Prozesse:Silvio S. soll Trauerkarte an Elias' Eltern geschickt haben

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Justizbeamte bringen Silvio S. in den Gerichtssaal. Foto: John MacDougall/Archiv (Foto: dpa)

Potsdam (dpa) - Viele Menschen vertrauten ihm: Der mutmaßliche Kindermörder Silvio S. hat in seinem Bekanntenkreis häufiger mit kleinen Mädchen und Jungen gespielt oder auf sie aufgepasst. "Silvio hat uns viel geholfen", sagte eine frühere Nachbarin im Mordprozess.

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Potsdam (dpa) - Viele Menschen vertrauten ihm: Der mutmaßliche Kindermörder Silvio S. hat in seinem Bekanntenkreis häufiger mit kleinen Mädchen und Jungen gespielt oder auf sie aufgepasst. „Silvio hat uns viel geholfen“, sagte eine frühere Nachbarin im Mordprozess.

„Er hat auch mit den Kindern gespielt, wenn man mal weg musste“, fuhr die 59 Jahre alte Erntehelferin fort. Nie habe es Probleme gegeben, das Miteinander sei „bombig“ gewesen. „Die haben sich gut verstanden.“ Damals war Silvio S. Anfang, Mitte 20. Später, im Jahr 2015, soll der heute 33-Jährige nacheinander die beiden ihm fremden Jungen Elias und Mohamed entführt und umgebracht haben.

Eine gute Bekannte von Silvio S. berichtete, dass ein kleines Nachbarsmädchen sogar kindlich für ihn geschwärmt habe, als sie acht oder neun und der Angeklagte Mitte 20 gewesen sei. „Sie haben herumgeschäkert und Händchen gehalten. Später erzählte mir (das Mädchen), dass sie sich geküsst hätten“, sagte die 39-Jährige.

Nach den Worten eines Ex-Freundes (36) der Schwester von S. war dieser gegenüber Fremden extrem schüchtern, konnte aber mit Kindern gut umgehen. „Bei Dorffesten sind sie auf ihn zugegangen. Er hat mit ihnen gespielt. Kinder liegen ihm.“ Er vermute, dass auch fremde Kinder schnell Zutrauen zu S. fassen könnten.

Als „Muttersöhnchen“ wurde Silvio S. vom Freund seiner Schwester charakterisiert. „In diesem Alter sollte man wissen, was man will, und weiter sein, so familienmäßig.“ Ebenso wie andere Zeugen schilderte er die Stimmung in der Familie als unterkühlt. Ein Ex-Schwager (46) bezeichnete den Vater von S. als Tyrannen.

Als eine Nachbarin Silvio S. fragte, ob er nicht einmal eine Freundin haben wolle, habe dieser ihr geantwortet: „Was soll ich denn damit noch? Mein Geld kriege ich auch alleine alle.“ Geldsorgen seien bei ihm immer ein Thema gewesen, sagte die Zeugin.

Auch ein besonders bizarres Kapitel des Mordfalls kam vor Gericht zur Sprache: Noch während der Suche nach Elias soll S. eine Trauerkarte an die Eltern geschickt haben. Auf der Klappkarte stand handschriftlich: „In tiefer Trauer um den verstorbenen Elias. Todeszeitraum: In der Nacht vom 11.7. auf den 12.7. zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Todesursache: Ersticken. Sorry.“. Die Karte erreichte nur wegen eines Fehlers in der Adresse nicht die Eltern, sondern landete über Umwege bei der Polizei.

In einem am Dienstag verlesenen Brief an seine eigene Familie schrieb Silvio S. aus dem Gefängnis: „Hallo Familie, vermisse euch sehr. Ich weiß, was ich euch und auch anderen mit meinen Taten angetan habe, würde mich aber über einen Besuch oder Brief sehr freuen.“

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