Landgericht Halle:Acht Jahre Haft nach Misshandlung eines Säuglings

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Eine Figur der blinden Justitia. (Foto: Sonja Wurtscheid/dpa/Symbolbild)

Eine Mutter gibt ihren gesunden Sohn beim Tagesvater ab - und hat am Ende ein wohl lebenslang auf Pflege angewiesenes Kind. Ein Tagesvater in Halle musste sich wegen der Misshandlung des Jungen vor Gericht verantworten - und wurde nun zu langer Haft verurteilt.

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Halle (dpa/sa) - Ein Tagesvater aus Halle, der einen Säugling misshandelt und ihm irreparable Schäden zugefügt haben soll, ist zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das Landgericht sprach ihn am Donnerstag der schweren Körperverletzung und der Misshandlung eines Schutzbefohlenen schuldig. Zudem soll der 43-Jährige ein Schmerzensgeld in Höhe von 500.000 Euro zahlen. Aus Sicht des Gerichts ist unklar, ob der Tagesvater an dem Tattag im August 2021 überfordert war oder seine private Situation eine Rolle spielte. Er habe wissen müssen, wie er ein Kind zu behandeln habe. Der Richter wünschte den Eltern des Jungen viel Kraft.

Das Urteil nahm der Tagesvater mit Kopfschütteln entgegen. Die Verteidigung, die zuvor einen Freispruch gefordert hatte, kündigte an, Rechtsmittel einzulegen. Die Staatsanwaltschaft hatte eine sechsjährige Haftstrafe gefordert. In ihrem Antrag forderte die Anklage am Donnerstag eine Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung und Misshandlung eines Schutzbefohlenen. Von dem Anklagepunkt des versuchten Totschlags rückte die Staatsanwältin ab, weil der 43-Jährige einen Notarzt gerufen hatte.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann den im September 2020 geborenen Jungen im August 2021 derart heftig schüttelte, dass er ein Schütteltrauma erlitt. Dieses führte zu einer schweren Hirnverletzung. Eine Not-OP war notwendig. Noch heute leidet der Junge an epileptischen Anfällen. Er ist stark sehbehindert, linksseitig gelähmt und in seiner motorischen und geistigen Entwicklung deutlich eingeschränkt.

Der Tagesvater hatte am Donnerstag unter Tränen seine Unschuld beteuert. Er fühle mit den Eltern. Der 43-Jährige sagte, er habe seinen Beruf acht Jahre lang ausgeübt und nie sei etwas passiert. Kurz nach dem Vorfall wurde seine Kindertagespflegeeinrichtung geschlossen.

Zum Prozessauftakt am Mittwoch vergangener Woche hatte der Mann über seinen Anwalt erklärt, das Kind habe sich die Verletzungen bei einem Unfall zugezogen. Es sei von einem zweieinhalb Jahre alten Kind mit einem Spielzeug angefahren worden.

© dpa-infocom, dpa:231012-99-540474/2

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