Ostseeküste:Millionenschäden nach Sturmflut

Lesezeit: 2 min

Große Schäden in Sassnitz auf Rügen: An der Strandpromenade wurden durch den Sturm in der Nacht Gehwegplatten weggeschwemmt. (Foto: Georg Moritz/dpa)

Das Hochwasser an der Ostseeküste geht zurück, nun beginnen die Aufräumarbeiten. Die Schäden liegen wohl in dreistelliger Millionenhöhe.

Die Ostsee hat sich wieder auf ihren normalen Pegelstand gesenkt. Die meisten Straßen sind frei, die Schiffe verkehren wieder, nun werden die Schäden sichtbar und an der Küste beginnt das Aufräumen. Viele Einsatzkräfte helfen, nach der schweren Sturmflut in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit Rekord-Wasserständen haben sie noch viel Arbeit vor sich.

Noch lässt sich die Höhe der Schäden nicht genau beziffern, nach ersten Schätzungen liegen sie in dreistelliger Millionenhöhe. Zahlreiche Menschen hatten wegen der Überschwemmungen ihre Häuser verlassen müssen, allein in Schleswig-Holstein waren es nach Angaben der Feuerwehr 2000. Eine Frau auf Fehmarn starb am Freitag im Sturm. An mehreren Stellen brachen Deiche oder wurden überspült.

Ein Jahrhundert-Hochwasser hatte Flensburg erlebt, wo der Wasserstand nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in der Nacht zum Samstag auf 2,27 Meter über dem Normalwert gestiegen war. Teile des Hafengebiets waren überflutet. Ein ähnlich hoher Wert wurde dort zuletzt 1904 mit 2,23 Meter gemessen. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke den Strom in den betroffenen Bereichen ab.

Jahrhundert-Hochwasser in Flensburg am Hafen West. (Foto: Willi Schewski/Imago)

In Eckernförde hatte der Höchstwert bei etwa 2,1 Metern über dem Normalstand gelegen. In der Altstadt gab es freiwillige Evakuierungen, ein Schulzentrum diente als Notquartier. Auch in weiteren Orten wie Brodersby und Arnis brachten Hilfskräfte Bewohner in Sicherheit. Auf der Ostseeinsel Fehmarn wurde eine 33 Jahre alte Frau in ihrem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen. In Ostholstein wurden mehrere Strandwälle von den Fluten durchbrochen und Deiche beschädigt. Bei Maasholm und Arnis an der Schlei sowie südlich des Olpenitzer Hafens brachen Deiche, auch in Damp konnte ein Deich nicht gehalten werden. An den Steilküsten gab es Abbrüche.

In Schleswig wurde der Hafen überflutet, der Strom wurde abgestellt. In einigen Häfen gingen Sportboote unter. Allein im Olympiahafen in Kiel Schilksee dürften die Schäden in die Millionen gehen, wie die Stadt am Sonntag mitteilte. "Es ist ein Desaster", sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Mehr als 35 Boote seien gesunken, viele weitere beschädigt.

Mecklenburg-Vorpommern kam mit geringeren Wasserständen und weniger Schäden davon. Allerdings wurde in Wieck am Darß ein Schutzwall an zwei Stellen auf 30 Metern Länge beschädigt. Am Samstagabend teilte eine Sprecherin des Landkreises Vorpommern-Rügen mit, dass der Wasserstand im Bodden langsam zurückgehe. Die Feuerwehr Rostock sicherte ein sinkendes Schiff im Stadthafen. Der Pegelstand erreichte hier knapp 1,50 Meter über dem Normalwert. In Sassnitz auf Rügen beschädigte das Hochwasser die Bodenplatten der Strandpromenade.

Überflutet: Gebäude im Fischereihafen von Wismar. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Der Bahnverkehr, der am Freitagabend auf mehreren Regionalstrecken in Schleswig-Holstein eingestellt worden war, läuft seit Samstag wieder an. Auch der Fährverkehr zwischen Deutschland und Dänemark startete wieder. In der Nacht zum Sonntag blieb es in den von der Sturmflut betroffenen Gebieten nach Auskunft der Rettungsleitstellen ruhig.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dankte den mehr als 2000 Einsatzkräften. "Wir sind wirklich allen extrem dankbar, die in diesen Stunden geholfen haben", sagte der CDU-Politiker. "Schleswig-Holstein hat zusammengestanden angesichts dieser schrecklichen Flutkatastrophe." Günther verschaffte sich in seiner Heimatstadt Eckernförde einen Überblick über die Schäden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigte sich beeindruckt von der Solidarität der Menschen in der Region. "Was die Menschen an der Ostseeküste und speziell ganz im Norden in den letzten Tagen erleben mussten, ist furchtbar", sagte der Grünen-Politiker, der für den Wahlkreis Flensburg im Bundestag sitzt. "Die Natur hat getobt und gezeigt, wie unbändig ihre Kräfte sind. Meine Gedanken sind bei den vielen vom Hochwasser betroffenen Menschen."

© SZ/dpa/jbee/mri/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Klimakolumne
:Hurra, der Herbst ist da

Der Herbst war für unsere Autorin früher nur der Vorbote für einen zu langen, dunklen Winter. Doch mit der Klimakrise ändert sich das grundlegend.

Von Nadja Schlüter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: