Neues Gesetz in Israel:Vorsicht, Kamelwechsel!

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Ein Schild warnt vor Kamelwechsel. (Foto: picture alliance / AP Photo)
  • Israel hat ein "Kamel-Gesetz" beschlossen; demnach müssen alle Halter ihre Tiere mit Mikrochips versehen, auf denen die Personalien der Besitzer gespeichert sind.
  • Grund für die Maßnahme sind die zahlreichen Verkehrsunfälle mit Kamelen. Mit dem Gesetz sollen die Besitzer zur Verantwortung gezogen werden können.
  • Ein Problem bleibt allerdings: Viele Halter sind Beduinen ohne festen Wohnsitz.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Anderswo sind es Rehe oder auch schon einmal ein kapitaler Hirsch. In Israel dagegen geht auf Straßen Gefahr von vagabundierenden Kamelen aus. Vor allem in der Wüste Negev im Süden des Landes kommen die grasenden Tiere immer wieder Fahrzeugen in die Quere. Auch wenn alle paar Kilometer Verkehrszeichen mit der Aufschrift "Achtung, Kamele!" warnen: Bis der Fahrer realisiert, dass es sich um keine Fata Morgana handelt, sondern um einen ausgewachsenen Schwielensohler, der auf dem sandigen Boden nach Nahrung sucht, ist es oft zu spät.

Rund tausend Beschwerden über frei herumlaufende Kamele gehen pro Jahr bei der israelischen Polizei ein, heißt es in der Präambel eines "Kamel-Gesetzes", das diese Woche im Parlament mit 42 zu zehn Stimmen beschlossen wurde. Das klingt lustig - Zusammenstöße mit den bis zu 1000 Kilogramm schweren Paarhufern sind es jedoch kein bisschen.

In den Jahren 2008 bis 2015 wurden 7151 Unfälle mit Kamelen gezählt. 350 Menschen wurden verletzt, 50 davon schwer. 15 starben sogar nach der Kollision ihres Fahrzeuges mit einem Kamel. In nur einem einzigen Fall wurde der Besitzer des Tiers ermittelt und zur Verantwortung gezogen. Es sind vor allem Beduinen, denen die Kamele gehören und die sie als Lasttiere nutzen.

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Die Zahl der Kamele in der Wüste Negev, die sich über 12 000 Quadratkilometer im Süden Israels erstreckt, kann nur geschätzt werden. Etwa 4000 sollen es sein. Aber so genau weiß das keiner, denn die Beduinen haben sich bisher der Aufforderung der israelischen Behörden nach Registrierung ihrer Tiere widersetzt. Sie weigern sich auch, ihre Kamele anzubinden, und lassen sie lieber ohne Fesseln in der Weite der Wüste weiden.

Ab sofort wird nun jedoch allen Kamelen per Gesetz ein Mikrochip verordnet. Damit wird zwar ihre Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt und so auch das Unfallrisiko für Mensch und Tier nicht direkt gesenkt. Aber nach einem Unfall kann der Besitzer festgestellt und strafrechtlich belangt werden. Auf dem Mikrochip, der den Kamelen unter die Haut gepflanzt werden soll, müssen die Daten ihrer Halter gespeichert sein, sodass die Identität von Mensch und Tier festgestellt werden kann. Das Gesetz schreibt die Markierung und die elektronische Überwachung der Kamele vor.

Für Bezalel Smotrich, den Abgeordneten der nationalreligiösen Partei Jüdisches Heim, ist das "Kamel-Gesetz" ein persönlicher Erfolg. Zwei Jahre lang hat er mit der siedlerfreundlichen NGO Regavim dafür gekämpft. Arabische Abgeordnete sehen in dem Gesetz hingegen einen Anschlag auf die Lebensweise der Beduinen und einen Versuch, sie zu kontrollieren. Die Beduinen bezeichnen sich als Araber und sind zumeist Muslime. Sie werden immer wieder aus ihren angestammten Gebieten vertrieben und mussten zuletzt häufiger ihren Platz für israelische Siedlungen räumen.

Eine Sache wurde jedoch nicht durchdacht: Da nicht nur Kamele, sondern auch die Beduinen zum Teil in der Wüste umherziehen, ist weiterhin nicht gesichert, dass alle Besitzer sofort gefunden werden können - die Wüste Negev nimmt fast 60 Prozent des israelischen Staatsgebiets ein.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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