Kuriose Stellenausschreibung:Gesucht: Ein Metzger, der auch Bäume hackt und Straßen repariert

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Würste machen: Ja. Straßenreparaturen: Auch. Die Stadt Laufen verlangt ihren Metzgern viel ab. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadt Laufen hat eine Stelle offen. Sie möchte einen Fleischer einstellen, der neben dem Wursten auch "Gehölzpflegearbeiten" verrichten und im Wasserwerk arbeiten kann. Warum? Ein Anruf im Personalamt.

Interview von Moritz Geier

Das "Töten von Rindern, Schweinen und Schafen" gehört selbstverständlich zu jenen Aufgaben, die einem Metzger durchaus vertraut sein sollten. Aber wie sieht es mit "Reparaturen und Unterhaltungsarbeiten an Straßen, Wegen und Plätzen" aus? Und wie mit "Gehölzpflegearbeiten"? In einer Stellenanzeige der Stadt Laufen, die derzeit für den städtischen Schlachthof einen Metzger in Vollzeit sucht, sind jedenfalls all diese "Aufgabenschwerpunkte" aufgelistet, darüber hinaus: Bereitschaftsdienst im Bauhof und im Wasserwerk, Winterdienst, Pflege "aller städtischen Außenanlagen, einschließlich der Sportanlagen und Kinderspielplätze". Elmar Weber ist Personalamtsleiter der Stadt.

SZ: Herr Weber, haben Sie denn schon einen neuen Metzger gefunden?

Elmar Weber: Bis jetzt noch nicht. Aber die Frist läuft noch und ich warte auf weitere Bewerbungen.

Es gibt also tatsächlich welche.

Ja, klar, auch solche, die diesen Anforderungen entsprechen.

Aber Metzger, die Bäume hacken, die Sportplätze pflegen ...

Also jetzt muss ich Ihnen mal zwei Fragen stellen.

Bitte.

Erstens, warum ruft mich die Süddeutsche Zeitung deswegen an, und zweitens, wissen Sie überhaupt, um was es geht und was hier die letzten zwei Wochen alles vorgefallen ist?

Nun, die Annonce wirkt ungewöhnlich und wir Journalisten interessieren uns nun mal für alles Kuriose ...

Ich könnte jetzt eine halbe Stunde mit Ihnen über das Thema reden. Eine andere Kommune aus unserem Landkreis hat vergangenes Wochenende eine Stellenanzeige geschaltet für einen Schreiner-Zimmerer, da standen ähnliche Tätigkeiten drin. Bloß bei uns kocht das erst auf Facebook hoch, dann ruft die lokale Zeitung an, dann Bayern 3 ...

Sehen Sie, so ungewöhnlich wirkt die Anzeige.

Ich verstehe es bis heute nicht, was daran so schlimm ist. Diese neuen Medien mittlerweile, das ist der Wahnsinn: Es gab übelste Kommentare in einer Facebook-Gruppe. Dass wir den Beruf des Metzgers runterziehen. Ob ich ein Sklaventreiber bin. Es wurde geschrieben, auf gut Deutsch gesagt, manchen Behörden hätten sie ins Hirn geschissen.

Au weia.

Dabei ist das Jobprofil hier ganz normal in einer kleinen bayerischen Kommune. Wir hatten bisher zwei Metzger im Schlachthof, die auch andere Tätigkeiten in der Stadt übernehmen, weil sie nur an einem Tag mit der Schlachtung von Tieren beschäftigt sind. Einer geht jetzt in Rente.

Aber lustig klingt das ja schon: der Metzger im Wasserwerk oder beim Straßenreparieren.

Ich verlange nicht, dass der Metzger profimäßig eine Straße flickt. Dafür haben wir Leute, die das gelernt haben. Aber mitarbeiten muss er. Schaufeln kann der Metzger auch, salopp gesagt. Oder eine Heckenschere bedienen, eine Schneeschaufel schwingen, einen Rasenmäher bedienen. Oder mit einem Bauhoffahrzeug rumfahren und Schnee räumen. Wir brauchen diese Allrounder.

In eine solche Rolle wächst man doch eher hinein. Kann man die wirklich über eine Stellenanzeige finden?

Es gibt schon Leute, die all diese Qualitäten haben. Nehmen Sie einen jungen Bauernbuam: Der hat Metzger gelernt, der weiß, wie man eine Motorsäge zum Laufen bringt, der kann einen Bulldog fahren oder eine Maschine bedienen. Oder einen Metzger, der es vielleicht körperlich nicht mehr schafft, die ganze Woche zu schlachten.

Die anderen Aufgaben klingen aber nicht weniger anstrengend, Herr Weber.

Schon klar, aber schlachten und zerlegen ist schon etwas anderes als Rasen mähen.

Ist die Landflucht schuld, dass Sie die Eier legende Wollmilchsau finden müssen?

Jein. Das Problem, Leute zu finden, das haben nicht nur Kommunen, das haben alle Betriebe. Die Leute gehen gern in die Industrie, weniger Arbeitszeit, mehr Gehalt.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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