Sternenhimmel Dezember:Ein Auge für den Göttervater

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Grafik: M. Rothe (Foto: N/A)

Im Südosten blinkt Aldebaran, der das Tier markiert, in das sich einst Zeus verwandelte, um Prinzessin Europa zu entführen.

Von Helmut Hornung

Highlight: Hoch im Südosten blinkt jetzt ein recht heller, orangefarbener Stern. Das ist Aldebaran in der Konstellation Stier. Er markiert in der griechischen Mythologie das blutunterlaufene Auge jenes Tiers, in das sich der Göttervater Zeus verwandelt hatte, um die Prinzessin Europa von Phönizien auf die Insel Kreta zu entführen. Doch das Sternbild war schon lange vor den Griechen bekannt, es geht auf die Sumerer zurück und ist Teil des Gilgamesch-Epos. Vielleicht hat es diesen König Anfang des dritten Jahrtausends vor Christus wirklich gegeben. Als literarische Figur ist er mit Enkidu befreundet, mit dem er verschiedene Heldentaten vollbringt. So kämpft das Gespann eines Tages in der Stadt Uruk gegen den Himmelsstier. Den hatte die Göttin Ischtar auf die Erde gesandt, weil Gilgamesch das Angebot ausgeschlagen hatte, ihr Gemahl zu werden. Der Stier tötet nicht weniger als 300 Männer. Schließlich gelingt es Gilgamesch und Enkidu, ihn zu schlachten und dem Sonnengott zu opfern. Für Enkidu geht die Sache jedoch schlecht aus: Weil er Gilgamesch im Kampf geholfen hat, verurteilen ihn die Götter zum Tod. Er stirbt an einer qualvollen Krankheit.

Grafik: M. Rothe (Foto: N/A)

Sterne und Sternbilder: Neben Stier und Orion finden wir auf der südlichen Himmelsbühne unter anderem Walfisch, Wassermann und das große Viereck des Pegasus sowie die Andromeda. Im Nordwesten blinken Deneb im Schwan und Wega in der Leier, im Nordosten Kapella im Fuhrmann und die Zwillingssterne Kastor und Pollux. Hoch im Norden steht das "M" der Kassiopeia, darunter leuchtet mit nach oben zeigender Deichsel der Kleine Wagen, während die Deichsel des Großen Wagens beinahe den Horizont berührt.

Planeten, Mond, Meteore: Merkur und Mars können wir getrost aus dem Beobachtungsprogramm streichen, Venus hingegen strahlt in den nächsten Tagen als Abendstern im Südwesten mit größter Helligkeit und geht zur Monatsmitte gegen 18.45 Uhr unter. Jupiter wandert vom Steinbock in den Wassermann und sinkt Ende Dezember gegen 20.50 Uhr im Westen unter den Horizont, Saturn im Steinbock schon um etwa 19 Uhr. Neumond ist am 4., erstes Viertel am 11., Vollmond am 19. und letztes Viertel am 27. Dezember. In der Nacht zum 14. Dezember können pro Stunde bis zu 150 Geminiden aufblitzen; diese Sternschnuppen scheinen alle aus dem Bild Zwillinge (lateinisch Gemini) zu kommen. Allerdings stört in der ersten Nachthälfte das Licht des zunehmenden Mondes, die beste Beobachtungszeit liegt in den frühen Morgenstunden. Am 21. Dezember passiert die Sonne um 16.59 Uhr den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn, der astronomische Winter beginnt.

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