Hannover:Falsche Polizisten rufen öfter an: Aber mit weniger Erfolg

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Ein Telefonhörer ist vor einem Plakat mit der Aufschrift „Achtung: Hier spricht NICHT die Polizei“ zu sehen. (Foto: Martin Gerten/dpa/Archiv)

Vor allem ältere Menschen in Niedersachsen werden häufiger von falschen Polizisten angerufen. Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte in diesem Jahr bis Ende...

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Hannover (dpa/lni) - Vor allem ältere Menschen in Niedersachsen werden häufiger von falschen Polizisten angerufen. Das Landeskriminalamt (LKA) registrierte in diesem Jahr bis Ende November fast 7000 Fälle, in denen angebliche Beamte mögliche Opfer zur Herausgabe von Bargeld oder Wertsachen bewegen wollten. Das seien rund 3000 Fälle mehr im gesamten Jahr 2018, sagte LKA-Sprecherin Nevin Ayyildiz.

Das ist die schlechte Nachricht. Es gibt aber auch eine gute: „Es zeichnet sich deutlich ab, dass die Täter wesentlich mehr Zeit, Versuche und Mühe investieren müssen, um ihre List erfolgreich anzuwenden“, sagte die LKA-Sprecherin. Denn die Zahl der vollendeten Taten ging trotz der vermehrten Versuche von 94 auf 85 (Stichtag 30. November) zurück. Die Schadenssumme reduzierte sich von rund 4,7 Millionen Euro auf gut 2,5 Millionen Euro.

Möglicherweise hilft Aufklärung. Denn die Polizei warnt seit Jahren immer wieder vor der Betrugsmasche. Dabei werden vor allem ältere Menschen, die von den Tätern offensichtlich anhand ihrer Vornamen als Senioren identifiziert werden, zunächst aus dem Ausland angerufen. Die Anrufer geben sich als Polizisten aus. Mit Lügengeschichten versuchen sie ihre Opfer dazu zu bewegen, Geld, Gold und Schmuck angeblichen Polizisten zu übergeben. Die Wertgegenstände, so tischen es die Anrufer ihren Opfern auf, würden sonst Einbrechern oder vermeintlich betrügerischen Bankmitarbeitern in die Hände fallen. Fällt jemand auf die Masche herein, werden Abholer geschickt. Diese geben sich ebenfalls als Polizeibeamte aus und nehmen die Beute mit.

Dabei geht es teils um sehr hohe Werte. So habe im Januar dieses Jahres eine Frau, die im Gebiet der Polizeidirektion Lüneburg lebt, Gold und Bargeld im Wert eines sechsstelligen Euro-Betrages verloren, teilte das LKA mit. Und in der Nähe von Hannover wurden einem älteren Ehepaar Goldbarren im Wert von deutlich mehr als 100 000 Euro abgenommen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die angezeigten Anrufe falscher Polizisten nur ein Bruchteil der tatsächlich versuchten oder vollendeten Betrügereien sind. Eine sogenannte Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamts von 2017 habe ergeben, dass nur knapp jedes vierte Betrugsdelikt angezeigt werde, sagte Sprecherin Ayyildiz. Bei Straftaten gegen ältere Menschen sei sogar von einer noch geringeren Quote auszugehen. Denn häufig schwiegen die Geschädigten aus Scham oder Angst vor den Reaktionen ihrer Angehörigen.

Unabhängig davon sind den Ermittlern in Niedersachsen und Bremen in jüngerer Zeit wiederholt Schläge gegen Betrügerbanden gelungen. So wurden im April in Bad Gandersheim zwei mutmaßliche Mitglieder einer überregional agierenden Bande festgenommen, die mit der Masche mehrere Hunderttausend Euro erbeutet haben soll.

Im September wurde in Hameln ein Täter beim Abholen des bereitgelegten Geldes von echten Polizisten überwältigt. Und in Bremen fasste die Polizei im November zwei falsche Kollegen, die wiederholt Geld bei älteren Opfern eingesammelt haben sollen.

In Hannover wurden zudem Anfang Dezember fünf Männer und eine Frau zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie wurden schuldig gesprochen, als Mitglieder einer Bande zwischen Mai 2017 und September 2018 unter anderem in Hameln, Bodenwerder und Bad Münder hohe Geldbeträge erbeutet zu haben.

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