Sex mit Minderjähriger:Ermittlungsverfahren gegen Ribéry

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Für den Bayern-München-Spieler Franck Ribéry ist in der Rotlicht-Affäre um eine minderjährige Prostituierte die Schonzeit vorbei: Ein Pariser Untersuchungsrichter leitete kurz nach Ende der Fußball-Weltmeisterschaft Ermittlungen gegen ihn ein.

Michael Kläsgen

Die französische Justiz hat gegen Bayern Münchens Fußballprofi Franck Ribéry am Dienstag ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Verdacht lautet auf "Kontaktanbahnung zu einer minderjährigen Prostituierten".

Der französische Mittelfeldspieler Franck Ribéry auf dem Weg zum Untersuchungsrichter in Paris. Die Justiz hat die Ermittlungen aufgenommen. (Foto: afp)

Konkret soll er mit der Prostituierten Zahia Dehar in dem Pariser Bar Zaman in der Nähe der Champs Elysées Kontakt aufgenommen haben. Später soll er sie in ein Münchner Luxushotel bestellt und mit ihr Geschlechtsverkehr gehabt haben, als sie 17 Jahre alt war. Ribéry war in der Rotlicht-Affäre bereits als Zeuge vernommen worden. Jetzt riskiert er, angeklagt zu werden und ins Gefängnis zu kommen. Ihm drohen bis zu drei Jahren Haft und eine Geldstrafe von 45.000 Euro. Allerdings muss die Justiz dazu nachweisen, dass Ribéry wusste, dass die Prostituierte minderjährig war.

Ribérys Anwältin Sophie Bottai stellte klar, ihr Mandant habe bei seinen schon eingestandenen Kontakten zur Prostituierten keine Ahnung gehabt, dass die junge Frau unter 18 Jahre alt war. "Es hat darauf keinen Hinweis gegeben. Die junge Dame hat ihm gesagt, sie sei volljährig und auch das Make-up und ihr Verhalten deuteten daraufhin", sagte Bottai. Zahia Dehar selber hatte in einem Interview eingeräumt, Ribéry könnte darüber nicht auf dem Laufenden gewesen sein.

Am Dienstagmorgen hatte die Sittenpolizei den 27-Jährigen gemeinsam mit seinem französischen Nationalmannschaftskollegen Karim Benzema und Schwager in Paris in Polizeigewahrsam genommen. Die Vernehmung dauerte etwa sechs Stunden bis in den späten Nachmittag. Anschließend fuhr die Polizei Ribéry in einem grauen Van mit getönten Scheiben vom Quai d'Orfrèvre zum nahe gelegenen Justizpalast im Zentrum der Stadt. Dort wurde er dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Der eröffnete ihm, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn einzuleiten. Auch gegen Ribérys Schwager und den Real-Madrid-Profi Benzema wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dazu muss dem Richter ein konkreter Tatverdacht vorliegen. Am Abend waren Ribéry und die anderen Verdächtigen wieder auf freiem Fuß.

"Ich war sein Geburtstagsgeschenk"

Der Verdacht war auf den Münchner gefallen, nachdem die Pariser Sittenpolizei die Bar Zaman abgehört hatte und auf einen Prostituiertenring gestoßen war. Mitte April nahm sie bei einer Razzia ein Dutzend Personen, darunter viele Prostituiert fest und leitete gegen sie Ermittlungsverfahren ein. Auf den Mitschnitten der Polizei tauchen die Namen von vier französischen Nationalspielern auf: Franck Ribéry, Karim Benzema, Sydney Govou und Hatem Ben Arfa. Letzterer wird nicht verhört.

Govou wird nicht weiter verdächtigt, nachdem sich zu bestätigen scheint, dass die Prostituierten, mit denen er Kontakt hatte, volljährig waren. Ribéry soll die Prostituierte Zahia Dehar nach München eingeladen haben, um seinen 26. Geburtstag zu feiern. "Ich war sein Geburtstagsgeschenk", sagte die Prostituierte.

Als einer der prominentesten kommt der ehemalige Nationaltrainer Aimé Jacquet Ribéry zu Hilfe. "Ich bin beschämt darüber, dass sein Privatleben so vorgeführt wird. Das ist reine Heuchelei", sagte Jacquet. Im Mai, kurz vor der WM, schickte schließlich sogar Zahia Dehar einen Brief an den damaligen Trainer Raimond Domenech, um ihm "ihr Bedauern" darüber auszudrücken, welche Ausmaße die Affäre angenommen hat. Das sei nicht ihre Absicht gewesen.

Als die Franzosen schließlich bei der WM in Südafrika schon in der Vorrunde ausschieden, kochte die Volksseele in Frankreich. Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte sich anschließend über das "katastrophale Verhalten" der Bleus geärgert, den Mannschaftskapitän Thierry Henry einbestellt und den Vorsitzenden des französischen Fußballverbands zum Rücktritt gedrängt.

Vom FC Bayern war am Dienstagabend vorerst keine Stellungnahme zu erhalten. Ribéry erholt sich seit knapp drei Wochen von einer Operation an der Leiste. Um rechtzeitig in Form zu kommen, hat er nach Angaben der Bayern sogar einen Physiotherapeuten des Klubs in seinen 14-tägigen Urlaub mitgenommen.

Am Sonntag wird Ribéry in München zum Training erwartet. Bis dahin werden die Münchner ihr Trainingslager am Gardasee bereits abgeschlossen haben. Bei den Münchnern hatte Ribéry noch am Ende der vergangenen Saison seinen Vertrag vorzeitig bis 2015 verlängert. Bayern-Trainer Louis van Gaal erwartet von dem Franzosen in der kommenden Spielzeit einiges. "Ich habe den großen Ribéry noch nicht gesehen", sagte er dem Kicker, "dafür war er zu oft verletzt". Ribéry hatte im Vorjahr fast die gesamte Vorbereitung verpasst und war danach immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen worden.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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