Nashornbaby im Salzburger Zoo:Tamikas sanfte Wucht

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Tamika, so heißt das Nashornbaby, das am 3. Juni im Salzburger Zoo geboren wurde. (Foto: Zoo Salzburg Gemeinnützige GmbH, Natur- und Artenschutzzentrum Salzburg)

Anfang Juni ist im Salzburger Zoo ein Breitmaulnashorn zur Welt gekommen. Das Jungtier ist der Liebling der Besucher und hat nun auch einen Namen. Ein Besuch mit Körperkontakt.

Von Oliver Das Gupta, Salzburg

Wie Wolfgang Wayrethmayr zu den Nashörnern kam? "Charakterfrage", sagt der Tierpfleger im Salzburger Zoo Hellbrunn. Er habe bald festgestellt, welche Tiere ihm liegen und welche gut mit ihm können. Das sind vor allem die Tiere im Afrika-Bereich: Ziegen, Rinder, Schildkröten, und eben die bis zu dreieinhalb Tonnen schweren Rhinozerosse. Der 52-Jährige, der seit bald 30 Jahren im Salzburger Zoo arbeitet, stapft durch das Nashornhaus, es riecht streng nach großem Tier. Vorbei geht es an Strohballen, an einzelnen Boxen, irgendwo liegt die imposante Hinterlassenschaft eines Dickhäuters. "So viel ist das nicht", sagt Wolfgang Wayrethmayr dem staunenden Besucher. Freude huscht über sein Gesicht.

Draußen, im Gehege, fläzt Wayrethmayrs jüngster Star auf einem Berg Heu, den Muttertier Tamu mampfend abträgt. Die Kuh ist in Südafrika geboren und kam 2009 nach Salzburg. Da mit dem Bullen Athos eine natürliche Zeugung nicht klappte, holten sich die Österreicher die Hilfe von deutschen Spezialisten. Mitarbeiter des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung besamten Tamu Anfang 2019 mit dem Sperma von Athos. Zunehmend gefährdet ist der Bestand dieser Südlichen Breitmaulnashörner. Von der nördlichen Unterart hingegen leben nur noch zwei Weibchen in einem tschechischen Zoo, künstliche Befruchtung und Leihmutterschaften sind die einzige Hoffnung für ihre Erhaltung.

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Das Salzburger Breitmaulnashorn-Baby ist am 3. Juni zur Welt gekommen, die Geburt dauerte mehrere Stunden, alles ging gut. Nun, nach einem knappen Monat, bekommt das Weibchen einen Namen: Die Zoo-Fans konnten sich im Internet zwischen zwei Namen entscheiden - es gab eine klare Mehrheit für "Tamika". Wie der Name zustande kam, ist nicht ganz klar, angeblich ist er vom Begriff "tamu" abgeleitet, der in Swahili in etwa "süß" bedeutet.

Warum aber nicht etwas mit mehr Lokalkolorit, zum Beispiel Sissi oder Sopherl? Irritierter Blick von Wolfgang Wayrethmayr. "Naa, der Name muss scho' passen", sagt er, und für ihn passt der Name einfach. Er ruft kurz etwas Österreichisches in Richtung Mutter und Tochter, Tamika lässt ein Ohr rotieren, erkennt ihn, steht auf, kurzer Blick zur Mutter. Dann trottet das Tier zielstrebig auf den Pfleger zu, der hinter den Betonstempen am Rande des Geheges steht. Dort passen, sicher ist sicher, nur Nashorn-Babys durch.

Tamika ist jetzt der neue Publikumsmagnet

Die Begrüßung fällt stürmisch aus: Das Baby stupst mit seiner noch nicht behornten Nase gegen Wayrethmayrs Beine. Der holt eine Bürste heraus und schrubbt getrockneten Lehm vom Rücken der Kleinen und klopft mit der anderen Seite auf die Flanke. Zufriedene Schnüffelgeräusche. Mutter Tamu steht immer noch vor dem Heuberg, ein Spatz landet auf ihrem Rücken, es ist fast zu kitschig. Von schräg gegenüber kichern ein paar Kinder aufgeregt über das Babynashorn.

Als Tamika zur Welt kam, war die Aufregung in Salzburg groß, wie so oft, wenn Tiere in Zoos Nachwuchs bekommen. Tamika, sagen sie im Zoo, sei hier sicherlich das meistfotografierte Tier. Knapp 50 Kilogramm hat Tamika bei der Geburt gewogen, nun sind es deutlich mehr als 70 Kilogramm. Durch die fettreiche Milch der Mutter legt das Jungtier etwa ein Kilogramm pro Tag zu. Die Mutter sei nur die ersten Tage etwas nervös gewesen, sagt Wolfgang Wayrethmayr, aber jetzt sei alles entspannt.

Wobei Tamika ein sehr aktives Baby ist: Schon bald hat sie die Suhle für sich entdeckt und sich ausgiebig im Schlamm gewälzt. "Manchmal sind die Nashörner abends paniert wie ein Schnitzel", sagt Wayrethmayr. Auch deshalb muss er kräftig schrubben. Tamika hat inzwischen gemerkt, dass der Tierpfleger nicht alleine ist und wendet sich dem Besucher zu, aber nur wenige Momente. Es wird geschnuppert, geschmatzt, ein feuchter Gruß am Unterarm. Dann wird Tamika wild: Das kleine, graue Wesen tollt vor Wayrethmayr hin und her, galoppiert, stoppt, sprintet auf ihn zu, rammt ihm die Nase gegen die Beine. Gegenüber kichern wieder die Kinder.

Das Nashorn will spielen, aber Wolfgang Wayrethmayr geht, er hat noch anderes zu tun. Besser so, sagt er: "Wenn du nicht aufpasst, dann hast du schnell blaue Schienbeine."

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