Massaker in Mexiko:72 Migranten ermordet

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Eine Drogenbande hat in Mexiko 72 Auswanderer aus anderen lateinamerikanischen Ländern ermordet. Die Opfer waren auf dem Weg in die USA. Ein 18-jähriger Ecuadorianer hat das Gemetzel als Einziger überlebt - und berichtet Schreckliches.

Tod auf dem Weg in ein besseres Leben: Das mexikanische Militär hat auf einer Ranch im Norden Mexikos 72 Leichen entdeckt. Bei den Toten handelt es sich vermutlich um Migranten aus Mittelamerika, Ecuador und Brasilien, wie der Sicherheitssprecher der mexikanischen Regierung, Alejandro Poiré, mitteilte. Sie waren wohl auf dem Weg in die USA. Es ist nach Angaben lokaler Medien der bisher größte Leichenfund in dem nordamerikanischen Land, das von einem Kampf der Drogenkartelle erschüttert wird.

Einziger Überlebender des Massakers: Ein 18-jähriger Ecudaorianer, den die Schlepper wie die 72 getöteten Auswanderer in die USA bringen sollten. (Foto: dpa)

Unter den Toten in der Nähe der Ortschaft San Fernando im Bundesstaat Tamaulipas, der an den US-Bundesstaat Texas angrenzt, sind 58 Männer und 14 Frauen. Nach ersten Erkenntnissen waren die Einwanderer auf ihrem Weg in die USA von einer bewaffneten Bande abgefangen worden, die ihnen Tätigkeiten als Handlanger angeboten habe. Als die illegalen Einwanderer dies abgelehnt hätten, seien sie von der Bande ermordet worden, berichteten die mexikanischen Behörden unter Berufung auf den einzigen Überlebenden des Massakers, einen Mann aus Ecuador.

Der 18-Jährige hatte sich, durch Schüsse verletzt, an einen Kontrollpunkt des Militärs geschleppt und den Soldaten von dem Massaker berichtet. Darauf rückte die Marine-Infanterie mit Unterstützung aus der Luft zu der Ranch vor. Kriminelle hätten von dort das Feuer eröffnet. Dabei seien ein Soldat und drei der Schützen getötet worden.

Ein Jugendlicher sei festgenommen worden, die übrigen Bewaffneten entkamen demnach. Neben den Leichen seien auf der Ranch zahlreiche Waffen, Uniformen und Fahrzeuge gefunden worden.

Der geflohene Ecuadorianer gab an, dass die Kriminellen der Drogenbande "Zetas" angehörten. Der ecuadorianischen Zeitung El Comercio zufolge hatte der 18-jährige Überlebende Schlepper bezahlt, die ihn in die USA bringen sollten. Demnach war er vor einem Monat in seinem Heimatdorf aufgebrochen, wie das Blatt unter Berufung auf die Freundin des Mannes berichtete.

Im Bundesstaat Tamaulipas wie in anderen an die USA grenzenden mexikanischen Bundesstaaten tobt ein mörderischer Kampf zwischen rivalisierenden Drogenkartellen sowie zwischen der Armee und den Banden.

Auf dieser Farm in San Fernando im Bundesstaat Tamaulipas, der an Texas angrenzt, hat sich das Massaker ereignet. (Foto: AFP)

Nach den Worten der Regierungssprechers Poiré nehmen die Drogenkartelle die Migranten zunehmend als Geiseln, um deren Familien zu erpressen. Oder sie versuchten, die meist jungen Männer und Frauen dazu zu bringen, für sie zu arbeiten. Die meisten Überlebenden machen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen die "Zetas" für die Entführungen verantwortlich.

In der Region hat die Nachricht Erschütterung hervorgerufen. Die "feige" Tat betrübe "alle Regierungen und Völker Lateinamerikas", sagte Mexikos Außenministerin Patricia Espinosa während eines Aufenthaltes in Quito, Ecuador. Sie sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Auch ihr ecuadorianischer Kollege Ricardo Patiño verurteilte die Tat. Der Außenminister von El Salvador, Hugo Martínez, sagte, er hoffe, dass die Täter gefasst würden.

Jedes Jahr durchqueren Schätzungen zufolge eine halbe Million illegale Einwanderer Mexiko in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA. Alleine in den sechs Monaten zwischen September 2008 und Februar 2009 seien dabei 10.000 Menschen von Drogenbanden entführt worden, berichtete die mexikanische Menschenrechtskommission.

"Regierung ist unfähig"

Der Vorfall zeige die Unfähigkeit der Regierung, die Gewalt gegen die illegalen Einwanderer in Mexiko zu verhindern, sagte der Chef der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Mexiko, Alberto Herrera.

Seit dem Amtsantritt von Präsident Felipe Calderón 2006 sind in Mexiko bei Kämpfen zwischen Drogenkartellen sowie bei Zusammenstößen zwischen Banden und Sicherheitskräften rund 28.000 Menschen getötet worden.

© AFP/dpa/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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