Landgericht Bielefeld:Prozess um brutalen Dreifach-Mord begonnen

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Der Angeklagte betritt den Sitzungssaal im Landgericht Bielefeld in Begleitung eines Justizbeamten. (Foto: Friso Gentsch/dpa)
  • Binnen sieben Monaten soll der 51-jährige Jörg W. in Hille, einer 4000-Einwohner-Gemeinde in Ostwestfalen, drei Männern die Schädel eingeschlagen haben.
  • Von diesem Montag an muss sich das Landgericht Bielefeld mit den Verbechen befassen.
  • Mitangeklagt ist der 24-jährige Zeitsoldat Kevin R., den mit Jörg W. eine Art Vater-Sohn-Verhältnis verband.

Von Hans Holzhaider

Es sind Verbrechen von seltener Brutalität, mit denen sich das Landgericht Bielefeld von diesem Montag an befassen muss. Binnen sieben Monaten soll der 51-jährige Jörg W. in Hille, einer 4000-Einwohner-Gemeinde in Ostwestfalen, drei Männern die Schädel eingeschlagen haben. Die Opfer: ein Nachbar des Angeklagten, 72 Jahre alt und alkoholkrank, ein 64-jähriger Hilfsarbeiter, der auf dem Hof des Angeklagten lebte, und ein 30-jähriger libanesischer Maurer, dem Jörg W. eine größere Geldsumme schuldete. Die Tatwaffen: ein Ziegelstein, ein Pflasterstein und ein Maurerhammer. Mitangeklagt ist der 24-jährige Zeitsoldat Kevin R., den mit Jörg W. eine Art Vater-Sohn-Verhältnis verband. Er soll der Anklage zufolge an der Ermordung der beiden älteren Männer tatkräftig mitgewirkt und zu der dritten Tat zumindest Beihilfe geleistet haben.

Am 4. März 2018 hatte die Ehefrau des 3o-jährigen Fadi S. ihren Mann als vermisst gemeldet. Sie wusste, das er mit Jörg W. verabredet war, aber der erklärte, Fadi S. sei nicht zu dem Treffen erschienen. Einen Tag später meldete Jörg W.'s Ehefrau ihren Mann als vermisst. Er habe, sagte sie, nur zum Finanzamt fahren wollen und sei seitdem nicht mehr erreichbar. Weil bekannt war, dass Jörg W. auf dem Hof seines Nachbarn Gerhard F. Renovierungsarbeiten durchführte, durchsuchte die Polizei das Anwesen, und fand in der Scheune, unter Paletten begraben, die Leiche von Fadi S. mit zertrümmertem Schädel.

Zwei Leichen, in Folie eingewickelt und vergraben

Die Polizei schrieb Jörg W. zur Fahndung aus, und nur Stunden später meldete sich ein Zeuge, der den Mercedes des Angeklagten im bayerischen Reit im Winkl gesehen hatte. Dort wurde Jörg W. festgenommen. In seinem Auto fand die Polizei die EC-Karten von Gerhard F., dem Nachbarn, und des Arbeiters Joachim K., die beide seit Monaten nicht mehr gesehen worden waren. Nun wurde auf dem Hof des Ehepaars W. eine gründliche Suchaktion gestartet. Drei Tage später entdeckten die Beamten die Leichen der beiden Männer, in Folien eingewickelt und in einem einen Meter tiefen Erdloch vergraben.

Jörg W. gestand nach anfänglichem Leugnen den Mord an Fadi S.. Danach machte er von seinem Schweigerecht Gebrauch. Kevin R. gab zu, dass er bei allen drei Taten anwesend war, er räumte auch ein, dass er Jörg W. geholfen habe, die Leiche von Joachim K. zunächst in einem Sickerschacht zu versenken und sie später gemeinsam mit der Leiche des Gerhard F. zu vergraben. An den Tötungshandlungen selbst habe er sich aber nicht beteiligt. Das hält der Staatsanwalt allerdings für eine Schutzbehauptung.

Auf die Angaben von Kevin R. stützt Staatsanwalt Christopher York im Wesentlichen seine Anklage. Danach habe Jörg W. den alkoholkranken Gerhard F. eine Kellertreppe hinunter gestürzt und ihm dann mit einem Ziegelstein den Schädel eingeschlagen. In den folgenden Monaten habe er mit der EC-Karte des Getöteten dessen Rente abgehoben und für sich verwendet. Auch Joachim K. habe er aus finanziellen Motiven getötet. Nachdem er ihm mit einem Pflasterstein den Schädel zertrümmert hatte, habe er 3200 Euro aus dessen Zimmer gestohlen und sich mit der EC-Karte des Opfers dessen Sozialhilfe erschlichen.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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