Ex-Bundesverkehrsminister:„N' Ossi macht man so fertig“: Prozess gegen Günther Krause

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Günther Krause (r), ehemaliger Bundesverkehrsminister,sitzt zusammen mit seinem Anwalt Peter-Michael Diestel, links, auf der Anklagebank. (Foto: Frank Hormann/dpa-Zentralbild/dpa)

Bis in den Dezember sollte gegen den Ex-Bundesverkehrsminister Günther Krause wegen des Vorwurfs verschleierter Einkünfte verhandelt werden. Nun könnte es wesentlich schneller gehen.

von Christopher Hirsch, dpa

Rostock (dpa) - Der ehemalige Bundesverkehrsminister ist merkbar unzufrieden mit den Aussagen seines Insolvenzverwalters. „N' Ossi macht man so fertig“, poltert Günther Krause am Montag in einer Prozesspause am Landgericht Rostock in Richtung Zuschauer. Der Mitunterzeichner des Einheitsvertrags und späterer „Dschungelcamp“-Teilnehmer muss sich vor Gericht unter anderem wegen des Vorwurfs verantworten, während seines Insolvenzverfahrens Vermögen verschleiert zu haben. Laut Staatsanwaltschaft geht es um mehr als 370.000 Euro.

Während der Insolvenzverwalter am Montag etwa Steuern erwähnt, die Krause seiner Aussage nach nicht gezahlt hat, muss der ehemalige CDU-Politiker an sich halten, dem Zeugen nicht ständig ins Wort zu fallen. Es gelingt nicht immer. Sein Anwalt, Peter-Michael Diestel, als letzter DDR-Innenminister ebenfalls Ex-Politiker, versucht ihn zu beschwichtigen: „Er kann doch sagen was er will, Günther. Das ist ein Zeuge.“

Aus Sicht Krauses gibt es am Montag, zwei Tage vor dessen 70. Geburtstag, vielleicht trotzdem eine gute Nachricht. Der Vorsitzende Richter kündigte eine Abkürzung des Verfahrens an. Grundlage ist eine Verständigung, der sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung bereits zuvor zugestimmt hatten. Sie sieht eine mögliche Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten bis zu zwei Jahren bei einer Bewährung von vier Jahren und gegebenenfalls gemeinnützige Arbeit vor. Möglicherweise fällt noch beim nächsten Termin am 27. September ein Urteil. Ein Termin für kommende Woche wurde abgesagt.

Als Chef-Unterhändler der DDR hatte Krause 1990 gemeinsam mit dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) den Einheitsvertrag unterschrieben. Von 1991 bis 1993 war er Bundesminister für Verkehr und trat nach mehreren Affären zurück. Nach seinem Rücktritt hatte sich Krause weitgehend aus der Politik zurückgezogen und war als Unternehmer in Schulden geraten. In dem Zusammenhang musste er sich bereits mehrfach vor Gerichten verantworten.

Für Aufsehen sorgte er auch, weil er zeitweise an der Mecklenburgischen Seenplatte ein nicht bezahltes Haus bewohnte und es erst kurz vor der Zwangsräumung räumte. Später machte Krause unter anderem als „Dschungelcamp“-Teilnehmer bei der RTL-Show „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ mit. Für die Zusage zu einer Staffel und der tatsächlichen Teilnahme an einer Folgestaffel kassierte er laut Staatsanwaltschaft mehr als 160.000 Euro.

Diestel zeichnete am Montag erneut Krauses Lebensweg nach. Dieser habe sich nach seiner politischen Karriere seiner Version der Energieerzeugung aus Elementarteilchen zugewandt. Auch Krause selbst - Ingenieur für Bauwesen und Informatik und ehemaliger Hochschullehrer - sprach am Montag erneut von kosmischer Strahlung als Energiequelle. Er sei weiterhin im Bereich der Forschung tätig. Das Unternehmen seiner Frau habe einen Beratervertrag mit einer der größten US-amerikanischen Firmen.

Das Gericht hatte ein frühzeitiges Geständnis zur Voraussetzung für eine Verständigung gemacht. Bereits am ersten Verhandlungstag vor einer Woche hatte Diestel ein umfassendes Geständnis seines Mandanten vorgelesen. Das Gericht hatte aber Widersprüche in dem Text ausgemacht. Am Montag las Diestel eine überarbeitete Fassung vor. Die mögliche Anordnung einer Einziehung von Vermögen ist von der Verständigung unberührt.

Kurz nachdem es in der Prozesspause aus Krause herausgebrochen war, zeigte er ein Buch mit sich auf dem Cover herum und dem Titel „Rückblick“. Es werde am Mittwoch erscheinen - Krauses Geburtstag. Andere hätten es geschrieben, um seine Leistungen zu würdigen. Folglich handele es sich auch nicht um eine Einnahmequelle. Das habe er auch gegenüber dem Insolvenzverwalter verdeutlichen wollen.

© dpa-infocom, dpa:230910-99-144301/6

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