatten die Sicherheitskräfte via Twitter erklärt, es gebe eine neue Spur.

„Wir sind sehr nah an einer Person dran, die mit beiden Attentaten in Verbindung steht.“ Welche Rolle die Person bei dem Anschlag genau gespielt haben könnte, blieb zunächst offen. Polizeichef Josep Lluis Trapero räumte ein, dass einer der Verdächtigen bereits das Land verlassen haben könnte.

Bei dem Anschlag auf der Flaniermeile Las Ramblas waren am Donnerstag 13 Menschen getötet worden. Wenige Stunden später starb zudem eine Frau in der südwestlich gelegenen Küstenstadt Cambrils, wo wohl ein weiterer Anschlag vereitelt wurde. Die Frau wurde von mutmaßlichen Terroristen auf der Flucht tödlich verletzt, die Täter wurden erschossen.

Berichten zufolge gilt der 22-jährige Younes Abouyaaqoub als Hauptverdächtiger. Allerdings konnte Trapero nicht bestätigen, dass der Marokkaner tatsächlich den Lieferwagen gesteuert hat.

Die Behörden gehen davon aus, dass die Attacken in Barcelona und Cambrils von einer islamistischen Terrorzelle mit zwölf Mitgliedern verübt wurden. Fünf davon wurden in Cambrils erschossen, vier kurz nach der Tat festgenommen - sie sollen voraussichtlich am Dienstag dem zuständigen Ermittlungsrichter in Madrid vorgeführt und verhört werden. Nach drei weiteren werde gefahndet, sagte Trapero. Allerdings seien zwei von ihnen „mit größter Wahrscheinlichkeit tot“ - denn nach einer Explosion am Mittwoch seien in den Trümmern eines Hauses in Alcanar die Überreste von mindestens zwei Menschen gefunden worden.

Die Explosion steht offenkundig in direktem Zusammenhang mit dem Anschlag in Barcelona und dem vereitelten Angriff in Cambrils. In dem Haus hatte die Terrorzelle 120 Gasflaschen gehortet. Damit sollten nach Vermutung der Ermittler ein oder mehrere noch größere Attentate verübt werden als jenes vom Donnerstag, das möglicherweise nur der improvisierte Plan B war.

Die Mutter des Hauptverdächtigen Abouyaaqoub appellierte an ihren Sohn, sich zu stellen. „Mir ist es lieber, er kommt ins Gefängnis, als dass er stirbt.“ Der Vater von zwei der in Cambrils getöteten Terroristen versicherte in der Zeitung „La Vanguardia“, er habe von der Radikalisierung seiner Söhne nichts gewusst. „Ich weiß nicht, was sie meinen Söhnen in den Kopf gesetzt haben. Aber ich kann versichern, dass es gute, normale Kinder waren.“

Nach Ansicht des Terrorexperten Guido Steinberg muss Europa weiterhin mit verheerenden Attentaten der Terrororganisation IS rechnen, die sich auch zum Anschlag in Barcelona bekannte. Zwar habe die Qualität der Anschlagspläne nachgelassen, weil die Extremisten in ihren Kerngebieten in Syrien und im Irak unter Druck geraten seien, sagte der Mitarbeiter der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) der Deutschen Presse-Agentur. Die Vorgänge in Katalonien zeigten aber, dass der IS nicht so schwach sei, wie von einigen zuletzt behauptet.

In Deutschland heizte der Anschlag von Barcelona die Debatte um mehr Schutz vor Terroristen und um die Sicherung deutscher Großstädte vor Attacken mit Fahrzeugen an. Der Deutsche Städtetag unterstützt die Forderung von Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU), Innenstädte durch bauliche Maßnahmen wie Poller besser zu schützen. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy warnte jedoch davor, sich die Stadtgestaltung von Bedrohungsszenarien diktieren zu lassen.

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