Prostitution:Freier von Zwangsprostituierten müssen mit Haftstrafen rechnen

  • Wer die Dienste einer Zwangsprostituierten in Anspruch nimmt, muss künftig mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.
  • Das hat das Bundeskabinett beschlossen und damit EU-Richtlinien umgesetzt.
  • Freier, die den Verdacht auf eine Zwangslage den Behörden melden, bleiben straffrei.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Blaue Flecken, Spuren von Schlägen oder nur ein diffuses ungutes Gefühl - Hinweise auf Menschenhandel sind nicht immer leicht zu lesen an Körper und Auftreten von Prostituierten. Wer sich aber Sex kauft in Deutschland, wird künftig besser aufpassen müssen.

Das Bundeskabinett hat ein Gesetz verabschiedet, das schärfere EU-Richtlinien zum Menschenhandel umsetzt. Bis zu fünf Jahre Haft drohen nun jedem Freier, der eine Prostituierte besucht "und dabei deren persönliche oder wirtschaftliche Zwangslage oder deren Hilflosigkeit, die mit dem Aufenthalt in einem fremden Land verbunden ist, ausnutzt". Straffrei gehen dagegen Kunden aus, die den Verdacht auf eine Zwangslage von sich aus den Behörden melden. Zuhälter, die mit Gewalt und Drohung arbeiten, müssen mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen.

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Die Koalition einigt sich nach langem Ringen auf ein Prostituiertenschutzgesetz. Freier und Bordellbetreiber müssen bei Übertretungen mit einer hohen Strafe rechnen.

Von Constanze von Bullion

Dem Gesetz zur Regulierung der legalen Prostitution, das bereits kürzlich verabschiedet wurde, folgt damit nun ein Gesetz, das die strafrechtliche Bekämpfung von Zwang und Ausbeutung erleichtern soll. Auch die Ausnutzung Minderjähriger durch Kinderarbeit wird erfasst. Von der Neuregelung, die im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, verspricht die Bundesregierung sich auch vorbeugende Wirkung.

"Wir müssen Kinder und Frauen besser vor Menschenhandel und Zwangsprostitution schützen", sagt Heiko Maas (SPD). Ein Verbot der Prostitution wie etwa in Schweden hält der Bundesjustizminister aber für keine gute Idee. Damit würde die Prostitution völlig in die Illegalität gedrängt.

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