Paderborn:Tödliche Messerattacke auf Cousin: Ehefrau schildert Angriff

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Der Angeklagte sitzt auf der Anklagebank in einem Gerichtssaal am Landgericht Paderborn. (Foto: David Inderlied/dpa)

Es sind Szenen wie aus einem Horrorfilm, die Ehefrau und Sohn des Getöteten zum Prozessauftakt schilderten: Mit den Worten "Ihr müsst sterben" soll der...

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Paderborn (dpa) – Es sind Szenen wie aus einem Horrorfilm, die Ehefrau und Sohn des Getöteten zum Prozessauftakt schilderten: Mit den Worten „Ihr müsst sterben“ soll der Angeklagte auf seinen noch im Bett liegenden Cousin eingestochen haben. Einer von zwei Stichen in die Brust war tödlich. Seit diesem Dienstag steht der 60 Jahre alte Mann wegen Mordes vor dem Landgericht Paderborn. Was ihn antrieb, blieb auch nach dem ersten Verhandlungstag im Dunkeln.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte an einem Junimorgen über die offene Terrassentür in die Wohnung gelangt sein und seinen Cousin in dessen Ehebett mit einem Jagdmesser getötet haben. Die Frau habe laut geschrien, so dass ihr 17-jähriger Sohn sowie ein Nachbar zur Hilfe eilten. Gemeinsam hätten sie den Angreifer überwältigt. Die Staatsanwaltschaft geht von erheblich verminderter Schuldfähigkeit des Angeklagten aus: Er hatte zwei Stunden nach der Tat fast 2,3 Promille Alkohol im Blut.

Was Auslöser der Tat gewesen sein könnte, konnte nicht ermittelt werden. Streit habe es zwischen den Familien nie gegeben, sagte die Ehefrau (47) des Getöteten im Zeugenstand. Der Angeklagte sei gegen 8 Uhr über die offene Terrassentür in die Wohnung gelangt und unvermittelt in das Schlafzimmer getreten. Unter Tränen berichtete die Frau von dem Handgemenge, in dem ihr Mann versucht habe, sich selbst und sie zu schützen. Er habe kurzzeitig den Angeklagten abwehren können, der auch versucht habe, nach der Frau zu stechen. Von zwei Stichen getroffen, sei der 50-Jährige schließlich zusammengebrochen. Der herbeigeeilte Nachbar und der Sohn hielten den mutmaßlichen Täter bis zum Eintreffen der Polizei fest.

Der Angeklagte berichtete vor Gericht zunächst nur über seinen Lebensweg. Der in Sibirien geborene Deutsche hatte lange als Lkw-Fahrer gearbeitet, ist aber seit einem Arbeitsunfall vor einigen Jahren arbeitslos und in den Alkoholismus abgerutscht. Ein bis zwei Flaschen Wodka habe er täglich getrunken. Zum vorgeworfenen Tathergang wollte sich der Angeklagte nicht äußern. Nach den Aussagen von Ehefrau und Sohn bat er jedoch im Gerichtssaal darum, sich bei der Familie seines Cousins entschuldigen zu dürfen. „Ich weiß selbst nicht, warum ich dorthin gegangen bin“, sagte er mit unterdrückter Stimme.

Bereits im Herbst 2018 hatte er wegen einer alkoholbedingten Tat vor Gericht in einem anderen Fall gestanden: Der verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern hatte versucht, auf seine Geliebte mit einer Pistole zu schießen. Sie kam unverletzt davon, weil die Waffe nicht losging. Ein Urteil im Mordprozess wird am Freitag erwartet.

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