Kriminalität:US-Polizisten getötet - Schwarzer Schütze soll im Irak gedient haben

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Der Schütze wurde von Polizisten getötet. (Foto: Dan Anderson)

Baton Rouge (dpa) - Nach dem erneuten Mord an Polizisten in den USA ist der alleinige Täter nach Medienberichten als afroamerikanischer Marine-Veteran identifiziert worden.

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Baton Rouge (dpa) - Nach dem erneuten Mord an Polizisten in den USA ist der alleinige Täter nach Medienberichten als afroamerikanischer Marine-Veteran identifiziert worden.

Laut der Militär-Personalakte des von US-Medien übereinstimmend genannten Mannes hatte der Unteroffizier fünf Jahre als Spezialist für Datennetzwerke gedient - davon gut ein halbes Jahr im Irak. Der Täter hatte am Sonntagmorgen (Ortszeit) in Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana das Feuer auf mehrere Polizisten eröffnet und drei von ihnen getötet. Drei weitere waren verletzt worden, einer von ihnen schwebte nach Angaben der Polizei weiter in Lebensgefahr.

Der Mann hatte es nach Angaben der Behörden gezielt auf Sicherheitskräfte abgesehen. Sein Fokus habe auf Polizisten gelegen, sagte der Polizeichef von Baton Rouge, Mike Edmonson, am Montag vor US-Medien. Sein ganzes Handeln sei darauf ausgerichtet gewesen.

Der Schütze wurde schließlich von Polizisten getötet. Er beging die Tat an seinem 29. Geburtstag, wie US-Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten. Demnach kam er aus Kansas City im Bundesstaat Missouri - mehr als 1200 Kilometer von Baton Rouge entfernt.

Nach Angaben des Polizeichefs von Baton Rouge, Mike Edmonson, war gegen 8.40 Uhr Ortszeit am Sonntag in einer örtlichen Polizeizentrale ein Anruf eingegangen, nach dem ein schwarz gekleideter, maskierter Mann mit einem Gewehr eine Straße entlang ging. Zwei Minuten später seien Schüsse gefallen, die Polizisten weitere zwei Minuten darauf zu Boden gegangen. Um 8.48 Uhr sei der Schütze getötet worden.

Die Polizei äußerte sich zunächst nicht zu Berichten, nach denen die Polizisten gezielt durch den Anruf in einen Hinterhalt gelockt worden waren. Zunächst war nach zwei möglichen Mittätern gefahndet worden.

US-Präsident Barack Obama verurteilte die Schüsse in Baton Rouge als „feige“ Tat und rief die Amerikaner erneut zu einem Schulterschluss gegen Gewalt auf. Die Menschen sollten ihre Herzen öffnen und sich in ihren Äußerungen mäßigen, sagte er mit einem Seitenhieb auf den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump. Der hatte nach der Schießerei auf Twitter geschrieben: Wie viele Angehörige der Strafverfolgungsbehörden und Leute müssen sterben, weil es unserem Land an Führung mangelt? Wir fordern Recht und Ordnung.

Die Lage in Baton Rouge ist seit Tagen besonders angespannt: Dort war am 5. Juli der Afroamerikaner Alton Sterling von Polizisten erschossen worden, während er am Boden lag. Das und tödliche Polizeischüsse auf einen weiteren Schwarzen in Minnesota hatten in den USA eine Welle des Protestes gegen Polizeigewalt ausgelöst. In der Nacht zum 8. Juli erschoss in Dallas am Rande einer Demonstration ebenfalls ein schwarzer Ex-Soldat fünf Polizisten. Er verschanzte sich in einem Gebäude und gab nach Angaben der Polizei an, er sei wegen des Todes der zwei Schwarzen in den Tagen zuvor aufgebracht gewesen und habe weiße Polizisten töten wollen. Die Polizei tötete ihn mit einem Sprengsatz.

Der Schütze vom Sonntag hatte nach Medienberichten in einem YouTube-Video unter einem Pseudonym von einer Revolution gesprochen. Dafür sei es nötig, Blut zu vergießen, sagt der Mann in dem Video. In den USA werde am Unabhängigkeitstag der Kampf gegen die britischen Unterdrücker gefeiert, „aber wenn ein Afrikaner sich wehrt, ist das falsch“. Das Video wurde am Tag der tödlichen Schüsse in Dallas hochgeladen. Der Mann gibt darin an, in Dallas zu sein.

Unter demselben Namen sind drei Selbsthilfe-Bücher für die „vollkommene Verwandlung“ von Schwarzen erschienen, die beim Online-Kaufhaus Amazon erhältlich sind. Das dortige Profil des Autors beschreibt ihn unter anderem als Diätetiker und spirituellen Berater. Im letzten Beitrag eines Twitter-Kontos, das US-Medien ebenfalls ihm zuschreiben, hieß es am Samstagabend: „Nur weil du jeden Morgen aufwachst, heißt das nicht, dass du lebst. Und nur weil du deinen physischen Körper ablegst, heißt das nicht, dass du tot bist.“

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