SZ-Kolumne "Mitten in ...":Roland, der Radler-Retter

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Ein radelnder SZ-Redakteur ist während eines Langstreckenrennens verzweifelt auf der Suche nach einem Stempel. Wie gut, dass er auf einen hilfreichen Ritter trifft. Drei Anekdoten aus Deutschland und Österreich.

Mitten in ... Calbe

Stolz steht sie in der Abendsonne, die Statue des Roland mit erhobenem Schwert am Marktplatz von Calbe (Saale) in Sachsen-Anhalt. Der rote Holzkasten daneben ist eine kleine Rettung auf dem Langstreckenmarathon "Flèche Allemagne". Mit dem Rad sind 430 Kilometer am Stück in unter 24 Stunden zu absolvieren, von Berlin bis zur Wartburg in Eisenach. In Calbe muss einer von sieben Nachweisen per Stempel erbracht werden, dass man hier durchgefahren ist, doch woher den an einem Samstagabend bekommen? Na, beim Roland! Im Holzkasten liegt einer mit Aufdruck "Rolandfigur Calbe", an einem Stahlseil befestigt, als Teil einer Touristentour. Perfekt. Aber in die Freude mischt sich Wehmut: Die schöne Tradition mit den Stempelheftchen bei den Rad-Brevets wird es bald nicht mehr geben. Es wird umgestellt auf digitale Nachweise. Ein Foto mit dem Standort reicht. Georg Ismar

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Oed

An der Autobahn nahe dem Örtchen Oed in Niederösterreich steht eine Retro-Tankstelle im amerikanischen Stil, eher billig als schick. Trotzdem schlägt mein Herz bei ihrem Anblick höher: Hier gibt es Fast Food, und ich habe Hunger. Ich bestelle, bezahle und gehe kurz auf die Toilette, während das Essen zubereitet wird. Es sind nämlich zufällig zwei Polizisten anwesend, und die würden bestimmt eingreifen, würde jemand meine Bestellung entwenden, wenn sie in der Zwischenzeit fertig auf den Verkaufstresen gestellt würde. Als ich zurückkomme, steht sie tatsächlich schon bereit, die braune Tüte mit dem Essen. Also schnell ein paar Pommes in den Mund und dann ab nach draußen. Fast pralle ich gegen einen der Polizisten, der sich mir in den Weg stellt. Was habe ich falsch gemacht? Er deutet auf die Tüte und sagt streng: "I glaab, des is meins!" Chiara Joos

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Bayrischzell

Der Seebergkopf ruft, die Tour war lange ausgemacht, außerdem ist jetzt Frühling. Daran ändern auch die verschneiten Gipfel nichts, wozu hat man Bergschuhe, die für Halt sorgen, und Teleskopstöcke fürs Gleichgewicht. Die Freundin, Optimistin von Natur aus, hat ihre daheim gelassen: Die Tour sei eh moderat. Also rauf auf den Berg. Unten immerhin ist alles grün. Nach einer Weile kommt uns Schmelzwasser entgegen, und bald laufen wir durch erste Schneefelder. Die Freundin hat an Optimismus eingebüßt. Gern teilt man die Teleskopstöcke mit ihr, Ehrensache innerhalb einer Seilschaft. So kämpfen sich beide voran. Bei einem Ausweichmanöver zieht es mir die Beine weg und - fitzzzzwump - lande ich auf der Hüfte. Autsch. "Oh mei. Und dein' zwoatn Stecka host aa verlorn", kommentiert der Mensch, der mir aufhilft. "Koa Wunder, dass d' ins Rutschn kimmst." Violetta Simon

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