Missbrauchsvorwürfe:Sechsstündige TV-Anklage gegen R. Kelly

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R. Kelly im Jahr 2013 bei einem Konzert in Los Angeles. (Foto: Frank Micelotta/AP)
  • In der Dokumentation "Surviving R. Kelly" beschuldigen mehrere Frauen den Sänger, sie als Minderjährige sexuell missbraucht zu haben.
  • Staatsanwaltschaften in mehreren US-Bundesstaaten prüfen nun die Vorwürfe und rufen Zeugen auf, sich zu melden.
  • R. Kelly hat sich zu den Vorwürfen noch nicht geäußert.

Von Eva Casper

In den vergangenen Jahren ist US-Sänger R. Kelly immer wieder wegen Missbrauchsvorwürfen in die Schlagzeilen geraten. Dabei ging es um sexuellen Missbrauch von jungen Frauen, zum Teil sogar noch minderjährigen. Nun wurde im US-Fernsehen eine Dokumentation ausgestrahlt, die den 51-Jährigen erneut schwer belastet - so schwer, das sich die Justiz eingeschaltet hat. Staatsanwaltschaften in mehreren US-Bundesstaaten prüfen die Vorwürfe, es geht um sexuelle Übergriffe und Pädophilie.

Die Staatsanwaltschaft des Bezirks Cook im Bundesstaat Illinois rief am Dienstag bei einer Pressekonferenz Zeugen auf, sich zu melden. "Bitte kontaktieren Sie uns", sagte Staatsanwältin Kim Foxx. "Wir können ohne die Kooperation von Opfern und Zeugen nicht ermitteln."

R. Kelly äußerte sich bislang nicht öffentlich

Missbrauchsvorwürfe
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Seit Jahren kursieren Anschuldigungen, wonach der Musiker Frauen misshandelt haben soll. Nun fordern auch Hollywoodstars, die Vorwürfe zu prüfen - und R. Kelly zu boykottieren.

In der sechsstündigen Dokumentation "Surviving R. Kelly", die in der vergangenen Woche im Sender Lifetime ausgestrahlt wurde, beschuldigen mehrere Frauen den Sänger, sie als Minderjährige missbraucht und ihr Leben kontrolliert zu haben. Er habe die Mädchen regelrecht als Sexsklavinnen gehalten. "Es kümmerte niemanden, weil wir schwarze Mädchen waren", sagt die Autorin Mikki Kendall in der Dokumentation. Auch Tarana Burke, Gründerin der #MeToo-Bewegung, und Sänger John Legend äußern sich kritisch. R. Kelly habe "so vielen Menschen so viel Leid zugefügt", sagt Legend. Die Vorwürfe reichen bis in die 90er Jahre zurück.

R. Kelly äußerte sich bislang nicht öffentlich zu der Dokumentation. Jedoch hatte er frühere Vorwürfe mehrfach abgestritten. Im Song "I Admit" hatte er zuletzt eine "verdammt großen Verschwörung" gegen sich vermutet, die Anschuldigungen seien "lächerlich".

Erste öffentliche Vorwürfe gegen R. Kelly gab es bereits vor etwa 20 Jahren. 2002 wurde der Sänger wegen Filmaufnahmen angeklagt, auf denen er beim Sex mit einer 14-Jährigen zu sehen gewesen sein soll. 2008 wurde er freigesprochen. Auch in einem Prozess, in dem es um den Besitz von Kinderpornografie ging, wurde R. Kelly 2010 für nicht schuldig erklärt.

Im Sommer 2017 belastete ein ehemaliger Fan R. Kelly schwer. Sie verglich sein Verhalten mit dem des Sektenführers Charles Manson, der Ende der 60er Jahre Frauen um sich scharte, manipulierte und als Dienerinnen hielt. Der Sender BBC3 strahlte im vergangenen Jahr eine Dokumentation aus, in der eine Ex-Freundin des Sängers zu Wort kommt. Demnach habe R. Kelly sie und andere Frauen während ihrer zweijährigen Beziehung mindestens zehn Mal missbraucht. Der Streamingdienst Spotify hatte die Musik des R&B-Sängers im Zuge der Vorwürfe aus seinen Playlisten gelöscht.

© SZ.de/afp/dpa/eca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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