Konsequenzen aus dem Fall Gammy:Thailand verbietet Leihmutterschaft für ausländische Paare

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  • In Thailand sind Leihmütterschaften für ausländische Paare künftig verboten. Alle Beteiligten werden mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft.
  • Von einer fremden Frau ein Baby austragen zu lassen, ist nur noch erlaubt, wenn die Leihmutter mindestens 25 Jahre alt ist und zumindest einer der Partner thailändischer Abstammung ist.

Neues Gesetz verbietet Leihmutterschaft

Die Regierung in Thailand will den sogenannten Fruchtbarkeits-Tourismus unterbinden. Das Parlament in der Hauptstadt Bangkok hat ein Gesetz beschlossen, das es Ausländern verbietet, von thailändischen Leihmüttern Babys austragen zu lassen.

"Dieses Gesetz zielt darauf, dass die Bäuche thailändischer Frauen nicht zu den Bäuchen der ganzen Welt werden", sagte der Abgeordnete Wanlop Tankananurak dem Portal Asiaone zufolge zur Begründung. Eine Leihmutter zu engagieren ist künftig nur noch erlaubt, wenn zumindest einer der beiden Partner, die sich ein Kind wünschen, thailändischer Abstammung ist. Außerdem müssen sie nachweisen, dass sie selbst keine Kinder bekommen können und sie auch keine Verwandten haben, die als Leihmütter einspringen könnten. Eine weitere Vorgabe ist, dass die Leihmutter mindestens 25 Jahre alt sein muss.

Lehren aus dem Fall Gammy

Hintergrund des Gesetzes ist der Fall Gammy, der im vergangenen Jahr weltweit für Aufsehen gesorgt hatte. Der Junge, der am Down-Syndrom leidet und mit einem Herzfehler geboren wurde, war von seinen australischen Eltern bei der Leihmutter in Thailand zurückgelassen worden. Seine gesunde Schwester hatte das Paar dagegen mitgenommen.

In einem weiteren spektakulären Fall geht es um einen 24-jährigen Japaner, der 16 Babys von thailändischen Leihmüttern hatte austragen lassen. In einer Wohnung in Bangkok hatte die Polizei im Sommer vergangenen Jahres neun Babys mit Kindermädchen entdeckt. DNA-Tests ergaben, dass der Japaner der Vater ist. Den Ermittlungen zufolge hatte er die Kinder mit Hilfe von Eizellenspenderinnen künstlich gezeugt und Leihmütter dafür bezahlt, sie auszutragen. Nach dem Fund war er nach Japan geflohen. Die thailändische Polizei leitete Ermittlungen wegen Menschenhandels ein. Nach Angaben einer Leihmutter-Agentur wollte der Japaner 100 bis 1000 Babys zeugen. Lokale Medien schreiben in dem Fall von einer "Babyfabrik".

Schon seitdem die beiden Fälle bekannt wurden, gibt es seitens der Militärregierung in Bangkok Bestrebungen, kommerzielle Leihmutterschaften deutlich zu erschweren. So wurde zum Beispiel mehrere Fruchtbarkeitskliniken bereits geschlossen. Das jetzt beschlossene Gesetz sieht harte Strafen vor. Jede Person, die an einer verbotenen Leihmutterschaft beteiligt ist, muss mit bis zu zehn Jahren Gefängnis rechnen.

Kritiker argumentieren jedoch, dass ein Verbot das Problem nicht löse. Paare, die eine Leihmutter suchen, würden so in die Illegalität getrieben und es werde schwieriger, eine kompetente medizinischische Betreung für Leihmütter zu gewährleisten.

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