Tausende Verletzte nach Erdbeben:Iran schlägt Hilfsangebote des Westens aus

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Mehr als 2000 Menschen sind nach den schweren Beben vom Wochenende verletzt, 16.000 ohne Obdach. Doch von Soforthilfen aus dem Westen will die Führung in Teheran nichts wissen.

TV-Bilder zeigen Verletzte auf Krankentragen unter freiem Himmel und überfüllte Krankenhausflure, Augenzeugen berichten von überlasteten Kliniken. Doch von Hilfen aus dem Westen will die Führung in Iran nach zwei verheerenden Erdbeben am Wochenende dennoch nichts wissen. Etliche Staaten, darunter Deutschland und die USA hatten zuvor Hilfe angeboten.

Tausende wurden bei zwei schweren Erdbeben im Norden Irans verletzt, etwa 16.000 Menschen verloren ihr Zuhause. (Foto: AFP)

Irans Innenminister Mohammed Najjar bestätigte die Hilfsangebote - und lehnte sie zugleich ab. Schon am Sonntagnachmittag hatte das Staatsfernsehen gemeldet, dass die Suche nach möglichen Überlebenden eingestellt würde. In der betroffenen Provinz Ost-Aserbaidschan ordneten die Behörden zweitägige Trauer an.

Politiker aus aller Welt bekundeten ihr Beileid. "Unsere Gedanken sind bei den Familien jener, die ihr Leben verloren haben", teilte das Weiße Haus in einem Kondolenzschreiben an die Opfer mit. Die USA wünschten den Verletzten eine rasche Genesung, hieß es weiter. "Wir sind bereit, in dieser schwierigen Zeit Hilfe zu leisten."

Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle kondolierte. Deutschland stehe bereit, um dem Land zu helfen, schrieb der FDP-Politiker. Iran brauche keine Unterstützung von außen und könne die Lage selbst bewältigen, entgegnete Innenminister Najjar.

Die Bilanz der schweren Beben ist verheerend: Mindestens 20 Dörfer wurden vollständig dem Erdboden gleichgemacht. Die Zahl der Toten wurde am Montag auf 306 nach oben korrigiert, nachdem etwa 50 Menschen in Krankenhäusern verstorben waren. Mehr als zehnmal so viele wurden verletzt. 16.000 Menschen verloren ihre Häuser, Rettungsteams errichteten mehr als 5000 Zelte.

Das erste Beben der Stärke 6,3 ereignete sich nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Samstag um 16.23 Uhr (Ortszeit) nordöstlich der Millionenstadt Täbris. Laut Fernsehbericht lag das Zentrum des Bebens zwischen den Städten Ahar und Haris, etwa 500 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Teheran. Elf Minuten später folgte demnach das zweite Erdbeben mit einer Stärke von 6,1. In der Nacht folgten 36 Nachbeben.

"Wie das Ende der Welt"

"Als das Beben zuschlug, war das so, als ob eine Schlange zubeißt. Es war die schlimmste Erfahrung meines Lebens", berichtete der Augenzeuge Mortesa Dschawid. Er habe in der Nacht mit seinem Auto mehr als ein Dutzend Verletzte in Krankenhäuser gefahren.

Eine Mutter verließ in Panik ihr Haus in Täbris, als sie das Beben spürte. "Ich schnappte mir einfach mein Kind und rannte die Treppen herunter. Der Aufzug war kaputt. Ich weiß nicht, wie ich die neun Stockwerke herunterlaufen konnte", berichtete sie. "Es fühlte sich wie das Ende der Welt an."

Iran liegt in einem seismisch sehr aktiven Gebiet: Im Durchschnitt gibt es in dem Land ein leichtes Erdbeben pro Tag. Bei einem heftigen Beben 2003 in der im Südosten gelegenen Stadt Bam kamen 26.000 Menschen ums Leben.

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