Berlin:Jahrestag des Terroranschlags: Glocken läuten zwölf Minuten

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Berlin (dpa/bb) - Ein Jahr nach dem islamistischen Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt wird mit mehreren Gedenkveranstaltungen an die Opfer erinnert. Bereits am Montagnachmittag, einen Tag vor dem Jahrestag, empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt Verwandte der zwölf Todesopfer, damals verletzte Menschen und ihre Angehörigen sowie andere Opfer des Attentats.

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Berlin (dpa/bb) - Ein Jahr nach dem islamistischen Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt wird mit mehreren Gedenkveranstaltungen an die Opfer erinnert. Bereits am Montagnachmittag, einen Tag vor dem Jahrestag, empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt Verwandte der zwölf Todesopfer, damals verletzte Menschen und ihre Angehörigen sowie andere Opfer des Attentats.

Am Dienstag, genau ein Jahr nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz, nehmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Merkel an einer religionsübergreifenden Andacht in der Gedächtniskirche nahe dem Tatort teil. Bei dem Anschlag mit einem entführten Lastwagen tötete der islamistische Terrorist Anis Amri am Abend des 19. Dezember 2016 zwölf Menschen und verletzte etwa 70. Dazu kommen Dutzende Helfer, die noch heute traumatisiert sind. Amri wurde vier Tage später auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen.

Steinmeier wird eine kurze Ansprache halten. Eingeladen sind neben den Opfern auch Helfer und zahlreiche Vertreter der Politik. Mitwirken werden der evangelische Bischof Markus Dröge, der sprechen wird, sowie der katholische Erzbischof Heiner Koch, ein Rabbiner und ein Imam. Erwartet werden unter anderem Außenminister Sigmar Gabriel und Justizminister Heiko Maas (beide SPD), der komplette Berliner Senat sowie Botschafter.

Nach der Andacht stellt Müller die neue Gedenkstätte an der Gedächtniskirche der Öffentlichkeit mit einer kurzen Ansprache vor. Auch hier hat Merkel ihre Teilnahme zugesagt. An den Stufen an der Kirche sollen die Namen der zwölf Toten zu lesen sein. Durch den Boden zieht sich ein Riss, der mit goldener Farbe aufgefüllt wird. Er soll den Riss durch das Leben vieler Menschen symbolisieren, der durch den Terroranschlag ausgelöst wurde.

Wegen der hochrangigen Besucher und der Gefahr durch islamistische Terroristen wird der ganze Tag von starken Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Der Weihnachtsmarkt auf dem Platz ist geschlossen. Die Polizei sperrt den kompletten Breitscheidplatz und mehrere angrenzende Straßen vom frühen Morgen bis zum Abend des Jahrestages ab. Die Organisatoren rechnen insgesamt mit mehreren hundert Menschen bei den verschiedenen Veranstaltungen, die alle kontrolliert werden. Rund um die Gedächtniskirche und den Kurfürstendamm wird mit starken Verkehrsbehinderungen gerechnet.

Schon vor der Andacht zeigt Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) gegen 10.30 Uhr den Angehörigen und Opfern die neue Gedenkstätte. Geplant ist dort ein kurzes, stilles Erinnern ohne Öffentlichkeit. Der Berliner Senat hatte die nächsten Angehörigen der Todesopfer sowie die damals Verletzten zu den Gedenkfeiern eingeladen. Das Land übernahm die Organisation der Reise und bei den auswärtigen Gästen die Reise- und Hotelkosten.

Ab 13.00 Uhr besuchen die Opfer das Berliner Abgeordnetenhaus. Parlamentspräsident Ralf Wieland (SPD), Müller und der Opferbeauftragte Kurt Beck werden sprechen. Dort soll es auch einen Rückzugsraum für Opfer geben.

In den Monaten nach dem Anschlag hatten immer wieder Opfer und Angehörige mangelnde Betreuung kritisiert. Viele hatten sich auch beschwert, dass die erste Gedenkandacht am 20. Dezember 2016, unmittelbar nach dem Anschlag, nicht für die - damals weitgehend noch nicht bekannten - Opfer gedacht war.

Am Abend des Jahrestages sind ein Friedensgebet und eine Friedenskundgebung geplant. Auch dabei soll es vor allem um ein „stilles Gedenken“ gehen, hieß es. Ab 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, läuten die Glocken der Gedächtniskirche zwölf Minuten lang. Die Besucher der Kundgebung sind aufgefordert, eine Lichterkette um die Kirche zu bilden.

Insgesamt sind parallel zum Gedenken und in unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes drei Kundgebungen angemeldet. Die größte plant laut Polizei die Linke mit rund 450 Teilnehmern im Zeitraum 17.00 bis 20.00 Uhr in der Hardenbergstraße unter dem Motto „Ein Berlin der Anteilnahme, Solidarität und das Miteinander“ angemeldet. Auf dem Kurfürstendamm/Ecke Rankestraße wollen sich von 18.00 Uhr an rund 200 Menschen unter dem Motto „Berlin gegen Islamismus“ versammeln.

Ein Vertreter der rechtsextremen NPD schließlich habe für die Zeit von 19.00 bis 21.00 Uhr eine Kundgebung unter dem Motto „Die Grenzen schließen, nicht die Weihnachtsmärkte“ angemeldet, sagte ein Polizeisprecher. Dazu würden auf der Tauentzienstraße 50 Teilnehmer erwartet.

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