Mexiko:Mindestens 27 Tote nach schwerem Hurrikan

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Schäden am Strand von Acapulco, nachdem Hurrikan "Otis" mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von fast 270 Kilometer pro Stunde auf Land getroffen war. (Foto: Eduardo Guerrero/dpa)

Tropensturm "Otis" schneidet den mexikanischen Badeort Acapulco von der Versorgung ab. Selbst Präsident López Obrador bleibt im Schlamm stecken. Die Bevölkerung soll per Luftbrücke mit Lebensmitteln versorgt werden.

Durch den dem verheerenden Hurrikan Otis sind an der Westküste Mexikos mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Weitere vier Menschen werden noch vermisst, wie Sicherheitsministerin Rosa Icela Rodríguez mitteilte. Der Tropensturm richtete in dem berühmten Badeort Acapulco schwere Schäden an. "Es ist eine Katastrophe, was in Acapulco geschehen ist", sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador in seiner täglichen Pressekonferenz. Unter anderem durch eine Luftbrücke soll die Bevölkerung nun mit Lebensmitteln versorgt werden.

Otis war in der Nacht auf Mittwoch als extrem gefährlicher Hurrikan der höchsten Stufe 5 mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von fast 270 Kilometern pro Stunde und Böen von bis zu 330 Stundenkilometern auf die Küste getroffen. Über Land verlor er dann an Kraft und löste sich schließlich auf.

Auf dem Weg ins Katastrophengebiet: Präsident bleibt stecken

López Obrador reiste am Mittwoch mit mehreren Ministern mit dem Auto nach Acapulco, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auch die Regierungsdelegation blieb auf ihrem Weg wegen Erdrutschen und überschwemmten Straßen immer wieder stecken. Nach einer Sitzung mit Vertretern der Rettungsdienste, der Streitkräfte und der örtlichen Behörden flog der Präsident in einem Helikopter nach Mexiko-Stadt zurück.

Der mexikanische Präsident Andres Manuel Lopez Obrador (3. von links) und Mitglieder seines Kabinetts mussten auf dem Weg ins Katastrophengebiet durch den Schlamm waten. (Foto: Rodrigo Oropeza/AFP)

Den größten Schaden habe Otis in Acapulco angerichtet, weitere Ortschaften seien allerdings auch betroffen, sagte der Präsident. "In Acapulco blieb kein einziger Strommast stehen", sagte er. Sicherheitsministerin Rodríguez sprach von "schweren" Schäden. Fassaden von Hotels wurden abgerissen, Fensterscheiben zerbrachen, Bäume stürzten um und Straßen wurden überflutet, wie die Zeitung Milenio berichtete. Rund 200 Patienten eines beschädigten Krankenhauses sollen nach Angaben der Regierung in andere Kliniken gebracht werden. Die Autobahn zwischen Acapulco und der rund 480 Kilometer entfernten Hauptstadt Mexiko-Stadt wurde nach Erdrutschen gesperrt. Der Flughafen des Touristenorts stellte den Betrieb ein. Medienberichten zufolge saßen über 100 000 Urlauber zunächst fest.

Zunächst gab es nur wenige Informationen über das Ausmaß der Schäden, da Internet und Telefonnetz zusammengebrochen waren. Nach Angaben des staatlichen Anbieters CFE waren zeitweise 500 000 Haushalte ohne Strom. Otis beschädigte außerdem das Frühwarnsystem für Erdbeben an der mexikanischen Pazifikküste. Die Kommunikation mit mindestens 27 der rund 100 Sensoren des seismischen Beobachtungsnetzes sei unterbrochen, teilte der Betreiber mit. Sollte sich in der Nähe der beschädigten Sensoren ein starkes Beben ereignen, könne die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt werden.

Auf Fotos in Medien waren unter anderem verwüstete Küstenabschnitte in der Stadt zu sehen. Die Lobby eines Hotels war übersät mit Trümmerteilen, ein Kleinwagen war in das Innere des Hotels gespült worden. Die Fassade des Einkaufszentrums Galerías Diana wurde auf einer Seite komplett abgerissen. Erdrutsche und entwurzelte Bäume blockierten Straßen und Autobahnen. In dem Dorf Sabanillas wurden laut einem Bericht von "Milenio" die Häuser und Felder von Dutzenden Familien zerstört.

Eine mit Trümmern übersähte Straße in Acapulco. (Foto: Marco Ugarte/dpa)

Die örtliche Regierung richtete Notunterkünfte ein, wie die Gouverneurin des Bundesstaats Guerrero, Evelyn Salgado Pineda, mitteilte. Rund 8400 Soldaten wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums in die Region verlegt, um bei Bergungs- und Aufräumarbeiten zu helfen.

Vom Tropensturm zum gefährlichen Hurrikan

Ungewöhnlich war, dass sich Otis innerhalb von nur etwa zwölf Stunden von einem Tropensturm zu einem extrem gefährlichen Hurrikan entwickelt hatte. Laut Experten ist die schnelle Intensivierung der Wirbelstürme auf den Klimawandel zurückzuführen. Weil die Oberflächentemperaturen der Meere steigen, können Hurrikane nicht nur mehr Wasserdampf aufnehmen, sondern dies auch immer schneller tun.

Der Badeort Acapulco ist bekannt für seine Klippenspringer und Luxushotels. Einst stieg dort der internationale Jetset ab. Wegen der hohen Gewaltkriminalität kamen zuletzt allerdings immer weniger Touristen aus dem Ausland. Heute verbringen vor allem die Bewohner von Mexiko-Stadt ihre Ferien oder langen Wochenenden in dem Badeort.

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