Wende im Prozess:Gil Ofarim räumt Vorwürfe ein und entschuldigt sich

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Rockmusiker Gil Ofarim (li.) betritt den Saal des Landgerichts in Leipzig mit einem seiner Anwälte. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Der Musiker stand in Leipzig wegen Verleumdung vor Gericht. Er hatte einem Hotelmitarbeiter Antisemitismus vorgeworfen. Das Verfahren wird vorläufig gegen Auflage einer Zahlung eingestellt.

Gil Ofarim hat in seinem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung überraschend ein Geständnis abgelegt. "Die Vorwürfe treffen zu", sagte der Musiker am Dienstag vor dem Landgericht Leipzig. Zu dem Hotelmitarbeiter, der als Nebenkläger auftrat, sagte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen." Markus W. nahm die Entschuldigung an.

Das Verfahren gegen Ofarim wurde daraufhin gegen die Auflage einer Zahlung von 10 000 Euro vorläufig eingestellt. Wenn der 41-Jährige den Betrag innerhalb eines halben Jahres an die Jüdische Gemeinde Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahlt, wird das Verfahren nach Gerichtsangaben endgültig eingestellt. Ursprünglich waren für den Prozess zehn Verhandlungstage angesetzt gewesen, an denen zahlreiche Zeugen gehört werden sollten.

"Die Kammer ist davon überzeugt, dass das Geständnis des Angeklagten der Wahrheit entspricht", sagte der Vorsitzende Richter am Dienstag. Eine Entschuldigung sei in diesem Fall wertvoller als ein Gerichtsurteil. W. soll nun von Ofarim ein Schmerzensgeld erhalten. Darüber hatten die Richter der Sechsten Strafkammer, der Sänger und seine Verteidiger sowie Markus W. mit seinem Anwalt über mehrere Stunden lang beraten.

"Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen"

Der Musiker hatte im Oktober 2021 auf Instagram schwere Vorwürfe gegen den Mitarbeiter eines Leipziger Hotels erhoben. Dieser habe zu ihm gesagt: "Packen Sie Ihren Stern ein", erst dann könne er ihn einchecken. Dies soll sich auf eine Kette mit einem Davidstern bezogen haben, die Ofarim regelmäßig trägt. Millionen sahen das Video, die Aufregung danach war groß: unverhohlener Antisemitismus, mitten in Deutschland. Der Hotelmitarbeiter bekam Drohbriefe.

Seit dem 7. November wurde der Fall vor dem Landgericht Leipzig verhandelt, unter Verdacht stand nun allerdings der Sänger. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall nicht so zugetragen, wie von Ofarim behauptet worden war. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen ihn. Ofarim waren unter anderem Verleumdung und falsche Verdächtigung sowie Betrug und falsche Versicherung an Eides statt vorgeworfen worden. Das Verfahren gegen den Hotelmanager war bereits vor dem Prozess eingestellt worden.

Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstagmittag vor Gericht. Der Sänger habe "all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt", schrieb der Zentralrat der Juden in Deutschland nach dem Geständnis auf X. Er habe auch die jüdische Gemeinschaft belogen. "Wir verurteilen das Verhalten von Gil Ofarim. Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen", heißt es dort weiter.

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Von Ronen Steinke

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