Partnerschaft:Mach's wie die Queen

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  • Königin Elizabeth II. und Prinz Philip feiern diesen Montag Gnadenhochzeit: die beiden sind seit 70 Jahren verheiratet.
  • Das ist gut für die beiden, denn: Wer verheiratet ist, lebt gesünder.
  • Allerdings sollten sich die Partner nicht zu ähnlich sein.

Von Martin Zips

In seiner heute noch lesenswerten Abhandlung über das Seniorenalter ("Cato maior de senectute", 44 v. Chr.) lässt Cicero seinen Helden sagen: "Greise, die besonnen und weder grämlich noch unfreundlich sind, haben ein erträgliches Alter". Ja, wenn das so einfach wäre! In den Knochen lauert Osteoporose, im Hirn Beta-Amyloid und im Wohnzimmer womöglich noch immer jener Mensch, den man vor vielen Jahren einmal aus rätselhaften Gründen geheiratet hat. In den Regionalteilen der Zeitungen klingt das freilich anders. "Verliebt wie am ersten Tag", war kürzlich in der Märkischen Allgemeinen zu lesen. "Am 18. Oktober 1947 gaben sich Inge und Harry K. das Ja-Wort. Heute feiern sie Gnadenhochzeit."

Gnadenhochzeit, so nennt man hierzulande den 70. Hochzeitstag, den an diesem Montag auch die britische Königin Elizabeth II., 91, mit Prinz Philip, 96, begehen will. Doch von "Verliebtsein" ist in der britischen Presse hierzu nichts zu lesen. Eher von "Disziplin", "Respekt" und "Besonnenheit". Macht eine solche Beziehung nicht griesgrämig?

"Die Zauberformel lautet: Wechselseitiges Wohlwollen", sagt der Philosoph und Bestseller-Autor Wilhelm Schmid ("Gelassenheit"). "Ich muss nur selber wissen, was ich will, dann kann ich auch dem Anderen wohlwollen." Für Schmid, "seit 35 Jahren mit Freuden mit ein und derselben Frau zusammen", macht bereits die bloße Kontinuität einer Beziehung Sinn. "Wenn dann noch etwas Zuneigung hinzukommt, umso besser." Was aber, wenn die Zuneigung auf dem Weg in Richtung Gnadenhochzeit - ein Wort, das nicht von ungefähr an Gnadenschuss und Gnadenhof erinnert - verloren geht? So wie bei Julien und Clémence, den Romanfiguren in Georges Simenons "Die Katze". Statt "Höflichkeiten und Küssen" tauschen die zusammen Ergrauten am Ende nur noch "giftige Bemerkungen" aus, heißt es da.

Dass Streit in einer Beziehung Lebensjahre kostet, das ist erst kürzlich an der Universität Kopenhagen durch eine Studie belegt worden. Demnach kommen auf 100 000 Menschen jährlich 315 durch Partner-Psycho-Terror vorzeitig Dahingeschiedene. Der Druck ist riesig. Schon finanziell. Wer zum Beispiel die bis ins Römische Reich zurückreichende Jubiläumstradition ernst nimmt, der sollte seinen Partner zum Hochzeitstag stets mit passendem Schmuck versorgen. 25. Jahrestag: Silberne Hochzeit, 50. Jahrestag: Goldene Hochzeit, 60. Jahrestag: Diamanten-Hochzeit. Außerhalb Deutschlands wird's noch teurer, denn da heißt "Gnadenhochzeit" meist " Platin-Hochzeit".

"Auch, wenn es sicher keine ideale Ehedauer gibt", sagt Michael Rapp, Sozialmediziner an der Uni Potsdam und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie, "generell gilt: wer verheiratet ist, der lebt gesünder." Man dürfe sich nur nicht zu ähnlich sein und solle zumindest das Gefühl haben, dass der andere genauso viel für die Ehe tut wie man selbst. Wer hingegen nach vielen Beziehungsjahren auseinandergehe, bei dem könne sich das Risiko einer chronischen Erkrankung um 50 bis 70 Prozent erhöhen. Elizabeth und Philip haben also alles richtig gemacht. Mit Respekt, Disziplin - und ein bisschen Gin statt Grämlichkeit.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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