Spanisches Königshaus:Juan Carlos droht die völlige Demontage

Lesezeit: 2 Min.

Spaniens Ex-König Juan Carlos ist beim Volk bereits extrem unbeliebt. (Foto: AFP)
  • Spaniens früherer König gerät immer stärker unter Druck.
  • Nun bringt ihn ein Telefongespräch zwischen einem Polizeioffizier und einer seiner früheren Geliebte ihn Bedrängnis. Der König soll das Konto der Frau für illegale Geschäfte genutzt haben.
  • Die Frau behauptet zudem, der spanische Geheimdienst habe sie bedroht.

Von Thomas Urban, Madrid

Wird der vormalige spanische König Juan Carlos demnächst wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Geldwäsche vor dem Untersuchungsrichter stehen? Es sieht jedenfalls so aus, als werde es kein schöner Sommer für den 80-jährigen Langzeitmonarchen. Nach all den Malaisen mit seinen maroden Knien und Hüften, die ihn zum Gehen am Stock verurteilen, nach den längst noch nicht erledigten Vaterschaftsklagen, nach der offenkundigen Distanzierung seiner Frau Sofía von ihm droht ihm nun die vollständige Demontage. Reste des Ansehens, das ihm bei seinen Landsleuten noch geblieben ist, stehen auf dem Spiel. Es geht um Bestechungsgelder in zweistelliger Millionenhöhe. Quelle der Aufregung ist ein Telefonmitschnitt zwischen einer seiner enttäuschten Ex-Geliebten und einem rachsüchtigen hohen Polizeioffizier, der sich unter dem Vorwurf der Korruption in Untersuchungshaft befindet.

"Er unterscheidet nicht zwischen legal und illegal." Diesen Satz über den einst sehr populären Monarchen sagte Corinna zu Sayn-Wittgenstein, die frühere "Amiga" (Freundin) des Königs, wie die spanischen Medien sie nennen. Dann beklagte sie sich, dieser habe ihr Bankkonto genutzt, um 80 Millionen Euro aus dem Königreich Saudi-Arabien vor dem Fiskus zu verheimlichen, ohne sie zu fragen. Der Monarch hatte für spanische Firmen einen Großauftrag für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen den Pilgerstätten Mekka und Medina eingefädelt. Die Aussagen Corinnas lassen zudem den Schluss zu, dass Juan Carlos auch gut über die Machenschaften seines Schwiegersohns Iñaki Urdangarin Bescheid wusste, der kürzlich wegen Veruntreuung öffentlicher Mittel eine Haftstrafe von fast sechs Jahren antrat. Der Mitschnitt des Telefonats von 2015 wurde offenbar zwei Internetportalen zugespielt.

Es ist das zweite Mal, dass die deutsche Geschäftsfrau, die ihren Adelstitel einer Kurzzeitehe zu verdanken hat, den Bourbonen, der seinen Thron dem Diktator Franco zu verdanken hatte, ungewollt in Bedrängnis bringt. Vor sechs Jahren, auf dem Höhepunkt der spanischen Wirtschaftskrise, zog sich der Regent bei einer Elefantensafari in Botswana einen Bruch der Hüfte zu; begleitet hatte ihn nicht seine strenge, aber bei den Spaniern beliebte Gattin Sofía von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, sondern die lebenslustige "deutsche Prinzessin". Dass der König seinem Luxusleben frönte, während Millionen seiner Landsleute in der Krise arbeitslos wurden, kostete ihn viel Popularität. Respektlos berichtete fortan auch die seriöse Presse über seine Eskapaden. Ein Biograf befand: "Er hat sich so benommen, als gehörten ihm alle Frauen Spaniens." Da er sich offenbar auf seine alten Tage heftig in Corinna verliebt hatte und sich sogar scheiden lassen wollte, wurde er, so wollen es die Hofberichterstatter wissen, von seinen drei ehelichen Kindern 2014 zur Abdankung gedrängt.

Auch seine angebliche Großtat aus dem Jahr 1981 wurde mittlerweile Gegenstand kritischer Publikationen. Laut der offiziellen Version hat er sich damals mutig Putschisten aus Militär und Geheimdienst entgegenstellt, die die Demokratie wieder abschaffen wollten. In Wirklichkeit handle es sich um eine nachträglich konstruierte Legende, die die Monarchie von dem Makel befreien sollte, dass Franco sie wieder eingeführt habe, so meinen einige Historiker.

Die neue Geld-Affäre birgt auch enormen politischen Sprengstoff. Denn die ehemalige "Amiga" beschwerte sich auch, der spanische Geheimdienst habe sie bedroht, ihr könnte etwas zustoßen, falls sie nicht Juan Carlos belastende Materialien herausgebe. Im Parlament haben einige Abgeordnete bereits einen Untersuchungsausschuss über die Finanzen des Königshauses gefordert. Es dürfte also auch für Juan Carlos' Sohn, den laut der Regenbogenpresse von Eheproblemen geplagten, drögen Felipe VI., ein eher freudloser Sommer werden.

© SZ vom 17.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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