Jedes Jahr denken Hunderttausende Eltern über die Namen für ihre neugeborenen Kinder nach: Soll der Name kreativ sein, ganz klassisch oder sehr zeitgeistig? 2023 haben sich erneut viele für die Vornamen Emilia und Noah entschieden - die beiden Namen führen wie schon 2022 die Top-Ten-Liste der beliebtesten Vornamen des Namen-Experten Knud Bielefeld an. Auf den weiteren Plätzen folgen bei den Mädchen Emma und Sophia, bei den Jungen Matteo und Elias.
Vornamen-Moden entwickelten sich zäh, sagte Bielefeld der Deutschen Presse-Agentur. Noah und Emilia könnten auch in den kommenden Jahren die Nummer eins bleiben. Die beiden seien relativ gleichmäßig und vorsichtig aufgestiegen und nicht so emporgeschnellt wie zuletzt der Name Matteo.
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In seinen Statistiken sieht Bielefeld aber auch eine Reihe von Namen, die in den vergangenen Jahren Aufwind hatten und in Zukunft Kandidaten für die Top Ten sein könnten: Emilio, Fiete, Fritz, Hannes, Leano, Liam, Lino, Lio, Marlon und Theo bei den Jungen sowie Amalia, Ella, Elli, Hailey, Ida, Lia, Lilly, Lotta, Malia und Rosalie bei den Mädchen. Bielefelds Favorit für die künftige Top Ten: Leano.
Stadt-Land-Struktur hat große Auswirkungen
In den Listen kämen zudem immer häufiger geschlechtsneutrale Namen vor, so Bielefeld. In den USA gebe es diesen Trend schon länger. Beispiele seien Ashley, Quinn oder auch Taylor. Dieser Name sei bei Jungen immer beliebter geworden und komme durch den Hype um die Sängerin Taylor Swift inzwischen auch bei Mädchen an.
In den meisten Bundesländern stehen in den Top-Ten-Listen Emilia, Emma, Sophia und Hannah auf den ersten Plätzen. Bei den Jungen sind oft Noah, Matteo und Emil vorne. In Bundesländern mit vielen Großstädten wie Nordrhein-Westfalen oder Stadtstaaten wie Bremen und Berlin schafft es auch der Name Mohammed weit nach vorne, weil dort vergleichsweise viele Familien mit Migrationshintergrund leben.
Bielefelds Berechnungen zufolge trägt die Hälfte der in Deutschland geborenen Kinder einen der 60 beliebtesten Mädchen- oder Jungennamen. Auffällige Abweichungen gebe es stets in Bayern und Sachsen. "In Sachsen sind diese Retro-Namen sehr populär - so was wie Karl und Gerda, was man woanders noch nicht so kennt." Bayern habe ebenfalls eine spezielle Namenslandschaft, die verhältnismäßig konservativ sei. "Da laufen auch so Namen wie Thomas, Michael oder Sabine noch verhältnismäßig gut, die in anderen Ländern gar nicht mehr gehen." Noah findet sich in Bayern nicht einmal in den Top Ten. Stattdessen stehen Lukas, Felix und Maximilian an der Spitze.
Deutlich moderner seien dagegen die Bundesländer im Norden, sagte Bielefeld weiter. Dort würden Vornamen-Trends eher geprägt als in Süddeutschland. So spiele etwa der Name Fiete in der Statistik von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schon länger eine Rolle. "Und er erobert inzwischen schon recht heftig Deutschland."
Ihm sei zudem ein außergewöhnlicher Name aufgefallen, sagt Bielefeld: Evanna. Diesen Mädchennamen habe er noch nie in seiner Datenbank gehabt, "und jetzt gleich mehrfach". Der Ahrensburger geht davon aus, dass das mit der irischen Schauspielerin Evanna Lynch zu tun haben könnte, die in den "Harry Potter"-Filmen die Rolle der Luna Lovegood übernommen und 2021 ein Buch veröffentlicht hatte.
Für die bundesweite Auswertung haben Bielefeld und sein kleines Team auf Erstnamen-Daten von Standesämtern und Babygalerien von Geburtskliniken aus 412 Städten zurückgegriffen. Bielefeld hat eigenen Angaben zufolge etwa 280 000 Geburtsmeldungen erfasst. Das entspricht etwa 40 Prozent der in Deutschland geborenen Babys. 2022 waren dem Bundesamt für Statistik zufolge 738 800 Kinder geboren worden. Neuere Zahlen lagen noch nicht vor.