Prozess in Thailand:Nach Doppelmord in Kho Tao: Todesstrafe für Wanderarbeiter

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  • Wegen eines Doppelmordes an zwei britischen Touristen hat ein thailändisches Gericht zwei Wanderarbeiter aus Myanmar zum Tode verurteilt.
  • Die Anwälte kündigten jedoch direkt an, in Berufung zu gehen.
  • Der Prozess war wegen Folterungen, Manipulationen von Beweismitteln und Schlampereien während der Ermittlungen sehr umstritten.

Todesurteil für zwei Wanderarbeiter

Zwei 22-jährige Wanderarbeiter aus Myanmar sind am Donnerstag in Thailand für den Mord an zwei britischen Touristen zum Tode verurteilt worden. Das Provinzgericht in Koh Samui befand die beiden Angeklagten für schuldig, zunächst einen 24-jährigen Briten getötet und dann dessen ein Jahr jüngere Freundin vergewaltigt und umgebracht zu haben. Die Leichen der Opfer waren am 15. September 2014 entdeckt worden.

Andy Hall, ein für das Anwaltsteam der Angeklagten tätiger Aktivist, sagte, das Duo sei in allen Anklagepunkten für schuldig erklärt worden. Die Anwälte kündigten jedoch sofort an, in Berufung zu gehen. Die beiden Angeklagten beteuern ihre Unschuld und erklärten, von der Polizei unter Folter zu Geständnissen gezwungen worden. Diese haben sie inzwischen widerrufen.

Kritik an den Ermittlungen

Der Prozess war vor allem wegen der polizeilichen Ermittlungen umstritten, da den Behörden zusätzlich zu den Folterungen Schlamperei bei der Verwahrung von DNA-Beweisen vorgeworfen wird. Zudem sollen Beweismittel manipuliert worden sein, darunter die nach Behördenangaben benutzte und angeblich in der Nähe des Tatortes gefundene Hacke. Eine Forensikerin sagte aus, sie habe das Gerät erneut einem Test unterzogen und dabei zwar DNA-Spuren zweier Männer gefunden, aber nicht jene der Verdächtigen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verlangte eine Prüfung des Todesurteils in einem "transparenten und fairen Berufungsprozess." Die verhängte Strafen seien in Anbetracht der nicht näher untersuchten Foltervorwürfe der zwei Beschuldigten und den von der Gerichtsmedizinerin in Zweifel gezogenen DNA-Beweisen "zutiefst verstörend", sagte Phil Robertson, Vize-Direktor der Asien-Abteilung der Organisation.

Zuletzt hatten Freunde das Paar in einer Bar der wegen ihrer Traumstrände und ihres kristallklaren Wassers beliebten Insel tanzen sehen. Danach sollen die beiden zusammen gegangen sein, wenige Stunden später waren sie tot. Die nun Verurteilten wurden Anfang Oktober 2014 festgenommen.

© SZ.de/dpa/AP/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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