Franziskus in Panama:Papst über Missbrauch: Auch Kirchenleute sind "skrupellos"

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Der Papst in Panama (Foto: AFP)
  • Beim Weltjugendtag in Panama-Stadt hat sich Papst Franziskus zum Thema sexueller Missbrauch geäußert und Unterstützung für die Opfer gefordert.
  • Der Papst sagte dabei, auch in der Kirche gebe es "skrupellose" Menschen.
  • Kritisch äußerte sich das Oberhaupt der Katholiken über Abtreibungen und die Konsumgesellschaft.

Papst Franziskus hat beim Weltjugendtag das Leid junger Missbrauchsopfer beklagt. Das Katholikenoberhaupt sagte vor Zehntausenden Gläubigen in Panama-Stadt, dass junge Leute "in die Netze von skrupellosen Menschen geraten", unter denen auch Kirchenleute seien. Er forderte, die Menschen zu unterstützen, "die nicht geschwiegen haben und nicht schweigen angesichts einer Kultur der Misshandlung und des Missbrauchs", und solchen zu helfen, die sich für den Schutz vor Missbrauch einsetzten.

Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen erschüttert die Kirche seit längerem in mehreren Ländern. Franziskus beklagte in seiner Ansprache auch Gewalt an Frauen, Abtreibung, eine zusehends konsumorientierte Gesellschaft, Umweltverschmutzung und die Ablehnung von Migranten in vielen Ländern. Es sei abwegig und unverantwortlich, "jeden Migranten mit dem Überbringer von sozialem Übel zu identifizieren".

Klage über einen Konsum, der die Erde mit Füßen tritt

Konformismus nannte der Papst eine der am meisten verbreiteten Drogen unserer Zeit. Man dürfe "nicht schweigen angesichts einer Kultur der Misshandlung und des Missbrauchs". Ferner beklagte er einen - so wörtlich - "wahnsinnigen Konsum", der die Erde mit Füßen trete.

Die Gesellschaft neige dazu, Menschen in Gut und Böse, in Gerechte und Sünder einzuteilen, anstatt ihnen die Chance zu geben, sich zu ändern, sagte Franziskus am Freitag bei einem Gottesdienst in dem Jugendgefängnis Las Garzas de Pacora. "Diese Einstellung verdirbt alles, weil sie eine unsichtbare Mauer errichtet, die Menschen denken lässt, dass alle unsere Probleme wie von Zauberhand gelöst werden, wenn wir andere marginalisieren, separieren und isolieren", sagte der Papst, der bei seinen Reisen oft Gefängnisse besucht.

"Wenn eine Gesellschaft oder Gemeinschaft das zulässt, und nichts anderes mehr macht als sich zu beschweren und zu verleumden, begibt sie sich in einen Teufelskreis der Spaltung, Schuldzuweisungen und Verurteilung." Die Messe in Las Garzas de Pacora wurde zu einem Bußgottesdienst: Einigen inhaftierten Jugendlichen nahm der Papst die Beichte ab. Mindestens ein Häftling weinte nachher sehr stark. "Es gibt keine Worte, um die Freiheit zu beschreiben, die ich in diesem Moment fühle", sagte der Mann dem Papst zu Beginn des Gottesdienstes.

© SZ.de/AP/dpa/AFP/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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