Notfälle:Südkoreas Premier tritt nach Fährunglück zurück

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Seoul (dpa) - Die Schiffskatastrophe in Südkorea hat jetzt auch politische Konsequenzen: Ministerpräsident Chung Hong Won hat unter Hinweis auf schlechtes Krisenmanagement seinen Rücktritt erklärt.

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Seoul (dpa) - Die Schiffskatastrophe in Südkorea hat jetzt auch politische Konsequenzen: Ministerpräsident Chung Hong Won hat unter Hinweis auf schlechtes Krisenmanagement seinen Rücktritt erklärt.

Der Untergang der Fähre „Sewol“ am 16. April habe viele Menschenleben gefordert, sagte Chung in Seoul. Die anfängliche Reaktion der Regierung auf das Unglück sei mangelhaft gewesen. Dafür wolle er die Verantwortung übernehmen und zurücktreten. Indessen droht allen 15 leitenden Besatzungsmitgliedern der „Sewol“ eine Anklage wegen Fahrlässigkeit. Bei dem Unglück gab es rund 300 Tote und Vermisste.

Präsidentin Park Geun Hye nehme das Rücktrittsgesuch Chungs an, sagte ein Sprecher des Präsidialamts. Chung solle aber solange die Amtsgeschäfte führen, bis die Situation unter Kontrolle sei. Der Rücktritt Chungs gilt weitgehend als symbolischer Schritt. Unter dem Präsidialsystem Südkoreas laufen fast alle wichtigen Entscheidungen über das Staatsoberhaupt, das auch den Ministerpräsidenten ernennt.

Vier weitere Crewmitglieder wurden am Samstag verhaftet. Ihnen wird - wie dem inhaftierten Kapitän und den anderen zehn bereits inhaftierten Besatzungsmitgliedern - vorgeworfen, keine Versuche zur Rettung der Passagiere unternommen zu haben. Die Suche nach weiteren Opfern in dem Wrack vor der Südwestküste des Landes kam am Wochenende wegen schlechten Wetters nur mühsam voran.​ Die Fähre war mit 476 Menschen an Bord gekentert, die meisten von ihnen waren Schüler auf einem Ausflug.

Bis zum Sonntagabend wurden die Leichen von 187 Insassen geborgen, weitere 115 Menschen galten als vermisst. Insbesondere die Familien der Opfer hatten der Regierung vorgeworfen, nicht schnell genug reagiert und nicht alle verfügbaren Mittel für die Rettung der Insassen oder deren Schutz getan zu haben. Nur 174 Menschen hatten gerettet werden können. Präsidentin Park hatte bereits wenige Tage danach eingeräumt, dass die Behörden beim Umgang mit der Katastrophe Fehler gemacht hätte. Der Besatzung des Schiffs wurde von Anfang an vorgeworfen, das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben.

Die Ermittler gehen bei der Untersuchung der Unglücksursache menschlichem Versagen wie auch möglichen technischen Fehlern nach. Das Schiff kenterte demnach an der Stelle, wo es einen Kurswechsel vorgenommen hatte. Untersucht wird unter anderem, ob die Ladung der Auto- und Personenfähre richtig gesichert war. Die Ladung könnte verrutscht sein, so dass das Schiff in Schieflage geriet. Auch gegen den Betreiber der Fähre wird ermittelt, unter anderem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.

Die Taucher konzentrierten die Suche nach den vermissten Insassen weiter auf die Kabinen des Schiffs, wie südkoreanische Sender berichteten. Doch sei der Zugang zum Wrack durch hohen Wellengang und Regen erschwert worden. Es wird vermutet, dass in den Kabinen die meisten Passagiere eingeschlossen wurden.

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