Soziales:Erhebung: Viele Gewaltopfer in Thüringen ohne Entschädigung

Eine Frau geht an Steinsäulen vorbei durch einen tunnelartig überdachten Fußgängerweg. (Foto: Sina Schuldt/dpa/Illustration)

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Mainz (dpa) - Die Ämter in Thüringen haben laut einer Erhebung der Organisation Weißer Ring im vergangenen Jahr etwa die Hälfte aller Anträge auf Entschädigung von Gewaltopfern abgelehnt. Von landesweit 278 erledigten Anträgen wurden 2022 demnach 140 abgelehnt. Das entsprach rund 50,4 Prozent. Im Jahr 2021 wurden etwa 57,8 Prozent der erledigten Anträge abgelehnt.

Deutschlandweit wurden vergangenes Jahr rund 47,3 Prozent der Anträge abgelehnt - „noch mehr als im Minus-Rekordjahr 2021“, teilte die Organisation mit. Damals hatte der Anteil der abgelehnten Anträge bei 46,6 Prozent gelegen.

Der Weiße Ring sprach von einem „neuen historischen Tiefpunkt“. Demnach wurden in 2022 nur etwas mehr als ein Viertel der Anträge genehmigt. Die restlichen Fälle seien aus „sonstigen Gründen“ erledigt worden. Das ist der Fall, wenn der Antrag etwa zurückgezogen wird, der Antragssteller stirbt oder der Fall an ein anderes Bundesland abgegeben wird.

Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings, bezeichnete die Zahlen als „Trauerspiel“. „Jedes Jahr veröffentlichen wir die aktuellen Zahlen zur Opferentschädigung, jedes Jahr mahnen wir bei Politik in Bund und Ländern Verbesserungen an - und trotzdem müssen wir im Folgejahr regelmäßig neue Negativrekorde vermelden.“

Wer in Deutschland Opfer einer vorsätzlichen Gewalttat und dadurch gesundheitlich geschädigt wird, hat Anspruch auf Opferentschädigung. Ziel sei es, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen solcher Taten auszugleichen, schreibt das Bundessozialministerium.

© dpa-infocom, dpa:230912-99-166523/2

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