Landgericht Köln:Ex-Missbrauchsbeauftragter sagt in Woelki-Verfahren aus

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki spricht während eines Gottesdienstes. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild)

Kardinal Woelki wehrt sich per eidesstattlicher Versicherung gegen einen Zeitungsbericht über die Beförderung eines umstrittenen Pfarrers. Ein Zeuge sagt, er habe für Woelki schon zwei Jahre zuvor eine Akte mit den Vorwürfen gegen den Mann zusammengestellt.

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Köln (dpa) - In einem Klageverfahren des Kardinals Rainer Maria Woelki gegen den Axel Springer-Verlag hat das Kölner Landgericht den früheren Missbrauchsbeauftragten des Erzbistums, Oliver Vogt, als Zeugen gehört. Der 53-Jährige sagte am Mittwoch aus, er habe mehrfach mit Woelki über einen Pfarrer gesprochen, gegen den es Missbrauchsvorwürfe gab, und eine sogenannte Interventionsakte über den Mann zusammengestellt. Welche Papiere sich konkret in dieser Akte befanden, wisse er jedoch nicht mehr, sagte Vogt. Auch habe er Woelki nicht die Personalakte des Priesters gegeben.

In dem presserechtlichen Verfahren gegen den Verlag und einen Reporter wehrt sich Woelki gegen einen Bericht der „Bild“-Zeitung. Darin geht es um die Beförderung des umstrittenen Pfarrers zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten im Jahr 2017. Der Pfarrer hatte Jahre zuvor mit einem 16-jährigen Prostituierten Sex gehabt. Nach Ansicht Woelkis hat die Zeitung fälschlicherweise behauptet, dass er bei der Ernennung des Pfarrers dessen Personalakte gekannt und von einer Warnung der Polizei gewusst habe.

Woelki hat dazu eine eidesstattliche Versicherung abgegeben. Demnach habe er lediglich von dem Kontakt zu dem Prostituierten und „weiteren Gerüchten“ gehört. Ein Springer-Sprecher erklärte, man halte die Berichterstattung für rechtlich zulässig.

Vogt war seit 2015 als Leiter der Stabsstelle Intervention nach eigenen Angaben mit allen Vorfällen zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum befasst. Den Fall des Pfarrers habe ihm der damalige Generalvikar als besonders brisant dargestellt, da es schon seit längerem Vorwürfe gegen den Geistlichen gegeben und das Erzbistum nicht ausreichend reagiert habe.

Er habe dann für Woelki eine Interventionsakte zusammengestellt, die alle ihm damals bekannten Vorwürfe enthalten habe, sagte Vogt. Diese habe er 2015 per Hauspost ans erzbischöfliche Haus geschickt. Daraufhin habe Woelki eine Anhörung des Pfarrers angeordnet. „Ob er die Akte auch gelesen hat, kann ich nicht sagen.“

Zudem habe er in Vorbereitung auf die 2018 veröffentlichte Missbrauchsstudie der katholischen Kirche mit Woelki über den Pfarrer gesprochen, sagte Vogt. Dieses Gespräch habe aber erst nach der Beförderung des Geistlichen stattgefunden.

An einem früheren Verhandlungstermin hatte bereits eine andere Zeugin ausgesagt, dass sie schon 2011 mit dem damaligen Weihbischof Woelki über den Pfarrer geredet habe. Unter anderem habe sie ihm berichtet, dass der Geistliche mit Messdienern in die Sauna gehe, hatte die frühere Sekretärin von Woelkis Vorgänger Kardinal Joachim Meisner ausgesagt.

Nach dieser Aussage hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Woelki wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung eingeleitet.

Der zwischenzeitlich beurlaubte Geistliche darf mittlerweile wieder als Priester tätig sein - allerdings nicht in der Kinder- und Jugendarbeit. In einem kirchenrechtlichen Verfahren war er von Missbrauchsvorwürfen freigesprochen worden.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt außerdem noch in einem weiteren Fall wegen Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung gegen Woelki. Dieser weist die Vorwürfe zurück.

© dpa-infocom, dpa:230110-99-170560/3

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