Russland:Wer hat den Wurstkönig umgebracht?

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Raubüberfall oder Auftragsmord? Russland rätselt über einen Mordfall. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Eine Geliebte, eine Schlammschlacht mit der Ex-Frau und ein verunglückter Sohn: Der Fleischwarenmogul Wladimir Marugow war Stammgast in den russischen Klatschmedien. Jetzt haben ihn maskierte Täter umgebracht. Und das Land rätselt, warum.

Von Silke Bigalke, Moskau

Ihr Opfer fanden sie in der Sauna. Ein solches Badehäuschen im Garten gehört zu vielen russischen Villen und Datschen der Reichen. Dort überraschten die maskierten Angreifer den Hausherrn und seine Lebensgefährtin am Montagabend. Sie fesselten beide, wollten Geld erpressen, berichtete die Frau später. Ihr war es laut Ermittlern irgendwie gelungen zu entkommen. Medienberichten zufolge flüchtete sie aus dem Fenster des Badehäuschens auf das Nachbargrundstück. Sie rief zwar sofort die Polizei, doch für den Mann kam die Hilfe zu spät. Die Täter erschossen ihn mit einer Armbrust, die Polzisten fanden die Tatwaffe neben seiner Leiche.

Der Tote hieß Wladimir Marugow und besaß mehrere Wurst- und Fleischwarenfabriken. Deswegen schreiben die russischen Zeitungen nun auch vom Mord am "Wurstkönig". Die Villa, in der er überfallen wurde, gehört seiner Familie und steht in Istra, einer Kleinstadt westlich von Moskau. Zum Tatzeitpunkt sollen sich auch seine Stiefeltern und sein fünfjähriger Sohn im Haus aufgehalten haben. Die Villa steht aber so weit vom Saunahäuschen entfernt, dass dort niemand etwas vom Überfall bemerkte.

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Das Fluchtauto der Täter, einen weißen Kleinbus, fanden die Ermittler schnell in einem Nachbarort. Sie nahmen auch einen Mann fest, der mit der Tat in Verbindung stehen soll. Nach seinen mutmaßlichen Komplizen wird weiterhin gesucht. Auch über das Motiv wurde zunächst nichts bekannt, ob es nun ein Raubüberfall war oder womöglich doch ein Auftragsmord.

Sohn starb bei Motorradunfall

Wladimir Marugow war zuletzt in die russischen Klatschmedien geraten, nicht wegen seiner Fleischprodukte, sondern wegen seiner Ex-Frau. Von ihr hatte er sich bereits vor einigen Jahren scheiden lassen. Grund war eine neue Geliebte - dieselbe Frau, mit der er nun in der Sauna überfallen worden war. Seine Scheidung von der Dichterin Tatjana Marugowa, mit der er etwa 20 Jahre zusammen gewesen war, schien zunächst friedlich zu verlaufen. Sie erhielt eine Wurstfabrik und auch sonst eine offenbar großzügige Abfindung.

Als die neue Lebensgefährtin ein gemeinsames Kind mit Wladimir Marugow zur Welt brachte, endete offenbar dessen Großzügigkeit gegenüber seiner ersten Familie, zumindest berichtete das die Ex-Frau. Tatjana Marugowa erzählte russischen Journalisten, wie der Wurstoligarch sie und ihren gemeinsamen Sohn Alexander im Stich ließ, sie angeblich sogar bedrohte. Sie sollte ihm Immobilien und Vermögenswerte, die sie nach der Scheidung erhalten hatte, zurückgeben.

Ihren Streit trug sie öffentlich aus, trat 2018 in einer Talkshow auf. Im Sommer 2019 verunglückte Sohn Alexander mit dem Motorrad, er starb, nachdem er mit einem Taxi kollidiert war. Auch über den Unfall gab es eine TV-Sendung und viele Spekulationen. Nach dem Überfall im Badehaus ließ Tatjana Marugowa nun den Tod ihres Ex-Mannes gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Nowosti bestätigen. Das Boulevardblatt Moskowski Komsomolez will zudem erfahren haben, dass sie sich selbst um die Beerdigung kümmern und dies nicht der Lebensgefährtin des Wurstkönigs überlassen möchte.

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