Frankfurt am Main:Das Fest der Liebe lockt die Diebe

Lesezeit: 3 min

Von wegen Fest der Liebe: Alle Jahre wieder nutzen Straftäter auch in Hessen die Weihnachtszeit, um kräftig Beute zu machen. "Klassische" Tatorte sind die...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Von wegen Fest der Liebe: Alle Jahre wieder nutzen Straftäter auch in Hessen die Weihnachtszeit, um kräftig Beute zu machen. „Klassische“ Tatorte sind die Weihnachtsmärkte. Aber auch Spendenbüchsen, verlassene Wohnungen oder der Wald sind vor ihnen nicht sicher. Einige Beispiele und Erfahrungsberichte quer durchs Land:

TATORT WEIHNACHTSMARKT: Diebe machen sich hier das Gedränge an den Ständen zunutze, um an Geldbörsen oder Handys zu gelangen. Eine Masche der Täter nach Angaben des Hessischen Landeskriminalamtes (LKA) ist der „Senf-Trick“: Sie rempeln Marktbesucher vermeintlich versehentlich an, auf der Jacke des Opfers landet Senf von der Bratwurst - und die Ablenkung wird für den Taschendiebstahl genutzt. Auch Standbetreiber werden zu Opfern, wie vor kurzem auf dem Kasseler Weihnachtsmarkt: Nach Angaben der Polizei vom Dienstag wurde eine Verkäuferin von einer Trickbetrügerin derart abgelenkt und verwirrt, dass sie um ihr Wechselgeld gebracht wurde.

Auf vielen Märkten laufen Polizisten in Uniform und zivil Streife, um etwa Ausschau nach Taschendieben zu halten. Zum Beispiel in Frankfurt. Wer bestohlen wird, kann bei jedem Polizeirevier und auch auf der stationären „Weihnachtsmarktwache“ nahe der Frankfurter Paulskirche Anzeige erstatten. Bislang gibt es aber trotz zahlreicher Besucher und Gedränge vor Verkaufsbuden und Glühweinständen eher wenig Arbeit für die Polizei auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt, berichtet eine Sprecherin. „Es ist bisher sehr ruhig.“

TATORT WOHNUNG: Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigt regelmäßig die Zahl von Wohnungseinbrüchen an. Es sei eine Tendenz in Richtung der Herbst- und Wintermonate zu erkennen, heißt es beim LKA. Der Dezember ist laut der Polizeilichen Kriminalstatistik aber nicht der „Top-Monat“ der Einbrüche, sondern oftmals der Januar. 2018 registrierte die Polizei in diesem Monat 1282 Taten, im Dezember 480. Im Jahr 2014 kam es im Januar zu 1900 Einbrüchen, im Dezember zu 1044. Die Polizei wie etwa das Präsidium Osthessen führt auch in diesem Jahr wieder verstärkt Kontroll- und Präventionsmaßnahmen zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität durch.

TATORT GESCHÄFT: „Auch Diebe brauchen Weihnachtsgeschenke“, sagt der ausgebildete Detektiv Stefan Siegel, der zwei Sicherheitsfirmen in Wiesbaden leitet. Es gebe zwar keine speziellen Produkte, die die Täter rund um Weihnachten bevorzugt stehlen. Aber Technikartikel aus den großen Discountern seien bei den Langfingern sehr beliebt, berichtet Siegel, der auch für die hessische Polizei und den Handelsverband Schulungen anbietet. „Weihnachtsbäume werden eher weniger geklaut.“ Die großen Kaufhäuser versuchten sich im Weihnachtsgeschäft mit deutlich mehr Detektiven und Sicherheitspersonal an den Eingangstüren gegen Diebstahl zu schützen, sagt der Experte der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden.

TATORT WALD: Auch in Hessens Wäldern wird in der Adventszeit gestohlen. „Um die Vorweihnachtszeit beobachten wir immer wieder den Diebstahl junger Fichten oder Tannen, die als Weihnachtsbäume oder Schmuckreisig verwendet werden“, berichtet Michelle Sundermann, Sprecherin von Hessen Forst in Kassel. Die Förster entdeckten dann abgesägte Baumstümpfe mit ziemlich kleinen Durchmessern im Bestand. „Die meisten Diebstähle bleiben leider erfolgreich und der Täter oder die Täterin unerkannt.“ Wie hoch der Schaden jährlich ausfällt, ist unklar. Ein größeres Problem sind laut Hessen Forst aber andere Holzdiebstähle. Um Holzdiebstahl zu bekämpfen, arbeiten die Förster schon seit einigen Jahren mit versteckten GPS-Tracker-Sendern in Stämmen und Holzstücken.

TATORT SPENDENBÜCHSE: Auch unter Spendensammlern finden sich schwarze Schafe. In Büdingen (Wetteraukreis) etwa sollen nach Angaben der Polizei Betrüger im Namen der dortigen Tafel Spenden für eine angebliche Weihnachtsfeier gesammelt haben. „Das Thema kommt immer wieder“, sagt Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen. Man sollte wohlüberlegt spenden und sich nicht durch Mitleidsgetue unter Druck setzen lassen. „Man darf sich als Verbraucher nicht verzetteln und sollte nicht an jeder Ecke spenden.“ Auch bei Förderverträgen für Organisationen sei Vorsicht geboten: „In keinem Fall irgendetwas ungeprüft unterschreiben.“ Eine Liste förderungswürdiger Organisationen gebe es beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen.

TATORT KIRCHE: In den Kirchen scheinen sich zur Weihnachtszeit Langfinger und Betrüger eher rar zu machen. Zumindest sind der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) keine Betrügereien bekannt. Auch der Griff in den Klingelbeutel sei kein Problem, sagt ein Sprecher. Da die Kirchen in der Vorweihnachtszeit voller seien, sei auch die soziale Kontrolle höher und damit die Gefahr größer, erwischt zu werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: