Neue Maßnahmen:Jugendliche Gewalttäter: Land will stärker eingreifen

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Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU). (Foto: Heiko Rebsch/dpa/Archivbild)

Die Jugendkriminalität ist in Halle ein großes Thema. Die Zahlen zeigen: Die Stadt bekommt das Problem der ausufernden Gewalt nicht in den Griff. Nun sollen neue Maßnahmen Besserung bringen.

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Halle (dpa/sa) - Mit einer ganzen Reihe an neuen Maßnahmen soll in Halle die Jugendgewaltkriminalität stärker bekämpft werden. So sollen unter anderem besonders auffällige Jugendliche verstärkt von Jugendamt, Schulamt, Jugendberatungsstellen und Polizei in den Blick genommen werden. „Es gibt durchaus Intensivtäter“, sagte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) am Montag in Halle. Auf sie entfielen ein Großteil der Gewalttaten im Stadtgebiet.

Das neue Konzept umfasse auch Anlaufstellen für Opfer, vereinfachte Jugendverfahren für die Täter, Angebote zur Berufsorientierung sowie eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen und der Polizei, führte Zieschang aus. Im Bedarfsfall könne die Polizei auch einzelne Schulklassen verstärkt in den Blick nehmen.

Ein zentraler Punkt sei auch, das faktische und gefühlte Sicherheitsgefühl zu erhöhen, betonte Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD). Das umfasse eine stärkere und verstetigte Präsenz der Polizeibeamten sowie wahrnehmbarere Fußstreifen. Seit Mitte September gebe es wieder eine verstärkte Polizeipräsenz an den Schulen, fügte ein Sprecher der Stadtverwaltung an. Der erste Rücklauf - unter anderem von Schuldirektoren - sei positiv.

Die Gewalt der Jugendlichen habe mittlerweile zu einer Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit geführt, hieß es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung vom Montag. Das neue Konzept werde daher so schnell wie möglich umgesetzt. „Wir setzen das Konzept ab morgen um“, sagte Zieschang. Im Dezember sollen die Maßnahmen laut Zieschang auf den Prüfstand kommen.

Trotz der nach wie vor erschreckenden Zahlen im Bereich der Jugendkriminalität gebe es bereits Schritte in die richtige Richtung, sagte Steffen Eckold, Staatssekretär am Justizministerium. Einige Intensivtäter seien bereits verurteilt worden. Gegen zwölf von ihnen sind bereits Urteile gesprochen worden. Einer der Täter erhielt laut Eckold eine Jugendfreiheitsstrafe von fünf Jahren ohne Bewährung. Die verurteilten Täter seien für einen Großteil der Taten zwischen 2021 und 2022 verantwortlich, schob ein Sprecher des Justizministeriums nach.

Es gehe auch darum, das Problem der Jugendkriminalität bei der Wurzel zu packen, erklärte Innenministerin Zieschang. Schulabstinente Karrieren endeten mitunter in einer kriminellen Karriere. Im Bereich der Schulabstinenz müsse daher früh eingegriffen werden, um solche Karrieren zu bekämpfen. Künftig sollen daher auf Basis eines Erlasses des Bildungsministeriums Schulpflichtverletzungen schneller gemeldet werden und die Ordnungsämter schneller eingreifen können.

In Halle wurden in diesem Jahr bis einschließlich August nach Angaben des Innenministeriums insgesamt 518 Fälle von Kinder- und Jugendgewaltkriminalität registriert. 305 dieser Straftaten waren vorsätzliche einfache Körperverletzungsdelikte. Darüber hinaus wurden 148 gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie 57 Raubdelikte erfasst.

Im Land ist die Zahl der registrierten Gewaltdelikte in diesem Bereich insgesamt gestiegen. Diese Entwicklung sei bundesweit festzustellen, sagte Zieschang. Auch die Täter würden immer jünger. Die Ursachen seien dabei nicht immer eindeutig.

© dpa-infocom, dpa:231002-99-415043/3

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