Getötete Polizisten:"Es ist einfach nur schrecklich"

Lesezeit: 1 min

Beamtinnen umarmen sich nach der Gedenkfeier für die beiden erschossenen Polizisten vor der Fritz-Wunderlich-Halle in Kusel. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

In ganz Deutschland wird mit einer Schweigeminute der getöteten Polizisten aus Kusel gedacht, zur gleichen Zeit beginnt die Trauerfeier. Ein Mann wird nach einem Aufruf zur Gewalt gegen Polizisten festgenommen.

Mit einer Schweigeminute haben in ganz Deutschland am Freitagvormittag zahlreiche Beamte ihrer getöteten Kollegen gedacht. Ein 29 Jahre alter Oberkommissar und seine 24 Jahre alte Kollegin, eine Polizeianwärterin, waren am frühen Montagmorgen bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden. Unter dringendem Tatverdacht stehen zwei 32 und 38 Jahre alte Männer, die noch am selben Tag festgenommen worden waren.

In Kusel, nicht weit vom Tatort entfernt, fand gleichzeitig eine nicht-öffentliche Trauerfeier statt. 200 Gäste nahmen teil, unter ihnen Kolleginnen und Kollegen, Angehörige sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Innenminister Roger Lewentz (beide SPD).

"Es waren lebensfrohe junge Menschen, die mit großem Optimismus in die Zukunft geschaut haben. Es ist einfach nur schrecklich und traurig", sagte Dreyer. "Ich bin mir sehr bewusst, dass Worte in einer solchen Situation kaum trösten können." Ganz Rheinland-Pfalz, ganz Deutschland trauere. "Diese grausame Tat schweißt zusammen." Der Kaiserslauterner Polizeipräsident Michael Denne sprach von einer "neuen Zeitrechnung" für die Sicherheitskräfte des Bundeslandes seit dem Verbrechen. Die Tragödie hat auch den erfahrenen Ermittler tief getroffen.

Festnahme nach Aufruf zur Gewalt

Dreyer verurteilte zudem hämische Kommentare im Internet scharf, die nach den tödlichen Schüssen auf die zwei jungen Polizisten verbreitet wurden. "Wir erleben im Netz gerade widerwärtige Dinge, dass diese Tat von manchen bejubelt wird", sagte sie in Kusel. Die Behörden würden weder Beleidigungen noch Drohungen dulden - und nicht nur löschen, sondern verfolgen und bestrafen.

Innenminister Lewentz sagte, in der Nacht auf Freitag habe es im Raum Idar-Oberstein (Landkreis Birkenfeld) bereits einen Zugriff gegeben. "Dort hatte eine Person im Netz aufgerufen, Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte auf Feldwege zu locken und dort zu beschießen", sagte er. Man habe die Wohnung geöffnet und die Person überwältigt. Der Staat akzeptiere solche Aufrufe nicht. "Das Verfahren läuft", sagte Lewentz.

Der 55-Jährige hatte in seinem öffentlichen Facebook-Profil zwei Videos hochgeladen. Spezialkräfte der Polizei überwältigten den Mann. "In einer ersten spontanen Äußerung bestätigte er seinen mörderischen Hass auf die Polizei", teilten die Beamten mit. Der Mann wurde festgenommen und aufgrund seines Zustands in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses in Gewahrsam genommen. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß.

© SZ/dpa/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGetötete Polizisten
:"Irrational bis in die Verästelungen"

Andreas S. war den Gerichten nicht unbekannt. Aber welche Rolle spielte Florian V. im Fall der getöteten Polizisten von Kusel? Sein Anwalt hat die Aufhebung des Haftbefehls beantragt.

Von Gianna Niewel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: