SZ-Kolumne "Mitten in ...":Vorsicht, heiß!

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Der SZ-Autor wollte immer schon mal in Linsengericht ein Linsengericht essen. Aber als er endlich auf dem Weg dorthin ist, stoppt ihn eine erstaunliche Radio-Durchsage. Drei Anekdoten aus Deutschland und Österreich.

Mitten in ... Wien

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Nachts um drei in Wien. Es ist Sommer, und die Stadt glüht, nicht nur vor Hitze, sondern auch vor Erwartung. Der Hofgarten zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum ist zum improvisierten Club umfunktioniert worden. Am Maria-Theresia-Denkmal hat sich eine Menge versammelt, als würde an diesem Abend die Habsburgerin persönlich auflegen. Aus allen Richtungen dröhnt Musik, zufällig Vorbeikommende werden in die Party zwangsintegriert, und die Polizei ist auch schon da: Vorher gab es hier ein Raubdelikt, und natürlich ist so eng besoffen tanzen und knutschen eigentlich noch nicht wieder erlaubt. Warum haben die Beamten die Park-Party nicht schon längst aufgelöst? Die haben grad eigene Probleme. Sieht verdammt danach aus, als hätte ihnen jemand die Reifen zerstochen. So kann man eine Party auch am Laufen halten. Nicolas Freund

Mitten in ... Linsengericht

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Warum nach Ouagadougou oder Kuala Lumpur reisen? Durch Orte mit fantastischen Namen kommt man auch bei einer Autofahrt durch Hessen: Bös-Gesäß, Darmstadt-Wixhausen, Thurnhosbach. Der Stau in Friedlos ist nicht harmlos, aber zum Glück auch nicht endlos. Ein paar Kilometer weiter fährt man sprachlos durch Machtlos. Man befürchtet, bald in Trostlos und Sinnlos zu landen und biegt ziellos ab. Dann lieber weiter über Eiterfeld und Sterbfritz in Richtung Linsengericht, südlich von Lieblos gelegen. Linsengericht! In diesen Ort wollte ich schon immer mal, nur wegen des Namens. In Linsengericht (Hessen) ein Linsengericht essen, wie schön! Doch gerade als ich Linsengericht ins Navi eintippe, sagt der Hessische Rundfunk durch: "Großbrand in Linsengericht, Ursache unbekannt." Linsengericht ist angebrannt! Aua. So heißt übrigens ein Ort in Osthessen. Titus Arnu

Mitten in ... Paderborn

Illustration: Marc Herold (Foto: N/A)

Die Kirchturmglocken schlagen drei Mal. Das ist das Zeichen für die Kinder, vor die Tür zu rennen und sich auf der Mauer niederzulassen. In einer Reihe hocken sie mit baumelnden Beinen da, wartend wie die Tauben, von denen es im kirchenreichen Paderborn viele gibt. Sie halten Ausschau nach dem weißen Lieferwagen, der sieben Tage die Woche immer zur selben Zeit um die Kurve fährt. Eine scheppernde Melodie kündigt sein Kommen aus der Ferne an. Die Kinder springen erwartungsvoll auf, ein paar Münzen in ihren Händen festhaltend. Seit Jahrzehnten kommt der Eisverkäufer im Sommer bis an die Haustür. Das Vanilleeis hat ein blumiges Aroma, aber der eigentliche Verkaufsschlager ist die Sorte "Himmelblau", die früher "Schlumpfeis" hieß. Nein, es verstecken sich keine Zeichentrickfiguren darin, sondern nur Milch, Zucker und Farbe. Einfach himmlisch. Kerstin Lottritz

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