Neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz:Machtmensch Marx

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Kardinal Reinhard Marx bei einem Besuch im Vatikan (Foto: Getty Images)

Als volksnaher Genussmensch mit Zigarre inszeniert sich Kardinal Reinhard Marx gern selbst. Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ist karrierebewusst und gilt als Macher - was ihm auch Kritik einbringen dürfte.

Von Oliver Das Gupta

Für Kardinal Reinhard Marx ist der Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz eine Herausforderung - und ein neues Amt neben vielen weiteren Verpflichtungen. Jetzt müsse er sich erst einmal zurückziehen und seine Gedanken sortieren, sagte Marx kurz nach der Entscheidung am Mittwochvormittag. Wohl auch dahingehend, wie er seine künftige Karriere gestaltet. Immerhin berät der Erzbischof von München und Freising auch Papst Franziskus bei der Reform der Kurie, leitet den Wirtschaftsrat im Vatikan und die Europäische Kommission der Bischofskonferenzen.

Das dürfte auch ein Kritikpunkt an dem Neuen sein: Der Vorsitz der Bischofskonferenz ist für Marx ein zusätzliches zu vielen bereits bestehenden Ämtern. Spätestens seit seiner Ernennung zum Erzbischof von München und Freising 2007 ist er einer der wichtigsten Verbindungsmänner der katholischen Kirche zur Politik. Er gilt als Machtmensch, sein Führungsstil als rustikal-selbstsicher. Marx ist kein Zauderer, sondern will ein Macher sein - was bei Strukturreformen in seinen Bistümern auch zu innerkirchlichen Verwerfungen geführt hat.

Marx wurde am 21. September 1953 im nordrhein-westfälischen Geseke geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie und Philosophie in Paderborn, 1979 wurde er dort zum Priester geweiht. Zehn Jahre später promovierte er zum Thema "Ist Kirche anders? Möglichkeiten und Grenzen einer soziologischen Betrachtungsweise". Die Bischofsweihe empfing Marx an seinem 43. Geburtstag im Hohen Dom zu Paderborn. 2002 trat er sein Amt im Bistum Trier an, sechs Jahre später wechselte er ins Erzbistum München-Freising. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Karriere des Westfalen mit seiner Ernennung zum Kardinal 2012.

Schlagfertig, selbstbewusst und laut

Mit seinem Aufstieg hat sich Marx aber auch den Ruf einer Führungspersönlichkeit erarbeitet, die das Gespräch sucht und im Gespräch den Kompromiss. Das war 1998 so, als er dazu beitrug, das Verhältnis von Kirche und Politik, insbesondere zu den Grünen, zu entspannen. Das war so in den Folgejahren, als er sich zum Irakkrieg äußerte, und sich immer wieder und mit Nachdruck sozialen Themen widmete.

Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz gilt aber auch als konservativ, er rüttelt nicht eben lautstark an Dogmen und Weisungen aus Rom. Souverän ist er im Umgang mit dem Medien. Das Bild, welches die Presse von Marx transportiert, hat er selbst mitinszeniert: Als volksnaher Genussmensch mit Zigarre, der so gut zum Klischee vom barocken Bayern passt - und das, obwohl er Westfale ist.

Schlagfertig ist Marx, selbstbewusst und laut. Einer, der zur Begrüßung auch durch eine Flughafenhalle vor Freude brüllt. Und witzig ist er. Bei Vorträgen im Osten Deutschlands sagt er gerne mit Blick auf seinen berühmten kommunistischen Namensvetter: "40 Jahre habt ihr auf Marx gewartet. Nun ist er gekommen und ist katholischer Priester."

Wie Marx sein neues Amt gestalten wird, bleibt abzuwarten. Ein Regierungsprogramm habe er jedenfalls nicht vorbereitet, sagte der Neue kurz nach seiner Wahl.

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